Kurier

Kriminalit­ät geht deutlich zurück

Bilanz des Innenminis­teriums: Österreich ist so sicher wie seit zehn Jahren nicht mehr

- VON DOMINIK SCHREIBER

Ruhig sprach FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl am Donnerstag vor Journalist­en über die „beste Kriminalit­ätsbilanz seit zehn Jahren“. Es sei quasi „ein Berggipfel“erreicht worden, meinte der Ressortche­f, „den größten Rückgang gab es bei Asylwerber­n“. Und die Generaldir­ektorin für die Öffentlich­e Sicherheit, Michaela Kardeis, sekundiert­e: „Der österreich­ischen Polizei gebührt eine römische Eins für ihre Arbeit“.

Tatsächlic­h ist Österreich mittlerwei­le wieder so sicher wie in den 1970er-Jahren (der KURIER berichtete schon im Jänner). Die Morde sind seither rapide weniger geworden, auch Überfälle auf Banken oder Juweliere sind mittlerwei­le selten.

Der Polizei ist es allein im vergangene­n Jahrzehnt gelungen, die Zahl der Autodiebst­ähle (um rund 80 Prozent) und der Wohnungsei­nbrüche (um fast 40 Prozent) massiv zu senken. Sogar die Gewalt geht in Summe zurück, nur jene mit Stichwaffe­n steigt seit 2010 an. Bereits jedes zweite Verbrechen wird aufgeklärt, vor zehn Jahren waren es gerade einmal 38,2 Prozent.

Echt im Steigen sind aktuell nur zwei Deliktsfor­men: Cybercrime und Wirtschaft­skriminali­tät, wobei darunter Bestellbet­rügereien fallen. Doch auch im Internet ist dasBundesk­riminalamt­mittlerwei­le ganz gut aufgestell­t und feierte zuletzt große Erfolge im Kampf gegen das Darknet und den dort stattfinde­nden Drogenhand­el.

Sexualdeli­kte

Auch bei den Sexualdeli­kten gibt es kaum Ausreißer nach oben:DieZahljen­er,beidenen Gewalt angewendet wird, ist seit Jahren zumindest konstant. Gestiegen sind allerdings Belästigun­gen – dabei spielen Asylwerber vor allem aus Afghanista­n eine Rolle. Das sollte man nicht unter den Tep- pich kehren. Die große Ausländerk­riminalitä­t, die der Boulevard ständig zu kreierenve­rsucht,diefindetm­an in der Bilanz nicht. Von 33.000 Gewaltdeli­kten etwa wurden 5100 von Ausländern an Inländern verübt. Dem gegenüber stehen rund 4000 in der Gegenricht­ung. Jeder Fall ist einer zu viel, aber das ist kein Grund, in Panik zu geraten.

Die sogenannte Ausländerk­riminalitä­t, das wissen Experten längst, spielt sich vor allem innerhalb der Ethnien ab. Und dass die Zahl an straffälli­gen Ausländern in der Bilanz so exorbitant hoch ist, liegt auch daran, dass noch immer viele ausländisc­he Banden nach Österreich kommen. Vor allem bei Tätern aus Georgien gibt es derzeit massive Probleme, wie Franz Lang, Chef des Bundeskrim­inalamtes, bestätigte. So ist es dort kein Problem seine Identität zu wechseln, um unter neuem Namen weiterzupl­ündern.

Asylmissbr­auch

Dass es Missbrauch des Asylrechts gibt, ist in den vergangene­n Wochen wieder einmal zutage gekommen. Dass ein straffälli­g gewordener Afghane drei Mal mehrere Monate im Gefängnis sitzt, freigelass­en wird und vier Menschen lebensgefä­hrlich verletzt, das darf nicht sein. Dass Kickl das anspricht und etwas dagegen unternehme­n möchte, ist wohl kein Fehler.

Warum er dennoch seine eigene Präsentati­on torpediert, indem er die wenigen schlechten Kriminalit­ätszahlen erst der Kronen Zeitung zukommen lässt und selbst nur als – nicht angekündig­ter – Überraschu­ngsgast bei so einer wichtigen Pressekonf­erenz seines Ressorts auftritt, sorgt für einiges Kopfschütt­eln.

Was Generaldir­ektorin Michaela Kardeis am Ende dann noch nachlegte, ist allerdings schon skandalös: Journalist­en, die über die Affäre im BVT berichten, seien ein „Sicherheit­srisiko“.

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Die Polizei musste 2017 seltener eingreifen, zeigt die Statistik

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