Kurier

Der Preis für das Wachstum

Wiener Umland. Mit den Zuzüglern kommen auf die Gemeinden auch Kosten und Herausford­erungen zu

- VON KATHARINA ZACH UND BIRGIT SEISER

Klausen-Leopoldsdo­rf liegt im Wienerwald im Bezirk Baden. 1666 Menschen lebten 2017 dort. Das klingt nicht nach viel. Um die Jahrtausen­dwende waren es aber 1386–um20Prozen­tweniger. Die Gemeinde gilt als Geheimtipp unter Wohnungssu­chenden, die ins Wiener Umland wollen. Auch der Nachbarort Alland ist seit 2011 um acht Prozent auf knapp 2800 Einwohner gewachsen.

Wohnen im „Speckgürte­l“wird teurer, die Wohnungssu­chenden ziehen immer weitere Kreise rund um die Bundeshaup­tstadt (siehe Zusatzberi­cht). Über die nahe Außenringa­utobahn (A21) ist man ja rasch in der City.

Die Herausford­erungen, die mit dem Wachstum einhergehe­n, sind für die Kommunen enorm. „In den vergangene­n Jahren wurden 280 Wohnungen gebaut“, sagt Klausen-Leopolds Bürgermeis­ter Herbert Lameraner (ÖVP). „Das tut mir natürlich weh, bei der Infrastruk­tur.“Denn die neuen Bürger brauchen auch Kindergärt­en, Schulen und Parkfläche­n. Vor wenigen Jahren wurde die Volksschul­e neu gebaut. Vier Klassen gibt es jetzt statt wie bisher eine. Früher gab es 25 Kinder, jetzt sind es 66.

Kein Lebensmitt­elpunkt

Über einen weiteren Effekt wird nicht gerne geredet. Denn viele Zuzügler wohnen zwar in den Gemeinden. Ihre Lebens mittelpunk­te liegen aber oft woanders. Trotz boomender Orte fehlt Vereinen der Nachwuchs.

„Bis sich jemand in die Gesellscha­ft integriert, braucht es eine Generation“, sagt Lameraner. Kürzlich machten Feuer wehrender Region Purkersdor­fdar auf aufmerksam, dass Mitglieder meist außerhalb des Ortes wohnen und es zu Engpässen bei Einsätzen kommen könnte. Ganz so dramatisch sieht es Badens Bezirks feuerwehr kommandant AntonKersc­hba um er nicht, man sei im Bezirk mit 34 Jugend mannschaft­en gut aufgestell­t. Aber auch er bemerkt, dass es schwierige­r wird, Nachwuchs zu finden.

Dazu kommt, dass gerade in die Umlandgeme­inden aufgrund der hohen Preise eher wohlhabend­e Familien zuziehen. Die soziale Durchmisch­ung gerät aus dem Lot, die Gemeinden können schwerer planen. So fehlt in Mödling im Herbst etwa eine ganze Volksschul­klasse. Nicht, weil die Kinder nicht da wären, sondern weil sie in private Schulen geschickt werden.

In Alland, zu dessen Schulspren­gel Klausen-Leopoldsdo­rf gehört, ist die Neue Mittelschu­le, obwohl hervorrage­nd geführt, unter Druck. In den vergangene­n Jahren gingen die Schülerzah­len zurück. Viele Kinder aus den Orten besuchen stattdesse­n das Sacré Coeur Pressbaum oder Gymnasien in Tullnerbac­h un dM ödl ing. Dass ei ein gesellscha­ftlicher Trend, erklärt der Allander Orts chef Ludwig Köck (ÖVP). Zudem gebe es geburtensc­hwache Jahrgänge. Die Kommunen stehen trotzdem vor der Herausford­erungen, die 40 Jahre alte Schule, deren Schüler zahlen sinken, zu sanieren.

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Max H. baut im erweiterte­n Speckgürte­l sein Haus. Wohnen in Wien ist ob der hohen Preise keine Option für ihn
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