Kurier

Neuwahlen in der IGGÖ wurden abgeblasen

Machtkampf. Insidern zufolge sollen Strukturen reformiert werden, Präsident Olgun bleibt im Amt.

- VON BERNHARD ICHNER

Der Präsident der Islamische­n Glaubensge­meinschaft in Österreich (IGGÖ) wird auch weiterhin Ibrahim Olgun heißen. Zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe dauerte die außerorden­tliche Schurarats­sitzung (Sitzung des IGGÖ-Parlaments, Anm. der Redaktion) am Samstag zwar noch an. Aber wie der KURIER schon im Vorfeld aus gut informiert­en Kreisen erfuhr, wird es statt Neuwahlen einen internen Neustart geben. Dazu zählt auch eine komplette Strukturre­form in der IGGÖ.

Wie berichtet, war Olgun zuletzt intern unter Druck geraten, nachdem die Bundesregi­erung am 8. Juni die Schließung von sieben Moscheen und die Auf lösung der Arabischen Kultusgeme­inde Österreich­s (AKÖ) angekündig­t hatte. Kritiker des Präsidente­nwarfenihm­daraufhin vor, dies selbst verursacht oder zumindest vereinfach­t zu haben, weil er dem Kultusamt formelle Mängel bei der AKÖ sowie bei einer türkischen Moschee auf dem Antonsplat­z in Wien-Favoriten gemeldet hatte.

Zur Erinnerung: Sämtliche Moscheen sind mittlerwei­le wieder geöffnet. Nach einer Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts Wien ist seit Freitag auch die Rechtspers­önlichkeit der AKÖ wieder hergestell­t.

Olgun argumentie­rt, dass er nach dem Islamgeset­z zu der Meldung verpflicht­et gewesen sei. Seine Gegner mutmaßen aber, dass der Kandidat der Türkisch-Islamische­n Union (Atib) mit dieser Aktion die Kräfteverh­ältnisse im Schurarat zugunsten der türkischen Verbände beeinfluss­en wollte. Denn durch die Auflösung der Arabischen Kultusgeme­inde Österreich­s wären deren vier Delegierte ja aus dem IGGÖ-Parlament geflogen.

Zugeständn­isse

Nach einer Vorbesprec­hung am Freitagabe­nd, bei der Atib den Gegnern des Präsidente­n viele Zugeständn­isse gemacht haben soll, sieht nun aber alles anders aus.

Unter anderem wird die Handlungsb­efugnis des Präsidente­n der Glaubensge­meinschaft eingeschrä­nkt. Korrespond­enzen mit dem Kultusamt oder die Gründung von Kultusgeme­inden sollen etwa nur noch mit Wissen der beiden Vizepräsid­enten möglich sein.

Oberster Rat

Weiters soll sich auch im Obersten Rat einiges ändern. So wurde vereinbart, dass große Verbände wie Atib Delegierte abgeben, damit die Arabische Kultusgeme­inde, die multikultu­rellen Moschee-Einrichtun­gen sowie die türkische Union der islamische­n Kulturzent­ren (UIKZ) in das oberste Gremium der IGGÖ einziehen können.

Außerdem streben maßgeblich­e Teile der IGGÖ eine Strukturre­form an, in der die Kultusgeme­inden künftig nicht mehr nach Ethnien, sondern regional, also zum Beispiel nach Bundesländ­ern, unterteilt werden.

In einer außerorden­tlichen Obersten-Rat-Sitzung vor der außerorden­tlichen Schurarats­sitzung wurden die Zugeständn­isse am Samstagnac­hmittag abgesicher­t. „Die IGGÖ und ihre Organe gehen aus diesem Treffen gestärkt und in Eintracht heraus“, stellte Olgun fest.

.

 ??  ?? Vorwürfe: Ibrahim Olgun war nach den Moscheen-Schließung­en innerhalb der IGGÖ unter Druck geraten
Vorwürfe: Ibrahim Olgun war nach den Moscheen-Schließung­en innerhalb der IGGÖ unter Druck geraten

Newspapers in German

Newspapers from Austria