„Das Drama von Mayerling“
Nachlass. Aus Johann Loscheks Erinnerungen
Unter dem Titel „Die richtige Darstellung des Dramas von Mayerling“schreibt Johann Loschek in seinem Lebenslauf: „Rudolf selbst kam erst am Abend (des 29. Jänner 1889, Anm.) mit Mary Vetsera in Mayerling an... Ich bemerkte auffallenderweise, wie er mich beim Abendessen vom Kopf bis zu Fuß groß ansah, als wolle er sagen, Du bist es, welcher bald seinen guten aber unglücklichen Herrn tot finden wird.“
Kein Schlaf mehr
Loschek ging spätabends zu Bett, „für Rudolf und Vetsera gab es keinen Schlaf mehr. Ich schlief wie gewöhnlich im Nebenzimmer und RudolfsagtemirbeimSchlafengehen: ,Sie dürfen Niemanden zu mir lassen und wenn es der Kaiser ist... Ich hörte die ganze Nacht über Rudolf und Vetsera in sehr ernstem Ton sprechen...
Fünf Minuten vor ½ 7 Uhr früh kam Rudolf zu mir ins Zimmer und befahl mir, (die Pferde) einspannen zu lassen. Ich war noch nicht im Hofe draußen, als ich 2 Detonationen hörte und lief sofort zurück, der Pulvergeruch kam mir entgegen. Ich stürmte zum Schlafzimmer, doch es war entgegen der Gewohnheit Rudolfs versperrt... Mit einem Hammer bewaffnet schlug ich die Türfüllung ein, dass ich gerade mit der Hand hinein konnte, um die Türe von innen aufzusperren. Welch grauenhafter Anblick. Rudolf lag entseelt auf seinem Bette, ganz angezogen, Mary Vetsera ebenfalls auf ihrem Bette angekleidet. Rudolfs Armeerevolver lag neben ihm. Beide haben sich überhaupt nicht Schlafen gelegt... Gleich beim ersten Anblick konnte man sehen, dass Rudolf zuerst Mary Vetsera erschossen hatte und dann sich selbst entleibte. Es fielen nur 2 wohlgezielte Schüsse. Die Anwesenheit einer dritten Person und dass Glasscherben am Kopfe Rudolfs steckten, ist wie so vieles über den Tod frei erfunden...
So lautet das Drama von Mayerling, worüber schon so Vieles von nicht eingeweihten Personen geschrieben wurde. Kleinwolkersdorf, 19. I. 1928, Johann Loschek, Kammerdiener weiland Kronprinz Erzherzog Rudolf“, bestätigt von zwei Zeugen.