Kurier

Ein Komiker unter Kastanienb­äumen

Prater. Vor 50 Jahren drehte Peter Lodynski seinen ersten Farbfilm im Prater. Dem Schweizerh­aus ist der Komödiant seitdem treu geblieben.

- VON ANNA-MARIA BAUER (TEXT) UND FRANZ GRUBER (FOTOS)

Lustig, findet Peter Lodynski, wie sich Dinge im Leben wiederhole­n. Zum Beispiel die Sache mit der Medizin. Denn der Autor, Regisseur und Schauspiel­er , der in seinem Leben mehr als 150 Sendungen produziert und in etlichen Serien und Theaterstü­cken mitgespiel­t hat, hat nach der Schule zunächst Medizin studiert.

Seine Verwandten hatten ihn dazu gedrängt. Weil er auch in den überheizte­n Operations­sälen nie umkippte und weil er kranke Menschen gut besänftige­n konnte. Ihn reizte der Arztberuf aber nie. Und nachdem er wieder einmal eine Prüfung vergeigt hatte, kam seine Mutter nach Wien und fragte, was er eigentlich tun wollte. „Ich will die Filmakadem­ie machen, die Schauspiel­schule absolviere­n und Kunstgesch­ichte studieren“, antwortete er prompt, tat das dann auch – und schloss die Ausbildung­en mit Auszeichnu­ng ab.

Dr. Vorhoff-Flimmer

Nun, ab 11. Juli, wird er zum fünften Mal im Lustspielh­aus Am Hof auf der Bühne stehen. Und dort ausgerechn­et einen Arzt spielen. Als Dr. Vorhoff-Flimmer wird er Albert (gespielt von Adi Hirschal) alle erdenklich­en Krankheite­n einreden und ihn „aussackeln“. Es ist Molières Stück „Der eingebilde­te Kranke“von Max Gruber „neu verschrieb­en“, wie es auf dem Plakat heißt.

Auch wenn Peter Lodynski schon so oft auf der Bühne oder vor der Kamera gestan- den ist, nervös ist er knapp zwei Wochen Tage vor der Premiere dennoch. „Aber sicher, ich bin ja kein Unmensch“, sagt er, als er den KURIER unter den schattigen Kronen der Kastanienb­äume im Schweizerh­aus trifft.

Zu dieser Traditions­gaststätte im Prater, die 1920 von der Familie Kolarik übernommen wurde und heute für Stelzen, Bier und den großen Biergarten bekannt ist, hat Peter Lodynski übrigens auch eine besondere Verbindung: 1968 drehte er seinen ersten Farbfilm „Lied aus Wien“im Prater. Und in einer Drehpause hat Paul Hörbiger den damals 32-jährigen Lodynski dann in dieses Lokal mitgenomme­n. Peter Lodynski hat sogar ein Foto von damals dabei, hält es nun in die Kamera.

Dann nickt er dem Kellner freundlich zu, der soeben die Vorspeise – Rohscheibe­n und geräderten Bierrettic­h – auf dem Tisch abstellt. „Den kenn ich auch schon seit Jahrzehnte­n“, sagt Peter Lodynski und lacht.

Apropos lachen. „Früher, da hab ich so richtig lachen können. Wenn meine Eltern mich ins Kabarett Simpl mitgenomme­n haben und wir Karl Farkas gesehen haben, bin ich vor Lachen richtig in die Luft gehüpft. Meine Eltern haben mich kurz vor den Pointen am Arm gepackt, damit ich nicht so auffalle.“

Meister des Heiteren

Aber das Heitere sei ihm einfach immer schon näher gewesen. „Ich habe ja auch den ersten komischen Fensterguc­ker (eine der frühesten Fernsehrei­hen im Bereich Kultur, Anm.) produziert“, erzählt er, während ihm sein Kellner nun die Stelze mit Senf und Kren serviert. „Über das Wiener Dorotheum, das Pfandl. Und das kam so gut an, dass mir danach die Reihe ,Lied aus Wien’ angeboten wurde. Zehn Folgen wurde die lang.“Der Künstler, der im Oktober seinen 82 Geburtstag feiert, nimmt den ersten Bissen.

An Ruhestand denkt er übrigens nicht. Im Oktober wird er wieder mit Adi Hirschal auf der Bühne des Metropol stehen und eine Version vonDonGiov­annispiele­n,die ebenfalls Max Gruber bearbeitet hat. Im November ist er in einer Agatha-Christie-Inszenieru­ng im Gloria Theater zu sehen. Und dann schreibt er auch noch an einem fünften Buch. Einer Münchhause­n-Geschichte.

„Die Ruhe kommt dann irgendwann eh von selbst“, sagt er. „Bis dahin möchte ich möglichst viel schaffen.“ D

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Schweizerh­aus im Holt (re.) 1968 und Hans Lodynski Hörbiger (li.) mit Paul Schweizerh­ausKlassik­er für Peter Lodynski: Stelze und ein Krügerl Bier. Rechts: Im größten Biergarten Wiens gibt es 1400 Sitzplätze unter schattensp­endenden Nuss- und...
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