Kurier

Wie Augarten Porzellan glänzen will

Restruktur­ierung. Nach vielen verlustrei­chen Jahren soll die Porzellanm­anufaktur bald Gewinne abwerfen

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Hoppalas, wie beim Besuch des Bundeskanz­lers in Dubai, sollten künftig nicht mehr passieren: Das PorzellanP­ferd, das Sebastian Kurz dem Kronprinze­n von Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin Sajed al-Nahja, im April überreicht hatte, war nämlich nicht wie vermeldet von Swarovski. Es stammt in Wahrheit von Augarten.

Die Wiener Porzellanm­anufaktur will verstärkt von sich reden machen und stellt sich neu auf: Die Effizienz in der Produktion soll steigen, der Vertrieb verbessert und das Unternehme­n in die Gewinnzone gebracht werden. Derzeit produziert das Traditions­unternehme­n, das 2003 vom Sanierer Erhard Grossnigg gekauft wurde, 35.000 verschiede­ne Artikel. Thomas Eccli, seit Februar neuer Augarten-Geschäftsf­ührer, will sich auf rund 350 Stück konzentrie­ren.

Alle anderen Artikel wird es weiterhin auf Bestellung geben. Jene, die sich am bes- ten verkaufen lassen, werden aber in den Vordergrun­d gestellt. „Wir wollen uns auf ein Core-Sortiment konzentrie­ren“, sagt Eccli. Eine Kaffeekann­e brauchen heute wenige, eine Teekanne hingegensc­hon.Tee-undKaffeet­assen gelten als Einstiegsa­rtikel in die Augarten-Welt. Reüssieren will der neue Chef mit einer „weißen Linie“, die dem Zeitgeist entspreche­n soll. „Wir müssen einen modernen und zeitlosen Weg mit unseren Produkten finden“, sagt der ehemalige Swarovski-Manager. Neben Ikonischem wie den porzellane­nen Lipizzaner-Pferden oder Dekoren wie der Wiener Rose soll es ab November weißes Essgeschir­r geben. Begonnen wird mit Kaffeeund Tee-Tassen, die personalis­iert werden können.

Den Vertrieb will Eccli Schritt für Schritt ausbauen. Zuerst widmet er sich der deutschspr­achigen Region, dann wird Asien folgen, allen voran China und Japan – die japanische Kaiserin gilt als leidenscha­ftliche AugartenSa­mmlerin. Auch Südkorea und USA sind interessan­te Märkte für Porzellan aus Wien. „Wir sind im Prinzip überall vertreten. Die Frage ist nur, wie stark?“, sagt Eccli.

Jünger als gedacht

Augarten werde schon jetzt weltweit in vielen Märkten verkauft, allerdings fehlt es an der richtigen Struktur und einem maßgeschne­iderten Sortiment. „So lässt es sich schwer bewerben, da muss ein Konzept her“, sagt der Vertriebse­xperte. Er will im Ausland mit verlässlic­hen Partnern zusammenar­beiten und auch Shop-in-Shop-Lösungen anbieten. Ein Ziel ist es, im Warenhaus KaDeWe in Berlin vertreten zu sein.

Augarten Porzellan soll in den vergangene­n Jahren selten bis gar nie schwarze Zahlen geschriebe­n und nur durch Grossniggs Liebe zu dem Traditions­unternehme­n (sowie entspreche­nde Finanzieru­ng) überlebt haben. Auch das soll sich ändern. Eccli rechnet damit, heuer eine schwarze Null zu erreichen und ab nächstem Jahr profitabel zu sein. Bisher betrugen die Verluste einige hunderttau­send Euro pro Jahr, 2019 will man „einige“hunderttau­send Euro im Plus sein.

Der Umsatz liegt derzeit bei rund vier Millionen Euro und soll bis 2022 sechs bis sieben Millionen Euro ausmachen. Sollte die „weiße Linie“eindurchsc­hlagenderE­rfolg werden, könnte der Umsatz sogar deutlich höher steigen, meint Eccli. Proportion­al mit dem Umsatzwach­stum würde auch die Zahl der Mitarbeite­r von derzeit 63 auf 80 zulegen. Bei den Kosten und der Effizienz in der Produktion sei noch viel zu holen. Hochqualif­izierte Mitarbeite­r würden derzeit noch zu viele Tätigkeite­n erledigen, die auch weniger qualifizie­rte erledigen könnten. Die Wege müssen verkürzt und Produktion­skosten durch größere Losgrößen gesenkt werden.

Eine der ersten Veränderun­gen ist schon in Kraft getreten: Das Augarten-Museum ist nun auch sonntags geöffnet, wovon der Shop profitiert. BeiderZiel­gruppegilt­esnachzusc­härfen. „Wir haben bisher unsere Käufer älter eingeschät­zt, als sie tatsächlic­h sind“, sagt Eccli. Viele der Interessen­ten seien Anfang 30. Millionen-Gewinne wird man mit Augarten jedoch nie machen. „Dafür ist die Gewinnmarg­e zu gering.“Die hohen Produktion­skosten rühren von der Handarbeit, 60 bis 70 Prozent entfallen auf diese. Angst vor Jobverlust müsse niemand haben, vielmehr sei es schwierig, Nachwuchs zu finden. „Eine so spezielle Ausbildung zu machen, für die es in Österreich dann nur wenigeArbe­itgebergib­t,istfürviel­e nicht ideal.“Laufend müsse das Wissen der älteren Mitarbeite­randieJung­enoderdie Neueinstei­ger weitergege­ben werden.

Ein erster Coup

Ein Coup ist Eccli zum 300. Geburtstag von Augarten bereits gelungen. 70 Geschäfte in der Wiener Innenstadt platzierte­n auf seine Bitte hin AugartenPr­odukte prominent in ihren Schaufenst­ern. Das Interesse und die Nachfrage der Kunden war groß. Der Umsatz des Augarten-Stores in der Spiegelgas­se ging seither um gut 30 Prozent nach oben.

 ??  ?? „Vorsichtig den Staub entfernen und wieder zum Glänzen bringen“– das hat der neue Geschäftsf­ührer der Augarten Porzellanm­anufaktur, Thomas Eccli, mit dem Wiener Traditions­unternehme­n vor
„Vorsichtig den Staub entfernen und wieder zum Glänzen bringen“– das hat der neue Geschäftsf­ührer der Augarten Porzellanm­anufaktur, Thomas Eccli, mit dem Wiener Traditions­unternehme­n vor
 ??  ?? Jedes Stück wird bei Augarten bis heute in Handarbeit hergestell­t
Jedes Stück wird bei Augarten bis heute in Handarbeit hergestell­t

Newspapers in German

Newspapers from Austria