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Was die Übernahme von UPC durch T-Mobile für die Kunden bedeutet

Österreich. Preiserhöh­ungen und eine sinkende Netzqualit­ät könnten mögliche Folgen sein.

- VON GREGOR GRUBER

Im Dezember 2017 wurde der Deal des Jahres der österreich­ischen Telekom-Landschaft unterzeich­net: T-Mobile übernimmt UPC Österreich für geschätzte 1,9 Milliarden Euro. In der zweiten Jahreshälf­te soll der Deal, vorausgese­tzt, die Wettbewerb­sbehörde stimmt zu, offiziell sein. Insgesamt haben beide Firmen zusammen 6,7 Millionen Kunden. Für die soll sich vorerst nichts ändern, so UPC im Dezember. TMobile ist zuversicht­licher und spricht in einer Aussendung von Dezember von „klaren Vorteilen“für Kunden unddem„SparenvonK­osten“durch Bündelange­bote.

Preiskampf

Analysten gehen davon aus, dass A1 am stärksten den Druck durch den neuen Komplettan­bieter T-Mobile/UPC spüren wird. Denn bisher gab es nur A1 als echten All- in-One-Provider. Sollte A1 die Preise erhöhen, wandern Kombi-Kunden, die Internet, Mobiltelef­onie und T V beziehen, möglicherw­eise zu TMobile/UPC ab.

„Ob es wirklich zu einer Preisschla­cht kommt, hängt davon ab, wie aggressiv TMobile versuchen wird, Marktantei­le zu gewinnen und Kunden von A1 abzuziehen“sagt Analyst Karim Taga von Arthur D. Little. „Preise entstehen nicht in Buchhaltun­gsabteilun­gen, sondern am Markt, und hier ist der Wettbewerb in Österreich bekanntlic­h sehr stark“, sagt Helmut Spudich, Unternehme­nssprecher von T-Mobile und deutet damit einen möglichen Preiskampf an.

Der lachende Dritte

Für Endkunden wäre ein Preiskampf zu begrüßen. Die Vergangenh­eit hat aber gezeigt, dass es durch eine Marktkonze­ntration eher zu Preissteig­erungen kommt. Es könnte durchaus sein, dass bei der nächsten Preissteig­erung von A1 für Festnetzun­d mobiles Breitbandi­nternet T-Mobile/UPC mitgeht und auch die Preise erhöht. Denn wohin sollen die Kunden noch wechseln? Der „lachende Dritte“könnte Drei sein. Der Mobilfunka­nbieter hat 2017 Tele2 gekauft, das Festnetz-Internet, -Telefonie und TV anbietet. Bisher gibt es noch keine Kombi-Produkte, diese sind aber angedacht.

Laut Taga könnte es für Drei dennoch schwer werden. Mit dem Zukauf von Tele2 sei in erster Linie der Businessku­nden-Markt gestärkt worden. Um das Festnetz-Internet für Heimkunden voranzutre­iben und österreich­weit anbieten zu können, würde Drei/Tele2 vermutlich teilweise auf die Infrastruk­tur von A1 oder TMobile/UPC zurückgrei­fen müssen: „Da könnte es regulatori­schen Bedarf geben“, so Taga.

Netzqualit­ät

Eine Befürchtun­g ist, dass TMobile das bestehende UPCGlasfas­ernetz primär nutzen wird, um Sendestati­onen für den kommenden Mobilfunks­tandard 5G zu nutzen. Würde die Infrastruk­tur nicht zusätzlich ausgebaut werden, könnte dies die UPC-Leitungen stark belasten und langsamere Downloadge­schwindigk­eiten für UPC-Kunden bedeuten. „Eine solche Sorge ist unbegründe­t. Das rasante Datenwachs­tum erlaubt es nicht, bei der Netzqualit­ät nachzulass­en. Wir werden in die bestehende­n Infrastruk­turen kräftig weiter investiere­n“so Spudich.

Virtuelle Provider

Die Übernahme von UPC durch T-Mobile muss noch von der europäisch­en Wettbewerb­sbehörde genehmigt werden. Diese könnte Auflagen festlegen, falls die neue Firma als zu dominant am österreich­ischen Markt eingestuft wird. Es wäre denkbar, dass UPC sein Netz für virtuelle Betreiber, also solche, die sich in das Netz einmieten, freigeben muss, ähnlich wie es Drei im Zuge des Orange-Deals machen musste. „Dies wurde auch in den Niederland­en und Belgien versucht, allerdings ohne Erfolg“, sagt Taga.

Sollte es dazu kommen, könnten Diskont-Anbieter für Festnetz-Internet und TV im Glasfasern­etz von UPC unterwegs sein. Sollten dadurch neue Kunden ins UPCNetz kommen, etwa von A1 oder solche, die jetzt LTE/4G-Internet für zu Hause nutzen, könnte sich dies negativ auf die Netz-Performanc­e auswirken, falls es nicht zusätzlich ausgebaut wird.

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Die Übernahme von UPC durch T-Mobile soll in der zweiten Jahreshält­e abgeschlos­sen werden. Der Kaufpreis beträgt 1,9 Milliarden Euro

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