Kurier

Vom Seziermess­er zum Kochlöffel

Seit 2007 mimt Andreas Lust den Gerichtsme­diziner in „Schnell ermittelt“. Eine Rolle, die ihn zum Kochen brachte

- ANNA-MARIA BAUER JÜRG CHRISTANDL

Es ist zur Abwechslun­g früher Nachmittag, als Andreas Lust das Café Prückel betritt, das Kaffeehaus mit den hellen Sitzbezüge­n und der 50erJahre-Einrichtun­g am Stubenring. Sonst ist es draußen meist schon finster, wenn er eintritt. Denn das Prückel ist Schauspiel­ertreff vor Kinopremie­ren im Gartenbauk­ino. „Weil Warten lustiger ist, wenn man nicht alleine ist“, sagt Lust. „Und wenn man einen Prosecco zwitschert.“

Bekannthei­t hat der Schauspiel­er neben Hauptrolle­n in Kinofilmen wie „Der Räuber“oder „Der Kameramörd­er“auch durch Auftritte in Polizei-Serien erhalten. Eine Wiener Serie sticht besonders hervor: Seit mehr als einem Jahrzehnt mimt er Gerichtsme­diziner Stefan Schnell in „Schnell ermittelt“. Und dafür ist er auch für eine ROMY nominiert ist.

Langjährig­er Begleiter

Wie es ist, so lange bei einer Serie mitzuwirke­n? „Ein bissl wie nach Hause kommen. Die Aufregung fällt weg, man muss sich nicht neu erfinden“, sagt er, während der Kellner einen Espresso serviert. Einer von vielen, die er heute trinken wird. „Ich brauche schon alleine zwei zum Aufstehen“, sagt er.

Die Rolle in „Schnell ermittelt“habe ihn jedenfalls geprägt: „Ich hab meine Kochleiden­schaft entdeckt. Obwohl“, räumt er ein, „meine drei Kinder sind während der ,Schnell ermittelt’-Zeit auf die Welt gekommen. Das hat mich auch verändert.“Zur Welt gekommen sind die Kinder übrigens in Deutschlan­d. Denn Lust ist zwar gebürtiger Wiener, sein Lebens mittelpunk­t befindet sich aber seit Jahren in Berlin. Die Schwangers­chaften waren daher stets eine Herausford­erung. „Die sind immer in eine Drehphase gefallen. Gegen Ende war ich jedes Mal auf Abruf. Wenn es geheißen hat, es bewegt sich was, wäre ich im nächsten Flugzeug gesessen.

Auch an diesem Tag geht es noch nach Berlin. Das nächste TV-Projekt steht an, „Tatort Norddeutsc­hland“. Darauf folgen Engagement­s in „Die Toten vom Bodensee“und „Tatort München “. Zwischen durchsteht er für„ Letzte Spur Berlin“vor der Kamera.

Warum er so häufig in Polizeiser­ien mitwirkt? „Das liegt ein bissl am Angebot. Den Polizisten hab ich aber eh noch nie gespielt.“Würde er gerne? „Klar. Einen Tatort-Kommissar. In Tatort Burgenland vielleicht.“Er schmunzelt.

Gibt es Dinge, die er inBerl in auss einer Heimatv ermisst? Lust überlegt, lässt den Blick durch das Café schweifen. „Die Art wie Menschen miteinande­r umgehen. In Berlin ist alles sehr icke, sehr ich-betont. Dort hält dir niemand die Tür auf. “

Gespür für Kulinarik

Und: „Vom Essen verstehen die Deutschen halt nix. Leider auch meine Kinder nicht. „Nicht einmal wenn ich Schinken fleck erln mache– un dich machePlach­uttaSchink­en fleck erln– kommt das gut an.“

Zwei Tische weiter sitzt Prückel-Chefin Christl Sedlar über Rechnungen gebeugt. Die Wienerin ist in dem Kaffeehaus groß geworden. 1910 haben es ihre Großeltern übernommen, seit 1960 führt sie es. Leicht war das nicht immer, vor allem in den 80er Jahren. Und auch heute gilt es den Spagat zwischen Tradition und modernen Ansprüchen stets neu zu meistern. N ebender traditione­llen Würste leier speise findet sich seit Kurzem etwa auch Humusaufst­rich mit Vollkornto­ast auf der Karte.

Andreas Lust hat übrigens auch Erfahrung inder Gastronomi­e. Er hat in Berlin inder legendären „Muschi Obermaier“-Bar gearbeitet (Benannt nach dem Münchner Modell Uschi Obermaier).

Einen Job, den er nicht missen möchte. Denn es war in dieser Zeit als Kellner, dass er in der Kneipe nebenan Kellnerin Tabea kennen gelernt hat. Heute ist sie Ärztin. Und die Partnerin von Andreas Lust.

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Der ROMY-nominierte Andreas Lust lebt seit vielen Jahren in Berlin. Bei seinen Wien-Besuchen kehrt er immer wieder im Café Prückel ein
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