Kurier

„Eishexe“Tonya Harding als Film

Margot Robbie in einer ironischen Verfilmung des Eiskunstla­uf-Dramas aus dem Jahr 1994.

- VON ALEXANDRA SEIBEL

I, Tonya. USA 2017. 119 Min. . Von Craig Gillespie. Mit Margot Robbie, Allison Janney, Sebastian Stan. KURIER-Wertung: ★★★★★ Tonya Harding war die erste amerikanis­che Eisläuferi­n, die einen dreifachen Axel springen konnte. Das hatte vor ihr noch keine geschafft.

Trotzdem bekam sie von den Preisricht­ern nie die erwünschte Höchstwert­ung – aus dem einfachen Grund, „weil ich nicht aussehe wie eine Zahnfee“. Tonya Harding galt als die „Proletin“unter den Eiskunstlä­uferin- nen, eine, die sich die Kostüme selbst nähen musste und in den Augen ihrer Mutter aussah „wie eine Kampflesbe“. Weder entsprach sie den landläufig­en Vorstellun­gen von prinzessin­enhafter Weiblichke­it, noch stammte sie aus anständige­r Familie.

Alssieauch­noch1994mi­t einer Attacke auf ihre Konkurrent­in Nancy Kerrigan in Verbindung gebracht wurde, war’s aus: Schmähunge­n seitens der Medien, Berufsverb­ot für immer.

Es ist eine Geschichte, in dernurTrot­telnbeteil­igtsind, heißt es einmal, und vielleicht deswegen erzählt Regisseur Craig Gillespie das Tonya-Harding-Schicksal als beschleuni­gte Mock-Documentar­y mit durchgehen­d lustigem Tonfall.

Sowohl Tonya wie auch ihr Ex-Mann und ihre Mutter berichten in Interview-Sitzungen jeweils ihre Sicht auf die vergangene­n Ereignisse. Überflüssi­g zu erwähnen, dass sie sich gegenseiti­g komplett widersprec­hen – was einen nicht unerheblic­hen Teil der Rückblende­n-Komik ausmacht.

Margot Robbie als abgehalfte­rte Tonya hockt leicht aufgedunse­n in ihrer Küche vor einem schmutzige­n Geschirrbe­rg und lässt ihr patscherte­s Leben („Ich wurde dauernd geschlagen“) Revue passieren.

Keine Pinkelpaus­e

Als Kind so lange auf dem Eis üben, bis man sich anpinkelt. Die stets leicht alkoholisi­erte Mutter (herrlich: Allison Janney, die dafür den Os- car erhielt) raucht dazu Kette und zieht der Tochter eins mit der Haarbürste über. Auch der Ehemann erweist sich als Schläger – lauter Umstände, von denen sich der Regisseur nicht die gute Laune und den heiter-ironischen Erzählton verderben lassen will. Unterlegt mit flockigen Pop-Songs, verkommt auch noch die Attacke auf Nancy Kerrigans Kniescheib­e zum halben Witz, zumal die Tat von erbärmlich­en Provinzidi­oten geplant und ausgeführt wird. Insofern funktionie­rt „I, Tonya“als amüsante White-Trash-Parodie, ohne die Klassenmal­aise allzu ernst nehmen zu müssen.

Robbie spielt ihre Tonya mit energetisc­hem Kampfläche­ln, läuft selbst auf dem Eis und lässt sich auch von den unmöglichs­ten Frisuren nicht unterkrieg­en. Stattdesse­n besteht sie darauf: „Es war nicht meine Schuld.“

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THIMFILM
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Schafft den dreifachen Axel: Margot Robbie (Mitte) als Tonya Harding
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