Keine rollende Burg mehr
Porsche Cayenne S. Die neue Generation des großen Gelände-Porsche im Test
Das wäre den Vorgänger-Modellen nicht passiert.
Taucht man mit dem neuen Cayenne irgendwo auf, wird man verdächtig oft mit der Frage konfrontiert, ob das denn dieser Macan sei. Aber mit dem kleineren Bruder verwechselt zu werden, ist ja in der SUV-Liga heutzutage nicht unbedingt ein Nachteil – zumindest was die Sozialverträglichkeit angeht.
Jedenfalls ist es den Designerngelungen,denCayennewesentlich kleiner erscheinen zu lassen als er tatsächlich ist. Das wird spätestens dann klar, wenn sich am Wegesrand ein Vorfahre der ersten Generation zum direkten Vergleich findet. Die Zeiten der rollenden Burg sind jetzt endgültig Geschichte.
Abgesehen von der in dieser Hinsicht eindeutigen Außenwahrnehmung, bietet der Blick von innen zwei unterschiedliche Sichtweisen. Der Pilot hat kaum je das Gefühl, in einem ausgewachsenen SUV unterwegs zu sein. So agil und sportlich lässt sich der Cayenne trotz seiner Masse bewegen.
Die Passagiere wiederum sind mit üppigen Platzverhältnissen gesegnet. Auch die Variabilität des Kofferraums bringt in der praktischen Anwendung Pluspunkte. Durch die geteilt umleg- und verschiebbare Rückbank lässt sich das Ladevolumen gut anpassen. Und im doppelten Boden bleibt trotz der massiven Bose-Box noch viel Platz für Kleinzeug.
Schaltf lächen statt Tasten
Gewöhnungsbedürftig ist die Bedienung des Bordcomputers via Touchscreen und den (sehr) berührungssensitiven Schaltflächen auf der hochgestellten Mittelkonsole, die klassische Schalter ersetzen. Zu oft werden hier Befehle ausgelöst, die man gar nicht will, nur weil die Hand zu nahe an der Oberfläche auf dem Weg über eine Schaltfläche hinweg zu einem dahinterliegenden Befehlspunkt will.
Im Fahrbetrieb gibt sich der neue Cayenne S wie gesagt leichtfüßiger als alle seine Vorgänger. Dank der Übertragung der neuen Porsche-Technik aus 911er und Panamera hat er jetzt auch den Knopf am Lenkrad, mit dem er bei Bedarf in Sekundenbruchteilen alle Muskeln koordiniert spannt, was zwei Vorteile hat. Soll es beim Überholen schnell gehen, muss man einfach nur auf den Knopf drücken,umauswelchervorhergehenden Drive-Mode-Einstellung auch immer unmittelbar in den Power-Modus zu wechseln. Das ermöglicht es anderseits im Realbetrieb viel öfter, einfach im Normal-Modus zu bleiben und mit Segel-Funktion dahin zu gondeln, weil im Bedarfsfall sofort die volle Kraft zur Verfügung steht.
Das wirkt sich auch positiv auf die Verbrauchswerte aus. Im Stadtverkehr bleibt die Anzeige am Bordcomputer zwar immer noch beharrlich jenseits von 14 Litern, im AutobahnLandstraßenmix bei winterlichen Verhältnissen kommt man aber mit rund 11 Liter aus.
Was angesichts des Gebotenen in Hinsicht auf Platz, Leistung und Luxus durchaus akzeptabel ist.
Die Luftfederung lässt sogar so etwas wie Komfort aufkommen, ohne die Sportlichkeit zu beeinträchtigen. Per Tastendruck können ohnehin auch härtere Gangarten gewählt werden (auch wenn man sonst im Normal-Modus unterwegs ist).
Die 8-Gang Automatik ist sehr aufmerksam beim selbsttätigen Zurückschalten bei Verzögerung (vor allem im Sport-Modus) und wenn es bergab geht. Ansonsten arbeitet sie so unauffällig, wie es sein soll.
Will man es ganz sportlich haben, kann man immer noch zu den Schalt-Wippen am Lenkrad greifen.