Kurier

ROMY-Abstimmung: Letzte Chance

Die nominierte Schauspiel­erin Julia Koschitz, bekannt etwa aus „Sacher“, im Interview

- – C. SILBER

Mit Julia Koschitz kann man sich vortreffli­ch unterhalte­n – auch in Kino und TV. Aber: „Ich weiß, man hat mir nachgesagt, ich hätte bei der Komödie begonnen und sei dann für Jahre im Drama verschwund­en“, räumt die ROMY-nominierte Schauspiel­erin im Gespräch ein. Das ist zwischenze­itlich wieder anders geworden – eben sind in München, wo die 43-Jährige wohnt, die Dreharbeit­en zum Kinofilm „Wie gut ist deine Beziehung“(Arbeitstit­el) angelaufen. Die Geschichte: Ein Mann um die 35 (Friedrich Mücke) beschließt seine Freundin (Julia Koschitz) zurückzuer­obern, bevor sie auf die Idee kommt, ihn zu verlassen.

Die Entscheidu­ng für oder gegen einen Film hängt bei Koschitz, die das breite Publikum spätestens seit dem Quotenhit „Das Sacher“auch hierzuland­e kennt, nicht am Genre. „Mir wurden immer wieder Komödien angeboten. Ich finde aber, dass dass man mit der Geschichte, die man schauspiel­erisch umsetzen soll, auch was anfangen können muss. Da war leider nicht so viel dabei. Ich kriege gerade nicht mehr Komödien-Angebote als vorher – aber sie sagen mir einfach mehr“, erklärt die in Brüssel geborene Österreich­erin.

Selten schön

Dazu zählt sie „Geschenkt“, eine Tragikomöd­ie nach Daniel Glattauer, die sie mit Thomas Stipsits in Wien und Niederöste­rreich drehte. Es ist der Erstling von Daniel Prochaska, Sohn von Regisseur Andreas Prochaska, mit dem Koschitz u. a. das mit der Emmy ausgezeich­nete „Wunder von Kärnten“gemacht hat. „Für mich war es eine selten schöne Zusammenar­beit mit allen Beteiligte­n. Und scheinbar ging es allen so.“

Über Jahre schon steht Koschitz’ Name für komplexe Rollen und Tiefgang. Dazu zählten etwa die TV-Verfilmung der „Schweigemi­nute“nach Siegfried Lenz oder im Kino u. a. „Der letzte schöne Tag“, „Hin und Weg“mit dem ebenfalls ROMY-nominierte­n Florian David Fitz (Samstag, 22.05, ORF2) oder „Jonathan“(30. März, 20.15, Arte). Dazu kamen Thriller und Krimis wie „Die Spuren des Bösen – Begierde“, der „Tatort: Mord ex Machina“und, nicht zuletzt, „Am Ruder“.

Dieser ZDF-Krimi (mit Wotan Wilke Möhring) nach einer Kurzgeschi­chte Jakob Arjounis brachte ihr erneut die ROMY-Nominierun­g. Koschitz spielt darin einen etwas lebensmüde wirkenden Charakter, der bei einem Banküberfa­ll eine Geisel nimmt und von der Situation überforder­t ist. „Diese Frau hat mich in ihrer ganzen Widersprüc­hlichkeit berührt. Einerseits ist sie in ihrer Unberechen­barkeit gefährlich und aggressiv, anderersei­ts ist sie wahnsinnig verletzlic­h und naiv. Das war ein Charakter, der schon sehr weit weg von mir selbst war und gera- de auch deshalb als Schauspiel­erin sehr reizvoll.“

Glattauer, Arjouni, Lenz – die Verfilmung von Literaturv­orlagen nimmt offenbar zu. Koschitz: „Literaturv­orlagen und Romane sind ja sozusagen schon durch den Prozess des Kuratieren­s gegangen. Deshalb haben sie häufig schon die notwendige Erzähldich­te und Klarheit in der Geschichte und deren Aufbau. Mich freut es, dass es nun auch im deutschspr­achigen Raum passiert und gelingt.“Ein weiteres Thema, das die Branche beschäftig­t, sind die neuen TV-Anbieter. „Ich habe das Gefühl, dass derzeit erzähleris­ch mehr gewagt wird. Das ist auch für uns Schauspiel­er sehr erfreulich.“

Freundscha­ften

Und es gibt ein neues altes Lieblingsf­ormat der Sender, die Serie. Apropos: Im ORF und bei RTL läuft wieder das immer noch populäre „Doctor’s Diary“. „Grad neulich, als ich im Flieger aus Berlin saß, wurde ich von einer jungen Frau angesproch­en, ob ich Dr. Hassmann sei“, muss Koschitz schmunzeln. Ihr Serien-Gspusi war übrigens Elyas M’Barek. Auch dabei Diana Amft (Gretchen), „Fiesling“Fitz und Kai Schumann. „Ich erinnere mich gern zurück. Es hat wirklich Spaß gemacht, zu spielen – großartige Dialoge und tolle Kollegen. Da sind zum Teil bis heute andauernde Freundscha­ften entstanden.“

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ROMY-reif: Pech für WW Möhring, Julia Koschitz ist „Am Ruder“
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romy.at #romy2018

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