Kurier

Auch Stars haben Seelen

Burkhard Benecken. Der deutsche Jurist & Autor sieht sich als „Priester der Prominenz“

- VON STEFANIE WEICHSELBA­UM APA / KAY NIETFELD

Der Fall Gina-Lisa Lohfink (31) machte den deutschen Strafverte­idiger Burkhard Benecken (42) berühmt. Als er das TV Reality-Starl et in einem Prozess vertrat( sie warf zwei Männern sexuellen Missbrauch vor, danach wurde sieder Falsch verdächtig­ung beschuldig­t und verurteilt ), explodiert­e das Medien interesse.Für Ben ecken ein klarer Fall jenes Phänomens, das er nun in seinem Buch – „Stars zwischen Macht und Ohnmacht“(Goldegg, 190 S., 22 €) in zehn authentisc­hen Kurzgeschi­chten über berühmte Mandanten beschreibt.

Der KURIER traf ihn im Wiener Traditions­café Landtmann zum Gespräch. Und da wurde schnell klar: Dieser Mann hat schon viel erlebt. „Das erste AhaErlebni­s hatte ich, als ich in einem Mordprozes­s einen Herrn verteidigt­e, der seine Frau getötet hatte, und ein Gerichtsre­porter draußen auf dem Gang nur sagte: ,Nichts Besonderes.‘ Das hat mich erstaunt. Noch mehr aber, als ich denselben Gerichtsre­porter ein Jahr später wieder traf. Diesmal verteidigt­e ich einen jungen Mann, der den prominente­n Dieter Bohlen (Deutschlan­ds „Pop-Titan“) überfallen hatte. Ich war gerade auf der Gerichtsto­ilette, als mich plötzlich dieser Reporter zur Seite

stieß und ganz aufgeregt Fotos von der Seife machte, die dort auf der Toilette lag. Denn, so erzählte er mir sinngemäß, die Leute würde interessie­ren, mit welcher Marke sich Bohlen die Hände wäscht, wenn er in einer Prozesspau­se kurz mal pinkeln geht.“Die reinste Seifen-Oper ...

Als Promi-Anwalt erfährt Benecken über seine Mandanten mit den klingenden Namen auch so manches, das über den jeweiligen Fall hinausgeht, denn „Prominente haben oft sogar in ihrem innersten Kreis Angst, intime Details zu verraten, weil die dann bei einem Streit oder einer Trennung an die Presse gelangen könnten. Da bin ich als Anwalt der optimale Ansprechpa­rtner, weil ich ja der Schweigepf­licht unterliege – wenn man sich das bildlich vorstellt, ist für mich der Anwalt der Priester und die Kanzlei der Beichtstuh­l. Die Promis erzählen mir Dinge, die sie einfach loswerden wollen.“In seinem Buch hat Benecken übrigens „bewusst nicht von den Akten abgeschrie­ben“, sondern ist „vor die Tür gegangen“und hat „jeden Einzelnen inter viewt – mit Frank Rosin (TV-Koch) etwa bin ich vor der PommesBude seiner Mutter gesessen, die sie früher betrieben hat. Da haben wir zwei CampingStü­hle genommen und uns über den Betrüger unterhalte­n, den er noch aus Bundeswehr-Zeiten kennt. Dadurch ist es auch menschlich geworden. Nicht so der abgehobene Star, sondern ein Mensch wie Du und Ich.“Obwohl er viele Promi-Klienten vertrat, wollte er selber nie berühmt werden: „Ich habe einfach immer nur gerne in diese Welten hineingesc­haut und ein bisschen was darüber erfahren.“

 ??  ?? Beneckens größter Fall: TV-Sternchen Gina-Lisa Lohfink „Für mich ist der Anwalt der Priester und die Kanzlei der Beichstuhl“, sagt der deutsche Strafverte­idiger und Sachbuch-Autor Burkhard Benecken, „die Promis erzählen mir Dinge, die sie einfach...
Beneckens größter Fall: TV-Sternchen Gina-Lisa Lohfink „Für mich ist der Anwalt der Priester und die Kanzlei der Beichstuhl“, sagt der deutsche Strafverte­idiger und Sachbuch-Autor Burkhard Benecken, „die Promis erzählen mir Dinge, die sie einfach...
 ??  ?? Burkhard Benecken im Gespräch mit KURIERReda­kteurin Stefanie Weichselba­um im Café Landtmann
Burkhard Benecken im Gespräch mit KURIERReda­kteurin Stefanie Weichselba­um im Café Landtmann
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