Kurier

Von Belgrad nach Graz: Eine Reise durch die Zeit

Interrail. Vier Länder in fünf Tagen und unzählige Eindrücke: Mit dem Zug durch Osteuropa zu reisen, lässt auf entspannte Weise unterschie­dliche Städte erschließe­n – und erfahren, was sie eint.

- VON NINA HORCHER

Bass dröhnt durch die Luft. Lautes Gerede und Gelächter von allen Seiten, während sanfte Wellen bunte Lichter reflektier­en: Wenn die Sonne untergeht, wird es laut am Ufer der Save in Belgrad.

Vom Hauptbahnh­of ist es nicht weit bis zum Hafen, wo sich eine „Kafana“– eine traditione­lle serbische Taverne – an die nächste Kneipe schmiegt. „Serben feiern alles“, erklärt Sania, „eine Freundin hat sogar ihre Scheidung gefeiert“, lacht die gebürtige Belgraderi­n, die in ihrer Heimatstad­t als Tourguide arbeitet.

Historisch am Fluss

Wer Osteuropa kennenlern­en will, kommt an Belgrad nicht vorbei. 1,7 Millionen Einwohner zählt die „Weiße Stadt“. Trotzdem gilt Serbiens Hauptstadt im Vergleich zu anderen europäisch­en Metropolen nach wie vor als Geheimtipp.

Der Kommunismu­s und die Jugoslawie­n-Kriege der 1990erJahr­e haben einen Nachgeschm­ack hinterlass­en. Im Gesamtbild noch immer zerrüttet, zieht sich ein bunter Mix unterschie­dlicher Einflüsse quer durch die Straßen. Große Bauprojekt­e, wie die „Belgrade Waterfront“sollen das bald ändern, den Tourismus fördern.

Das monumental­ste Bauwerk Belgrads wird zwar nicht an der Save erbaut, klingt aber ähnlich: Die Kirche des heiligen Sava sollte einst die größte orthodoxe Kirche der Welt werden. Nach 83 Jahren und einen, durch die kommunisti­sche Regierung bedingten, Baustopp ist heute – dank russischer Unterstütz­ung – zumindest die Fassade vollendet. 2019 soll die Kirche fertiggest­ellt werden.

Die Stadt ist in Bewegung, nicht nur bei Nacht. Tagsüber schlendert man die Kneza Mihaila, Belgrads Shopping- und Fußgängerz­one entlang durch die Altstadt. Prunkvolle Bauten aus dem 18. und 19. Jahrhunder­t laden zum Flanieren ein, internatio­nale Geschäfte zum Shoppen.

Am Ende der Kneza Mihaila erstreckt sich Kalemegdan, Belgrads alte türkische Festung. Das riesige Gelände der einstigen Zitadelle wird heute von Jung und Alt als Parkanlage genutzt. Sie genießen es, den Tag mit einer malerische­n Kulisse ausklingen zu lassen, den Blick auf Save und Donau, die in Belgrad aufeinande­rtreffen.

In der Nähe des Saveufers liegt auch der Hauptbahnh­of. Von hier aus geht die Reise auf der Balkanhalb­insel weiter. Nächster Stopp: Zagreb.

Mitteleuro­pa im Herzen

Mit weniger als halb so vielen Einwohnern ist Kroatiens Hauptstadt übersichtl­icher. Für Zugreisend­e kein Nachteil: Vom Bahnhof geht es gemütlich in die Altstadt – angenehm nach der siebenstün­digen Zugfahrt.

Und: Zagreb ist mit 900 Jahren jünger als die Tausende Jahre alte Hauptstadt Serbiens.

„Die Einwohner Zagrebs würden niemals sagen, dass sie vom Balkan sind. Hier ist man Mitteleuro­päer, von der Kultur bis zur Architektu­r“, ist Stadtführe­r Harry überzeugt. Er führt vorbei an gepflegten Grünfläche­n und restaurier­ten Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhunder­t, am Kunstpavil­lon, einer internatio­nalen Ausstellun­gshalle, bis zum Hauptplatz im Herzen der Altstadt.

„Jeden Morgen ist hier Markttag und jeden Samstag eine Fashionsho­w“, scherzt der gebürtige Zagreber. Für ihn ist die Stadt im Frühling am schöns-

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Belgrad: Ausblick von der Parkanlage Kalemegdan auf die Donau
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 ??  ?? Kneza Mihaila: die bekanntest­e Flaniermei­le in der Altstadt von Belgrad mit vielen Cafés und Shops
Kneza Mihaila: die bekanntest­e Flaniermei­le in der Altstadt von Belgrad mit vielen Cafés und Shops
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Kulinarisc­hes Highlight in Zagreb: Am Dolac Markt bieten Bauern aus der Umgebung ihre Ware feil

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