Kurier

Flüchtende zwischen Armee und Grenze eingeschlo­ssen

Syrien. Aus Daraa, der letzten Hochburg der Rebellen, fliehen Hunderttau­sende nach Assad-Offensive.

- VON KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Daraa am 15. Februar 2011. Zwei Jugendlich­e werden am Weg in die Schule von der Polizei kontrollie­rt. Um sich „bei denen da oben“zu rächen, nehmen sie am nächsten Tag die Spraydose mit in die Schule. Sie sprühen, inspiriert von den Aufständen in Tunesien und Ägypten, „Du bist dran, Doktor“an die Wand, ihren Präsidente­n meinend, einen ausgebilde­ten Augenarzt. Sie werden wenig später festgenomm­en, festgehalt­en, gefoltert, wieder freigelass­en. Im März gehen Eltern, Regierungs­gegner und Reformbefü­rworter auf die Straße, um friedlich zu demonstrie­ren. Aber Bashar Assad, der Augenarzt, kennt kein Pardon. Die Sicherheit­skräfte feuern mit echten Kugeln in die Menge. Dutzende Menschen sterbenauc­hbeiweiter­enProteste­n. Der Bürgerkrie­g nimmt seither seinen Lauf.

In Daraa hat alles begonnen, die Region im Südwesten Syriens galt bis vor wenigen Tagen als die letzte Hochburg der Rebellen – die sich seit 2011 in mehr als Tausend Gruppen unterschie­dlichster Ideologie aufgesplit­tert haben. In der vergangene­n Woche startete das As- sad-Regime die groß angelegte Daraa-Offensive. Mit massiven Luftschläg­en zerstörten sie die Infrastruk­tur der Rebellenve­rbände, aber auch Wohngebiet­e und Krankenhäu­ser. Hunderttau­senden blieb nichts anderes als die Flucht.

Humanitäre Krise

Die UN warnt vor einer humanitäre­n Katastroph­e. Innerhalb von zwei Tagen habe sich die Zahl der gef lüchteten Personen im Grenzgebie­t zu Jordanien auf mehr als 160.000 verdreifac­ht. Die UN fürchtet eine Art Belagerung­szustand für die Schutzsuch­enden. Die Grenze zu Jordanien ist geschlosse­n, in dem Nachbarlan­d leben bereits 1,3 Millionen syrische Flüchtling­e. Auch Israel will die intern Vertrieben­en nicht ins Idlib TÜRKEI Damaskus IRAK Daraa JORDANIEN Land lassen. Die Regierung soll mit Russland, das Assad bei der Offensive unterstütz­t, vereinbart haben, dass keine iranischen Truppen in die Nähe derGrenzek­ommen.DieUSAhatv­erkündet, dass die Regierungs­gegner diesmal nicht mit amerikanis­cher Hilfe rechnen können. Also verhan- delten die verblieben­en Rebellen in Daraa am Samstag mit dem russischen Militär über ein Ende der Kämpfe. Die Bedingung der Russen, dass die Rebellen sich in den Nordwesten zurückzieh­en sollen, seien für diese aber „erniedrige­nd“gewesen und zurückgewi­esen worden.

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