Der Preis für das Wachstum
Wiener Umland. Mit den Zuzüglern kommen auf die Gemeinden auch Kosten und Herausforderungen zu
Klausen-Leopoldsdorf liegt im Wienerwald im Bezirk Baden. 1666 Menschen lebten 2017 dort. Das klingt nicht nach viel. Um die Jahrtausendwende waren es aber 1386–um20Prozentweniger. Die Gemeinde gilt als Geheimtipp unter Wohnungssuchenden, die ins Wiener Umland wollen. Auch der Nachbarort Alland ist seit 2011 um acht Prozent auf knapp 2800 Einwohner gewachsen.
Wohnen im „Speckgürtel“wird teurer, die Wohnungssuchenden ziehen immer weitere Kreise rund um die Bundeshauptstadt (siehe Zusatzbericht). Über die nahe Außenringautobahn (A21) ist man ja rasch in der City.
Die Herausforderungen, die mit dem Wachstum einhergehen, sind für die Kommunen enorm. „In den vergangenen Jahren wurden 280 Wohnungen gebaut“, sagt Klausen-Leopolds Bürgermeister Herbert Lameraner (ÖVP). „Das tut mir natürlich weh, bei der Infrastruktur.“Denn die neuen Bürger brauchen auch Kindergärten, Schulen und Parkflächen. Vor wenigen Jahren wurde die Volksschule neu gebaut. Vier Klassen gibt es jetzt statt wie bisher eine. Früher gab es 25 Kinder, jetzt sind es 66.
Kein Lebensmittelpunkt
Über einen weiteren Effekt wird nicht gerne geredet. Denn viele Zuzügler wohnen zwar in den Gemeinden. Ihre Lebens mittelpunkte liegen aber oft woanders. Trotz boomender Orte fehlt Vereinen der Nachwuchs.
„Bis sich jemand in die Gesellschaft integriert, braucht es eine Generation“, sagt Lameraner. Kürzlich machten Feuer wehrender Region Purkersdorfdar auf aufmerksam, dass Mitglieder meist außerhalb des Ortes wohnen und es zu Engpässen bei Einsätzen kommen könnte. Ganz so dramatisch sieht es Badens Bezirks feuerwehr kommandant AntonKerschba um er nicht, man sei im Bezirk mit 34 Jugend mannschaften gut aufgestellt. Aber auch er bemerkt, dass es schwieriger wird, Nachwuchs zu finden.
Dazu kommt, dass gerade in die Umlandgemeinden aufgrund der hohen Preise eher wohlhabende Familien zuziehen. Die soziale Durchmischung gerät aus dem Lot, die Gemeinden können schwerer planen. So fehlt in Mödling im Herbst etwa eine ganze Volksschulklasse. Nicht, weil die Kinder nicht da wären, sondern weil sie in private Schulen geschickt werden.
In Alland, zu dessen Schulsprengel Klausen-Leopoldsdorf gehört, ist die Neue Mittelschule, obwohl hervorragend geführt, unter Druck. In den vergangenen Jahren gingen die Schülerzahlen zurück. Viele Kinder aus den Orten besuchen stattdessen das Sacré Coeur Pressbaum oder Gymnasien in Tullnerbach un dM ödl ing. Dass ei ein gesellschaftlicher Trend, erklärt der Allander Orts chef Ludwig Köck (ÖVP). Zudem gebe es geburtenschwache Jahrgänge. Die Kommunen stehen trotzdem vor der Herausforderungen, die 40 Jahre alte Schule, deren Schüler zahlen sinken, zu sanieren.