Nader schlägt wieder zu
Der 28-jährige Boxer aus Wien gibt am 7. April sein Comeback.
Im April 2013 wurde Marcos Nader in den Himmel gehoben. Der Wiener hatte gerade den EU-Titel im Mittelgewicht gewonnen und wurde hochgejubelt. Es hieß, er soll der beste österreichische Boxer seit Hans Orsolics sein, nur eine Frage der Zeit sei es, bis er um einen WM-Titel boxen werde.
Doch dann ging es schnell und Nader war wieder ganz unten – auf den Brettern, die in in diesem Fall nicht die Welt bedeuten, sondern das K.o. Nader verlor zuerst seinen EU-Titel an Emanuele Blandamura (ITA), und dann lief er in der Olympia-Qualifikation des Amateurboxverbandes AIBA dem Kenianer Rayton Okwiri in die Faust. „Ich bin mir damals zu sicher gewesen und gleich in der zweiten Runde köpfeln gegangen“, sagt Nader, mittlerweile 28 Jahre alt. „Und dann habe ich gleich den nächsten Fehler gemacht.“
Viel zu früh, nur vier Wochen nach dem K.o., stieg er wieder in den Ring um die kleine Olympia-Chance zu nützen–undverlorabermals, diesmal nach Punkten. Vorbei war der Traum von Rio 2016, weg die Motivation, beendet schien die Karriere.
Rückkehr
Doch nun will es Nader noch einmal wissen. Am 7. April steigt er in der kleinen Eishalle in Wien-Kagran in den Ring. Gegner in der „Bounce Fight Night“ist der Serbe Darko Knezevic. „Der Ehrgeiz ist wieder da“, sagt Nader. „Ich habe den Ellenbogen operieren lassen, ich bin wieder auf meinem Kampfgewicht, und ich bin wieder voll fit.“
Naders Kampfbilanz kann sich immer noch sehen lassen. Von 20 Profi-Kämpfen hat er 18 gewonnen, ein Remis erboxt und ein Mal verloren. Sein Gegner ist mit 36 Kämpfen erfahrener, hat aber mit 24 Niederlagen und 12 Siegen eine deutlich negative Bilanz.
Der Kampf ist eine Standortbestimmung. Bei allem Respekt vor dem Gegner, ein Sieg ist Pflicht. Im nächsten Jahr möchte der Wiener wieder um einen EU-Titel boxen. Vor allem will er alte Fehler vermeiden und gewonnene Erfahrungen ausspielen.
„Ich war immer erfolgsverwöhnt“, resümiert Nader. „Möglicherweise habe ich nie richtig kämpfen müssen.“Die besten Boxer der Welt haben sich wortwörtlich durchs Leben schlagen müssen, nicht so Nader: „Ich bin kein Boxer von der Straße. Ich habe nie kämpfen müssen, damit ich etwas zu essen bekomme. Meine Eltern hatten immer gute Jobs.“
Nader hat gelernt, vor allem von seinem Sport. Er weiß jetzt, dass „die Hände beim Boxen jede Sekunde oben bleiben müssen. Sonst kann alles ganz schnell gehen.“Er weiß auch, dass mansichvermarktenmuss,er weiß, dass Sprüche zur Show gehören. Auf die ihm nachgesagte fehlende Härte in den Schlägen angesprochen, antwortet er: „Meine Gegner sind nicht durch einen Luftstoß auf die Bretter gegangen.“Nader weiß aber auch, dass er sich nicht verstellen wird.
Entbehrungen
„Als Boxer muss man viel entbehren. In der Vorbereitung gehe ich nicht weg und ich treffe keine Freunde“, sagt er. Sein Tag bestehe aus zwei Mal trainieren und schlafen, sonst nichts. „Ich pfeife auf unnötige Zeitungsartikel oder Auftritte im TV. Dafür ist Boxen zu ernst. Es ist klar, dass sich jeder Athlet seinem Sport unterordnen muss. Aber als Boxer ist es ganz speziell, weil du wirklich eine auf die Nuss kriegen kannst.“