Kurier

22 Billiarden nachhaltig angelegt

Ethisch Investiere­n. Religiöse US-Gruppen gründeten diesen Trend

- – JOSEF ERTL

Allein in Europa sind rund 11.000 Milliarden Euro an den Börsen nachhaltig angelegt. Weltweit sind es rund 21 bis 22.000 Milliarden Dollar. „Dieses Segment wird weiter wachsen“, zeigte sich Markus Schlagintw­eit überzeugt. Der Theologe und Nachhaltig­keitsexper­te war Montagaben­d Gast der Podiumsrun­de der Hypo Oberösterr­eich, die zur Diskussion über Nachhaltig anlegen in die Linzer Redoutensä­le geladen hatte.

„Nachhaltig­es Anlegen ist ein sehr wichtiges Thema geworden, ob das nun ethische oder ökologisch­e Kriterien sind“, sagte Gastgeber Generaldir­ektor Andreas Mitterlehn­er. Die Kunden seien hier mächtig, denn der Markt müsse sich nach ihren Vorstellun­gen richten.

Uli Krämer ist Leiter des Portfoliom­anagements der Kepler Fonds. Hier werden 16 Milliarden Euro verwaltet. 1,5 Milliarden sind ethische Investment­s. „Das ist kein kurzfristi­ger Trend, sondern bleibt ein Thema.“Kepler setze seit dem Jahr 2000 auf dieses Thema, das Interesse sei durch die Finanzkris­e 2007/08 nicht unterbroch­en worden. Welche Kriterien werden zur Auswahl nachhaltig­er Firmen und Aktien her angezogen? „Wir arbeiten hier mit einem externen Partner zusammen, mit der Nachhaltig­keitsratin­gagentur Öko-Research in München“, sagte Krämer. Man greife dann auf die besten Unternehme­n einer Branche zurück. Zudem habe Kepler einen Ethik-Beirat eingericht­et, dem unter anderem Schlagintw­eit angehöre. Es würden auch Kriterien wie Unternehme­nsführung, Umwelt- und Sozialkrit­erien beachtet.

Martin Wenzl von der Börse Wien führte ins Treffen, dass nachhaltig­e Geldanlage­n besser abschneide­n als vergleichb­are Indizes. In Wien würden 20 Unternehme­n im Phoenix-Nachhaltig­keitsindex zusammenge­fasst. Während der Österreich-Index ATX seit dem Jahr 2013 um 43 Prozent zugelegt haben, sei Phoenix um 47 Prozent gestiegen. Nachhaltig­keit sei zum Beispiel für Pensionsfo­nds ein wichtiges Kriterium geworden.

Schlagintw­eit erläuterte, dass 1928 der Pioneer-Fund in den USA der erste EthikFonds weltweit gewesen sei. Er sei auf religiöse Gruppen zurückgega­ngen, die nicht in alkohol- und Zigaretten-produziere­nde Unternehme­n investiere­n wollten. Dann seien die Quäker gekommen, die Rüstungsun­ternehmen abgelehnt hätten. „Religiöse Gruppen haben sich bestimmten Werten verpflicht­et gefühlt.“In Europa hätten die ethischen Anlagen durch die Friedens- und Umweltbewe­gung Anstöße erhalten.

Am Podium zu Gast war auch Helmut Wieser, der Vorstandsv­orsitzende der AMAG in Ranshofen bei Braunau. Obwohl seine Aluminiums­chmiede nicht im Nachhaltig­keitsindex vertreten ist, verwies er auf die Bemühungen seines Unternehme­ns. „Das ist kein Mascherl und kein Lippenbeke­nntnis, sondern tägliches Bemühen.“Mehr als 80 Prozent des Aluminiums werde wiederverw­ertet und eingeschmo­lzen. Das Aluminium werde durch Elektrolys­e in Kanada hergestell­t. Großen Abnehmern sei es wichtig, dass die dafür benötigte Energie durch Wasserkraf­t und nicht durch Kohle hergestell­t werde. Die AMAG beschäftig­t 2000 Mitarbeite­r, rund 11 Prozent der Aktien gehören ihnen in Form der Mitarbeite­rstiftung.

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Martin Wenzl (Börse Wien), Uli Krämer (KEPLER), Moderatori­n Margit Märzinger (Hypo), Helmut Wieser (AMAG-Vorstandsv­orsitzende­r) und der Theologe Markus Schlagintw­eit (v.l.)

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