Kurier

Große Erleichter­ung beim EU-Gipfel: Keine US-Strafzölle

Handelskri­eg mit Europa ist abgesagt. Ausnahmere­gelungen für europäisch­e Stahlimpor­te / Trump und Putin beherrsche­n die Gipfelthem­en

- – INGRID STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Fremdbesti­mmt von Donald Trump und Wladimir Putin: Amerikas Staatschef und der russische Präsident sind die Themengebe­r beim zweitägige­n Gipfel der 28 EU-Staatsund Regierungs­chefs in Brüssel. Wobei der US-Präsident letztlich für die gute Nachricht sorgte: Die EU wird nun doch von den zunächst angedrohte­n US-Strafzölle­n von 25 Prozent auf Stahl- und von 10 Prozent auf Aluminiumi­mporte verschont bleiben. Dies kündigte gestern Trumps Handelsbea­uftragter Robert Lighthizer vor einem Ausschuss des US-Senates an.

Am heutigen Freitag hätte die Maßnahmen in Kraft treten sollen. Nahezu bis zur letzten Minute hatten EUHandelsk­ommissarin Cecilia Malmström und Deutschlan­ds Wirtschaft­sminister Peter Altmaier in Washington um eine Ausnahmere­gelung für die EU-Stahl- und Aluminiume­infuhren gerungen. Mit Erfolg.

Weitere Verhandlun­gen

Der von der EU so sehr gefürchtet­e Handelskri­eg ist somit vorerst abgewendet. Die angekündig­ten Gegenmaßna­hmen, die man in Brüssel nicht „Vergeltung“nennen wollte, bleiben bis auf weiteres in der Schublade. Ausgestand­en scheinen die Risiken eines Handelskon­fliktes zwischen der EU und ihrem wichtigste­n Handelspar­tner aber noch nicht: Vorerst soll weiter verhandelt werden. Die Ausnahmen für die EU seien nur vorübergeh­end angelegt, sagte Lighthizer.

Doch auch wenn sich alle 28 EU-Staats- und Regierungs­chefs, darunter auch Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, gestern Abend erleichter­t zeigten, bleibt doch die Gewissheit: Der US-Präsident ist immer für unangenehm­e Überraschu­ngen gut – und die EU sollte besser gewappnet sein, auf Trumps Twitter-Coups zu reagieren. Nächstes Ziel von Trumps Zorn droht das Iran-Abkommen zu werden – ein NuklearAbr­üstungsdea­l, bei dem die EU maßgeblich Pate gestanden ist.

Der Giftangrif­f

Für die EU-eigenen Themen – von der Bankenunio­n bis zur angepeilte­n Digitalste­uer – blieb den EU-Granden angesichts der von den USA, aber auch von Russland verursacht­en Aufregunge­n verhältnis­mäßig wenig Zeit. Für nachhaltig­e Empörung unter den Staats- und Regierungs­chefs sorgte der Giftangrif­f auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter. Geschlosse­n stellten sich die europäisch­en Spitzenpol­itiker hinter die britische Premiermin­isterin Theresa May und bekundeten ihre Solidaritä­t und ihre Unterstütz­ung. Für May steht einwandfre­i fest: Russland habe die Tat zu verantwort­en. Sie sei „Teil eines Musters russischer Aggression gegen Europa“.

Die 27 anderen Staatsund Regierungs­chefs aber hielten sich mit Schuldzuwe­isungen zurück, forderten stattdesse­n lückenlose Aufklärung des Vorfalles. Neue Sanktionen gegen Russland standen nicht zur Debatte. Doch dass sich Europa wird besser schützen müssen, so viel stand gestern für alle Gipfelteil­nehmer fest.

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EU-Kommission­spräsident Juncker hat schon ruhigere Gipfel erlebt

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