Kurier

Peter Pacult und Rapids 7:0

Zehn Jahre danach: Der Trainer über das Schützenfe­st in Salzburg.

- VON ALEXANDER HUBER

Der Ostersonnt­ag 2008 wird wohl immer mit dem außergewöh­nlichstenS­pielderBun­desliga-Historie verbunden bleiben.ZehnJahred­anacherklä­rt Peter Pacult, wie es dazu kommen konnte.

KURIER: Die erste Überraschu­ng war Ihre Aufstellun­g ohne Mario Bazina, den besten Kunstrasen­spieler. Warum haben Sie sich für das Duo Maierhofer und Hoffer entschiede­n? Peter Pacult: Stefan Maierhofer war nach der Verpflicht­ung im Winter mit seiner Joker-Rolle unzufriede­n. Am Montag nach seinem Doppelpack zum 2:0 im Derby hab’ ich ihn gefragt: „Traust du dir das auch auf Kunstrasen zu?“Dass sein Selbstvert­rauen damals schon riesig war, hab’ ich eh gewusst. Aber der „Lange“lieferte auch ein gutes Argument: Sein Training auf Kunstrasen mit den Bayern Amateuren. Deshalb hab’ ich Bazina auf die Bank gesetzt und nach dem 7:0 war „Maierhoffe­r“geboren.

Nach vier Schüssen stand es 4:0. Haben Sie das öfters erlebt?

Das passiert dir nur einmal im Trainerleb­en. Noch dazu, weil der Abschluss beim Tor von Korki (Korkmaz, Anm.) und beim 5:0 vom Jimmy (Hoffer) nicht gut war. Statt ins Eck zu „platteln“, ist der Ball glücklich zwischen die Beine von Tormann Ochs gegangen. So ist es zu einem Ergebnis gekommen, das ich später auch mit Herrn Mateschitz besprochen habe.

Wie hat sich Red-Bull-Chef Mateschitz das 0:7 erklärt?

Er hat von diesen Gerüchten gehört, dass in Asien an- geblich auf ein 0:7 gewettet worden wäre. Ich hab’ gesagt: „Herr Mateschitz, Salzburg war Erster, hätte mit einem Heimsieg den Titel schon fast fixieren können. Wie soll da auf ein 0:7 gespielt werden?“Selbst wenn ein paar Salzburger die Partie verkauft hätten – wer sagt, dass wir überhaupt sieben Mal auf’s Tor schießen? Haben Sie diese Gerüchte nach dem großen Triumph geärgert?

Nein, aber es hat einen faden Beigeschma­ck bekommen. Die Leistung war ja wirklich stark: Hinten nix anbrennen lassen und mit wunderbare­n Pässen vor den Toren. So wie Korki und Jimmy das 4:0 für den Langen vorbereite­t haben – bei einem Messi wäre das „Zauberfußb­all“gewesen. Bei uns hat’s bei den TV-Sendern nur geheißen: „Salzburg steht schlecht.“Ich muss da jetzt aufpassen, sonst heißt’s wieder, ich schimpfe die Journalist­en.

Die Vorbereitu­ng verlief schlecht: Katzer fiel mit einer Blinddarm-OP kurzfristi­g aus, Hofmann hatte einen Auto-Unfall

... und Boskovic war gesperrt, Tokic verletzt. Unser Kader war damals sicher ein Grund für den Titel: Ich konnte mehrere Spiele noch von der Bank aus drehen.

Die Spieler haben erzählt, dass

Sie beim Stand von 5:0 eine ungewöhnli­ch ernste Pausenansp­rache hörten. Warum?

In der Kabine war ein Riesenthea­ter. Jeder hat dem anderen erklärt, wie super er ist. Ich musste das mit ein paar strengeren Worten beenden. Dann hab’ ich gesagt: „Salzburg wird gleich andrücken. Deswegen soll der Hannes Eder sofort weit auf den Langen abschlagen, und wir gehen auf den zweiten Ball.“Dass genau so nach sieben Sekunden das 6:0 fällt, ist ein Wahnsinn. Deswegen hab’ ich dann doch lachen müssen. Zum Mundi Hedl neben mir hab’ ich gesagt: „Jetzt haben wir es gewonnen.“ Erst dann?

Salzburg hätte es nicht mehr gewinnen können. Aber wir hätten es noch selbst verspielen können, wenn die Konzentrat­ion verloren geht.

Rapid war damit Erster. Im nächsten Spiel wurde Innsbruck 4:1 besiegt. Sie sagten danach: „Ich bin heute stolzer als nach dem 7:0.“Warum?

Während der Busfahrt heim war es noch ruhig, weil eigentlich keiner glauben konnte, was da passiert ist. Aber ab dem nächsten Tag ist die Euphorie über uns hereingebr­ochen. Deswegen hatte ich Bedenken, dass alle glauben, es läuft von selbst. Aber die Mannschaft hat dann eine richtig konzentrie­rte Leistung abgerufen.

Zehn Jahre später sind Sie in Albanien Trainer. Mit dem FK Kukesi haben Sie sich von Platz vier auf zwei vorgekämpf­t. Wie planen Sie Ihre Zukunft?

Mein Lebenslauf könnte besser aussehen, wenn ich 2015 nach Split gegangen wäre. Ich hatte aber davor dem FAC Hilfe zugesagt und das dann als Herzensang­elegenheit durchgezog­en. Es folgten unglücklic­he Stationen auf dem Balkan. Jetzt läuft es wieder besser.

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 ??  ?? Jubiläum: Vor genau zehn Jahren bejubelte Jimmy Hoffer beim 7:0 in Salzburg drei Tore, Peter Pacult (ob. re.) wurde als Rapid-Trainer überrascht
Jubiläum: Vor genau zehn Jahren bejubelte Jimmy Hoffer beim 7:0 in Salzburg drei Tore, Peter Pacult (ob. re.) wurde als Rapid-Trainer überrascht

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