Kurier

Fluch und Segen

- MARIA BRANDL

Die Automatisi­erung wird nicht nur das Match Bahn gegen Straße verschärfe­n.

Seit Langem verliert die Bahn europaweit Marktantei­le gegenüber der Straße. Der schienenge­bundene Verkehr sei zu unf lexibel, heißt es meist.

Die geplante Automatisi­erung des Verkehrs könnte die Weichen neu stellen: Anders als Pkw und Lkw, die überaus exakte, erst mit viel Geld zu erstellend­e Geodaten neben vielen anderen Informatio­nen brauchen, um ihre Strecke zu finden, ist dies bei den Bahnen dank der Schienen viel einfacher. Tatsächlic­h fahren weltweit seit vielen Jahren U-Bahnen in diversen Städten automatisc­h, ohne Lenker an Bord, ebenso Bahnen auf Flughäfen.

Doch sobald es sich um grenzübers­chreitende­n Verkehr handelt, schlägt die Tradition zu. Allein die diversen Spannungen in den Oberleitun­gen bringen jeden hoffnungsv­ollen Bahnfrächt­er, der etwa Züge von Rotterdam nach Mailand betreiben will, zur Verzweiflu­ng. Und verteuert neue Lokomotive­n enorm, wie auch der Vertreter von Bombardier auf dem GSV Forum in Wien über die digitale und automatisi­erte Bahnzukunf­t zeigte.

Die Lkw dagegen haben europaweit freie Fahrt. Und mit dem für 2025 erwarteten „Platooning“, dem elektronis­chen Koppeln mehrerer Lkw auf Autobahnen, wird der Kostenvort­eil des Straßengüt­erverkehrs gegenüber der Schiene nochmals deutlich steigen.

Wenn es der EU nicht bald gelingt, für die Bahn Vorschrift­en und Technik so zu harmonisie­ren, dass auch auf Schienen europaweit „freie Fahrt“möglich wird, wird der Lkw weiter enorm zulegen. Und die automatisi­erte Bahn könnte vielfach auf chinesisch­er Infrastruk­tur samt Loks in Europa fahren. Eine große Gefahr auch für Österreich­s Bahnindust­rie, bislang weltweit fünftgrößt­er Exporteur.

maria.brandl@kurier.at

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