Kurier

Assads Kalkül geht in Ost-Ghouta auf

Rebellenab­zug. Eine der stärksten Fraktionen will freies Geleit – und beschleuni­gt damit ihr Ende

- – ARMIN ARBEITER

Die syrische Armee ist in OstGhouta weiterhin auf dem Vormarsch. Durch Einsatz von Brandbombe­n rückten assadtreue Truppen in der Nacht auf Mittwoch den islamistis­chen Rebellen der „Jaish al-Islam“zu Leibe, der Druck auf die Belagerten wächst.

Für die radikale Gruppierun­g „Ahrar al-Sham“wurde dieser Druck zu hoch – laut Vertretern der syrischen Opposition stimmten deren Vertreter einem Abzug aus OstGhouta zu, den die Assad-Regierung den Belagerten seit Jahren angeboten hat.

Dahinter steckt Kalkül, das sich für Bashar al-Assad schon oft bewährt hat. Sobald die Lage für die Rebellen aussichtsl­os wird, haben sie zwei Optionen: den Kampf weiterführ­en und verlieren, oder auf das Angebot eingehen.

Sie bekommen mitsamt ihren Familien freies Geleit, dürfen sogar Waffen und Munition mitnehmen. Das Ziel ist immer dasselbe: die Provinz Idlib.

Dort ist die letzte nennenswer­te Bastion der syrischen Rebellen – doch von einer gemeinsame­n Sache kann nicht die Rede sein.

Die zwei einflussre­ichsten Gruppierun­gen bekämpfen einander dort seit Monaten, während sich der Belagerung­sring der Armee immer enger zieht. Außerdem stehen auch in Idlib russische und syrische Luftangrif­fe an der Tagesordnu­ng.

Auf der einen Seite steht die radikalisl­amische „Hayat Tahrir al-Sham“(HTS), auf der anderen Ahrar al-Sham. Andere Gruppen wurden ent- weder zerrieben oder schlossen sich einer der beiden Seiten an.

Ein Abzug der Rebellen aus Ost-Ghouta nach Idlib würde den internen Konflikt noch weiter beschleuni­gen und beiden Seiten schwere Verluste zufügen, denn was der HTS an Kämpfern fehlt, macht sie durch Erfahrung und Bewaffnung wett.

Sieg für Assad

Für Assad bedeutet der angekündig­te Abzug der Rebellen einen großen Sieg – anstatt die eigenen Soldaten in einem blutigen Häuserkamp­f zu opfern, kann er sich zurücklehn­en und abwarten, bis eine der Rebellengr­uppierunge­n den Pyrrhussie­g davongetra­gen hat.

Die syrische Armee hat bereits mehr als 70 Prozent des Gebiets eingenomme­n. Erobert sie Ost-Ghouta, ist nur noch das große Flüchtling­slager Yarmouk im Süden der Stadt in regierungs­feindliche­r Hand.

Dort hat der IS vor Jahren die Macht übernommen und in der Nacht auf Dienstag einen Überraschu­ngsangriff auf Assad-Truppen unternomme­n.

 ??  ?? Die ständigen Bombardeme­nts setzen Rebellen wie Zivilisten zu
Die ständigen Bombardeme­nts setzen Rebellen wie Zivilisten zu

Newspapers in German

Newspapers from Austria