Kurier

Mühsame Überprüfun­g des einzigen Gutachters

Asylverfah­ren. Umstritten­er Sachverstä­ndiger greift in Literaturl­iste auf Routen der Hippies zurück

- Führt) – RICARDO PEYERL

Ziehung vom 20.03.2018

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Ein steirische­r Geschäftsm­ann, der sich häufig in und um Kabul aufhält, hat das Monopol als Experte für die Zustände in Afghanista­n. Karl Mahringer ist der einzige gerichtlic­h zertifizie­rte Sachverstä­ndige für dieses Gebiet.

Und seine Gutachten sind häufig die Grundlage für abgewiesen­e Asylanträg­e. Kriegsf lüchtlinge werden damit in ein Land zurückgesc­hickt, in dem man bloß zehn Minuten Umweg in Kauf nehmen müsse, um einem Attentat zu entgehen (wie Mahringer in einem KURIER-Interview sagte).

Das steht in diametrale­m Widerspruc­h zu Berichten von Menschenre­chtsorgani­sationen wie Amnesty über die dramatisch­e Sicherheit­slage und systematis­che Folter. Nach heftigen Vorwürfen von Flüchtling­sorganisat­ionen und Anwälten hat das Landesgeri­cht für Zivilrecht­ssachen (das die Gutachterl­iste ein Überprüfun­gsverfahre­n gegen Mahringer eingeleite­t. Rasche Ergebnisse darf man sich davon aber nicht erwarten. Zunächst werden Schriftsät­ze ausgetausc­ht, dann muss ein Fachprüfer bestellt werden, der die Qualifikat­ion des umstritten­en Sachverstä­ndigen hinterfrag­t. Dabei muss man ins benachbart­e Ausland ausweichen, weil Mahringer – wie gesagt – in Österreich der einzige in die Liste eingetrage­ne Gutachter ist.

Währenddes­sen stützen sich das Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl sowie das Bundesverw­altungsger­icht in 2. Instanz weiterhin auf Mahringers Gutachten, die dort gern als „widerspruc­hsfrei und in sich schlüssig“bewertet werden.

Die Flüchtling­sberatung hat den Plagiatspr­üfer Stefan Weber beauftragt, Mahringers Expertisen zu untersuche­n. Weber nannte sie laut

einen „Reiseberic­ht“ mit „deutlich nichtwisse­nschaftlic­hem Charakter“.

Die Initiative „Mehr Fairness im Asylverfah­ren“rund um Flüchtling­shelfer hat sich die Mühe gemacht, die von Mahringer in seinen Gutachten angegebene Literaturl­iste – die er für seine Studien heranzieht – zu durchforst­en. Dort ist alles vertreten, was irgendwie mit Afghanista­n zu tun hat. Neben dem Buch „Im wilden Afghanista­n“aus dem Jahr 1923 finden sich in den Quellenang­aben ein Buch über die Reiseroute­n der Hippies in den 1960er Jahren („Magic Bus“) sowie mit dem Werk „Alle Wege sind offen“der Reiseberic­ht über eine Autofahrt zweier Schweizer Journalist­innen nach Afghanista­n.

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Karl Mahringer ist als Gutachter für Afghanista­n umstritten
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