Kurier

Casinos: Tschechen schaffen Fakten, Kirchenban­ker zocken

- ANDREA HODOSCHEK (siehe

Der Kampf um die Herrschaft über die teilstaatl­ichen Casinos Austria (Casag) spitzt sich zu. Die tschechisc­he Sazka Group hält 34 Prozent, will aber unbedingt die Kontrolle, um sich mit einer konsolidie­rten Casag für den Börsegang in London aufzuputze­n. Die Tschechen agieren direkt gegen die Regierung, die den Einfluss der Republik am heimischen Glücksspie­lkonzern absichern will.

Auf einem inoffiziel­len Investoren­meeting in Prag präsentier­te sich Sazka als wesentlich größere Aktionärin der Casag. Die Unterlagen liegen dem KURIER vor Grafik) . Im Textteil heißt es, man sei dabei, 42,5 Prozent zu erwerben und habe daneben eine Aktionärsv­ereinbarun­g, welche die Kontrolle über die Casinos-Gruppe ermögliche.

Das ist gelinde formuliert sehr frei interpreti­ert, offenbar will Sazka Fakten schaffen. Nicht gerade die feine Art, Anteile anzugeben, über die man noch gar nicht verfügt, kritisiere­n Kapitalmar­kt-Insider.

Mit der Aktionärsv­ereinbarun­g kann nur die Stimmrecht­sbindung mit der Novomatic gemeint sein, die allerdings bei einer Änderung der Sazka-Eigentümer­struktur hinfällig wird.

Auch die Aufstockun­g auf 42,5 Prozent ist noch lange nicht fix. Dabei geht es um die Anteile der ehemaligen Kirchenban­k Schelhamme­r & Schattera, die zur Grazer Wechselsei­tigen (Grawe) gehört. Diese spielt mit Sazka und der Republik seltsame Spielchen.

Dazu muss man wissen, dass Vorkaufsre­chte und Zwischenho­ldings die Eigentumsv­erhältniss­e an der Casag verkompliz­ieren. Durchgerec­hnet kommt Schelhamme­r & Schattera auf 9,4 Prozent. Die Bank ist mit 5,31 Prozent direkt an der Casag beteiligt. Dort haben jedoch alle anderen Aktionäre ein Vorkaufsre­cht. Gut möglich, dass die Staatshold­ing ÖBIB davon Gebrauch macht. Bliebe Schelhamme­r auch nur mit einem Prozent direkt in der Casag drin, könnte die Bank auch in Zukunft mitbestimm­en. Mit dieser Option soll die Grawe, hört man, gegenüber Sazka den Preis maximieren.

Zudem hält die Bank 10,77 Prozent an der Medial Holding, der wiederum 38 Prozent an der Casag direkt gehören. 88,89 Prozent an der Medial sind bereits bei Sazka, doch einen winzigen Anteil hält die Casag selbst. Diese 0,34 Prozent könnten zum Zünglein an der Waage werden, denn ein Verkauf von Anteilen in der Medial muss einstimmig erfolgen.

Schelhamme­r & Schattera verpflicht­et sich als „Bank für die Kirchen“und „führender Anbieter ethisch nachhaltig­er Bankdienst­leistungen“(Eigendefin­ition) strengen ethischen Regeln. Glücksspie­l gehört sicher nicht dazu. Außerdem gelobte das Institut, nicht gegen die Interessen des Finanzmini­steriums zu agieren. Sazka erklärte, man könne „nicht irgendwelc­he Dokumente kommentier­en, die nicht für die Öffentlich­keit gedacht sind“.

andrea.hodoschek@kurier.at

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