Zeit für die Familie
Während der Feiertage geht es nicht nur um Eier und Hasen, sondern auch um das Miteinander. Wie man Kindern die Botschaft der Karwoche näherbringt und viele Tipps für gemeinsame Aktivitäten in den Ferien.
Welche religiösen Inhalte sollen im Kindergarten besprochen werden?“In einer Elterngruppe auf
Facebook entbrannte dieser Tage eine hitzige Diskussion über diese Frage. Auslöser war eine Mutter, die sich darüber wunderte, dass die Pädagogin ihres Kindes die Ostergeschichte als „zu brutal“befand und nicht aus einem Bilderbuch vorlesen wollte. Sie löste damit eine Debatte aus, welche heiklen Themen man Kindern zumuten könnte und wie viel Religion überhaupt im Bildungssystem Platz haben sollte. Stimmt, die Ostergeschichte über den Tod Jesu mag erschreckend sein, aber das sind viele Märchen auch, wurde argumentiert.
In der Diskussion kristallisierten sich verschiedene Zugänge heraus: Manche erklären die Ostergeschichte zur Privatsache und wollen jeder Familie freistellen, das Thema auf ihre Art mit den Kindern zu behandeln. Einem Teil der Eltern war es wichtig, dass die Bedeutung von Ostern Teil des Bildungsangebotes ist. Sie bedauern, dass die Kindern heute die Bräuche und Geschichten häufig nicht mehr kennen, weil sie davon im Kindergarten und der Schule oder zu Hause wenig mitbekommen. In manchen Kindergärten dürften gar keine religiösen Feste mehr gefeiert werden.
Kindergärten wie jene der christlichen St. Nikolaus-Stiftung oder Religionslehrer in Schulen nutzen die Fasten- und die Osterzeit hingegen zum Philosophieren mit Kindern.
Die Ostergeschichte – auf der nächsten Seite als Vorlesegeschichte für Kinder – beinhaltet viele Themen, die zu unserer heutigen Zeit passen: Mitgefühl, Tod und Neubeginn, Umwelt, Natur. Eine gute Gelegenheit, auch mit den eigenen Kindern über wichtige Fragen des Lebens zu reden.
Die meisten Familien wollen in den Ferien ein gemeinsames Programm machen, das mit Ostern verbunden ist (Tipps dafür finden Sie auf den nächsten Seiten). Osterferien ohne Ostereier sind für die meisten kaum vorstellbar.
Osterprogramm
Den Stellenwert der kommenden Feiertage spiegeln die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov wider: Acht von zehn Österreichern feiern Ostern. Doch nur jeder Dritte nimmt sich Zeit für das klassische Osterprogramm, das seit jeher die Generationen verbindet: Eiersuche, Osterfrühstück, Osterspaziergang. Auch etliche Eltern haben diese Bräuche über Bord geworfen und verbringen die Feiertage lieber ohne traditionelle Rituale.
Einige Familien lassen hingegen in die kirchlichen Bräuche ihre eigenen Traditionen einf ließen, erzählt die Wiener Mutter Martina Haider: „Wir verzieren selbst eine Kerze und nehmen sie in der Osternacht in die Kirche mit. Dort wird sie nach der Feuerweihe entzündet. Und Zuhause erinnern wir uns beim Entzünden in den nächsten Tagen gern ans Osterfest – immerhin dauert die kirchliche Osterzeit ja bis Pfingsten.“
Bei beliebten Ritualen wie dem Bemalen von Ostereiern greifen moderne Eltern nicht immer nur auf die altbewährten Methoden zurück. Der letzte Schrei: Ostereier besprayen statt bepinseln. Im Trend liegen auch Naturfarben – immerhin ist nicht unwichtig, was in der Farbe drin ist (Näheres dazu auf Seite 6).
Für einen tiefsinnigeren Zugang sorgen Eier, die nicht nur bemalt, sondern auch beschrieben sind. So kann man auf den Eiern etwa die wichtigsten Wünsche künstlerisch festhalten: Glück, Gesundheit, Freude, Freizeit, Familie.
Denn so wie bei jedem Feiertag geht es auch bei Ostern um etwas, das allen gleich wichtig ist: Familie und Kinder. Viele Bräuche drehen sich um das gemeinsame Festmahl der Verwandtschaft. Und ein Osterbrot macht eben mehr Freunde, wenn es gemeinsam gebacken wurde als alleine gekauft.
Ostern ist das höchste Fest des Christentums – durch Jesu Tod am Kreuz wurde aus seinem Wirken eine Religion. Seinen Anhängern vermittelte er damit, dass Menschsein nicht wissen bedeutet, sondern glauben – an seine und an die eigene Auferstehung. Sein Verhalten in den Tagen davor – der Karwoche – ist eine spannende Geschichte um Massenhysterie und Populismus, voll Intrigen und Macht, Erwartungen und Demut. Alles diente dem Zweck, die Religion zu begründen. So könnte man sie Kindern erzählen:
(PALM)SONNTAG
Jesus war schon seit 40 Tagen in der Wüste. Er hatte dort nichts zu essen und dachte viel über sein Leben nach. Wenn wir heute fasten, machen wir ihm das nach. Aber nun spürt er, dass er zurück zu seinen vielen Fans muss und zu seinen zwölf Anhängern, die man Apostel nennt. Sie warten auf ihn, denn sie denken, er wird sie befreien. Die Menschen waren nicht wirklich gefangen, aber unglücklich mit den Herrschern.
Jesus kommt an einem besonderen Tag in die Stadt Jerusalem: Die Menschen denken an diesem Tag daran, dass sie früher schon einmal befreit worden sind. Wer an diesem Tag kommt, muss der Befreier sein – der Messias. Sie haben auch gehört, dass Jesus Kranke geheilt und andere Wunder vollbracht hat. Aber Jesus überrascht sie: Sie erwarten ihn als Kämpfer, vielleicht auf einem Streitwagen. Aber er reitet auf einer weißen Eselin, ein einfaches, aber edles Tier. Er will ihnen damit zeigen, dass er bereit ist, eine Last zu tragen. Doch Jesus weiß, dass die jubelnde Masse ein Spektakel von ihm erwartet. Denn die Menschen wollen von den Herrschern befreit werden. Jesus wird seinen Fans aber immer wieder sagen: Erwartet nicht, dass ich euch befreie, sondern versucht euch selbst zu befreien!
Viele Religionen und kluge Menschen haben diesen Gedanken seit Jesus immer wieder wiederholt: Wenn dich etwas stört, dann versuche es selbst zu verändern.
MONTAG
Am Montag wird Jesus zornig, als er in den Tempel kommt. Der ist wie eine Kirche, aber die Menschen machen dort schlimme Dinge: Sie spielen und treiben sich herum. Jesus ist Gottes Sohn und sagt, dieser Ort ist das heilige Haus seines Vaters. Also wirft er alle hinaus, die es nicht ehren.
MITTWOCH
Die Herrscher haben Angst vor Jesus, weil er so viele Anhänger hat. Sie befürchten, dass diese Anhänger wütend werden, wenn sie Jesus einfach verhaften.
Aber dann haben sie Glück: Judas, der ein Freund von Jesus ist, will den Herrschern verraten, wo sie Jesus verhaften können, wenn er ganz alleine ist. Judas meint das nicht böse, im Gegenteil: Er hat verstanden, dass Jesus nicht kämpfen wird, sondern sterben muss, damit die Menschen sich selbst ändern.
(GRÜN)DONNERSTAG
Jesus lädt seine Apostel zum Abendessen. Zuerst wäscht er ihnen die Füße, was ihnen peinlich ist. Er zeigt ihnen damit, dass man immer anderen helfen und ihnen dienen soll – noch heute waschen deswegen Priester und Bischöfe an diesem Tag in der Messe Kranken oder Armen die Füße.
Beim Essen sagt er noch einmal, dass er nicht kämpfen wird. Und dass er sogar sterben muss und alle Menschen daran glauben sollen, dass er wieder auferstehen wird. Nur so können alle befreit werden. Er gibt den Aposteln Brot und Wein und sagt: Das bin ich, mein Fleisch und mein Blut, esst davon, damit ich in euch bin.
Die Apostel sind unglücklich über seine Worte. Sie streiten mit ihm, schlafen dann aber ein. Da spricht Jesus in einem Gebet mit seinem Vater – dem lieben Gott. Er fragt ihn selbst nochmal, ob er wirklich sterben muss. Und sieht ein, dass es notwendig ist.
Als dann die Soldaten der Herrscher kommen, könnte Jesus fliehen – tut es aber nicht, weil er ja sterben muss, damit er später auferstehen kann. Judas hatte den Soldaten den Ort wirklich verraten und Jesus wird verhaftet. Seine Apostel wollen gegen die Soldaten kämpfen, aber Jesus sagt: Legt eure Schwerter hin!
(KAR)FREITAG
Keiner der Herrscher will Jesus verurteilen. Sie haben alle Angst vor seinen vielen Fans. Irgendwann sagt der römische Herrscher Pontius Pilatus: Eigentlich hat Jesus niemandem etwas getan, aber er nennt sich „König“und „Sohn Gottes“. Er verurteilt ihn. Auch die Fans sind schon sauer auf Jesus, weil er nicht kämpft – obwohl er so mächtig