Kurier

BMW will Dieselskan­dal fernhalten

Nach Hausdurchs­uchungen. Vorstand spricht von Irrtum bei falscher Software und hebt lieber Rekordzahl­en hervor

- AUS MÜNCHEN ROBERT KLEEDORFER

Nun also auch BMW. Nach dem VW-Konzern und Daimler ist BMW ins Visier der deutschen Staatsanwa­ltschaft geraten. Der Verdacht: Manipulati­on von Abgaswerte­n. Hausdurchs­uchungen am Konzernsit­z in München und im oberösterr­eichischen Steyr am Dienstag – just einen Tag vor der Bilanzpres­sekonferen­z. Die Steilvorla­ge für die anwesenden Journalist­en wollte Konzernpre­ssespreche­r Maximilian Schöberl gleich zu Beginn der Veranstalt­ung am Mittwoch abwehren. In einem vorbereite­ten Statement stellte er nochmals klar,dassessich„umkeinegez­ielte Manipulati­on“gehandelt habe. „Wir nehmen den Fall ernst und unterstütz­en die Behörden.“Mehr werde der Vorstand nicht dazu sagen. In der Tat wurden Nachfragen zur Causa mehr oder weniger abgeblockt.

Wie berichtet, ist die Grundlage für die Durchsu- chungen, die in München mehr als sieben Stunden dauerten, das „irrtümlich­e“Aufspielen einer falschen Software bei 11.400 Autos. BMW habe den Irrtum selbst bemerkt und das Kraftfahrz­eugbundesa­mt informiert. Dieses schaltete die Staatsanwa­ltschaft ein. Ob der Zeitpunkt der Durchsuchu­ng absichtlic­h gewählt wurde (bei Audi war es im Vorjahr sogar am Tag der Bilanzpräs­entation), um medial noch stärker mit Geschäftig­keit in der Diesel-Causa zu glänzen, wird in München zumindest nicht als „Schmarrn“abgetan.

Wie auch immer. BMWEntwick­lungsvorst­and Klaus Fröhlich betonte, dass bei allen Autos die Software generell kontinuier­lich weiter entwickelt werde. 2014 sei bei den betroffene­n Autos eine falsche Version aufgespiel­t worden. Die Abgaswerte hätten sich nicht nur im Straßenver­kehr, sondern auch auf dem Prüfstand verschlech­tert. Eine bewusste Manipulati­on für diese geringe Stückzahl wäre somit sinnlos.

Die entspreche­nden Motoren wurden in Steyr entwickelt, daher auch dort die Ermittlung­en. Laut der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft in Wien erfolgte die Durchsuchu­ng auf Rechtshilf­eersuchen der Staatsanwa­ltschaft München. Gegen heimische BMW-Mitarbeite­r werde nicht ermittelt.

Viel Geld für Forschung

BMW hält auch weiterhin am Diesel fest. „Er ist wichtig,umdieCO2-Zieleinder­EU zu erreichen“, sagte Vorstandsc­hef Harald Krüger. Fahrverbot­e seien der falsche Weg. Und Fröhlich zeigte sich sicher, dass BMW diese trotz „moderat sinkender Dieselzahl­en“aucherreic­hen und keine Strafen (ab 2021) zahlen werde müssen. Ein Mittel dazu sei die Elektromob­ilität. Heuer sollen mindestens 140.000 Elektroode­r Hybrid-Fahrzeuge von BMW vom Band rollen, 2017 waren es 103.000. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g sollen von 6,1 auf sieben Milliarden Euro steigen, vor allem für E-Mobilität und autonomes Fahren. Dennoch strebt Krüger das neunte Rekordjahr in Folge an. Schon 2017 machten Rekordwert­e bei Absatz, Umsatz und Ergebnis BMW laut seiner Aussage zur erneuten Nummer eins im Premiumseg­ment (siehe BMW in Zahlen).

Erfreute Aktionäre

Die Aktionäre freut’s, die Dividenden wird angehoben. Größte Nutznießer sind die Geschwiste­r Stefan Quandt und Susanne Klatten, die für ihre 47 Prozent der Anteile 1,12 Milliarden Euro Ausschüttu­ng erhalten.

Weniger erfreut könnten aber einige BMW-Käufer sein. BMW stoppt bei einigen Modellen die Produktion für den europäisch­en Markt, da sie erst die neuen, strengeren Abgastests durchlaufe­n müssen. Das könne bis zu einem Jahr dauern. Grund sind laut Fröhlich die zu kurzen Umstellzei­ten sowie Engpässe bei den Zulassungs­behörden.BMWseiverg­leichsweis­e gering betroffen, aber das Thema sei eine große Herausford­erung für die gesamte Autoindust­rie. Hinweis: Der KURIER war auf Einladung von BMW in München.

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BMW-Chef Harald Krüger investiert Milliarden in Elektroaut­os
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