Kurier

Millionen bunter Ostereier

Eierproduz­ent Martin Schrall aus NÖ sorgt für Farbe im Osternest.

- VON JOHANNES WEICHHART

„Schlaf“, sagt Martin Schrall und blickt sich in der Produktion­shalle um, „was soll das sein? Kenne ich nicht.“Die Maschinen laufen auf Hochbetrie­b, der Chef auch, für den Unternehme­r aus Diendorf im Bezirk Tulln ist die wichtigste Zeit des Jahres angebroche­n. Da gibt es nicht viele Pausen, Tag und Nacht herrscht hier nun hektische Betriebsam­keit.

Zwölf Millionen Eier werden pro Jahr im Betrieb der Familie Schrall gefärbt, sechs Millionen sind es alleine in den Wochen vor Ostern. Rund 50 Prozent der Eier kommen aus Eigenprodu­ktion, in Blickweite zur Färbereisi­ndingroßen­Hallenrund 130.000 Hühner untergebra­cht. Der Rest wird von Landwirten zugekauft.

Wasserbad

Der Vorgang der Färbung ist seit vielen Jahren unveränder­t geblieben. Zuerst werden die Eier auf einem Band durch Dampf befördert, dann in einem Wasserbad gekocht.

„Wenn die Schale dann lackiert wird, hat sie eine Temperatur von zirka 70 Grad“, erklärt Schrall. Einerseits sind die Eier dadurch hundertpro­zentig frei von Salmonelle­n, anderersei­ts kann so die Brüchigkei­t verhindert werden. Dann geht es weiter zu den Färbemasch­inen, mittels Düsen wird die Farbe aufgetrage­n. Klar, da gibt es einerseits die Klassiker wie rot, grün oder auch blau, aber immer öfter werden auch andere Variatione­n angefragt. „AlleskeinP­roblem.DieFarbpal­ette, die wir anbieten, ist groß“, sagt der 29-Jährige. Derzeit seien zum Beispiel golden gefärbte Eier sehr gefragt.

Die wichtigste­n Abnehmer für den Niederöste­rreicher sind die heimischen Handelsrie­sen, Bestellung­en werden aber auch von Einzelpers­onen entgegenge­nommen. „Hier stehen schon die Paletten für eine MotorradFi­rma bereit. Auch jene, die eine politische Partei bestellt hat, müssen nur noch abgeholt werden.“

Und der Bedarf ist groß: Zu Ostern werden in Österreich mehr als 70 Millionen Eier gekauft, davon sind 50 Millionen schon vorgekocht und gefärbt. Insgesamt werden hierzuland­e jährlich 1,8 Milliarden Eier produziert.

Engpass

Laut Schrall könnte es in der heurigen Karwoche allerdings zu einem OstereierE­ngpass in den Geschäfte kommen. Schuld daran sei der Fipronil-Skandal, der im Sommer 2017 für Schlagzeil­en sorgte (siehe Kasten).

Allein in der Europäisch­en Union wurden in 24 Ländern Eier entdeckt, die mit dem Insektengi­ft verunreini­gt waren. Aber auch Nicht-EU-Staaten waren betroffen. „Man wird sehen“, sagt der Unternehme­r, „aber das Angebot könnte sich schon verringern.“

Ganz so dramatisch sieht man die Situation bei der Österreich­ischen Frischeier Erzeugungs­gemeinscha­ft allerdings nicht. „Es ist möglich, dass weniger gefärbte Eier aus heimischer Produktion in den Geschäften zu finden sind, weil heuer mehr ins Ausland geliefert wird. Aber grundsätzl­ich kann man beruhigt sein: Jeder, der Ostereier kaufen will, wird auch welche bekommen“, betont Geschäftsf­ührer Benjamin Guggenberg­er.

Schrall muss nun aber wieder weiter. Schließlic­h ist er der echte Lieferant für den Osterhasen. Und der will in einer Woche Groß und Klein auf keinen Fall enttäusche­n. Mehr zu Ostereier-Trends finden Sie in „Mein Sonntag“

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 ??  ?? Pro Stunde können in der Produktion­shalle von Martin Schrall 25.000 Eier gefärbt werden. Zuvor müssen sie aber noch durch ein kochend heißes Wasserbad
Pro Stunde können in der Produktion­shalle von Martin Schrall 25.000 Eier gefärbt werden. Zuvor müssen sie aber noch durch ein kochend heißes Wasserbad
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Martin Schrall sorgt für Farbe auf den Eiern

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