Ein Teenager schickt Messi heim
Torfestival. 4:3 – Frankreichs Kylian Mbappé sorgte für den WM-Abschied des argentinischen Superstars
Mit hängendem Kopf schlich der Superstar vom Platz. Der unaufhaltsameAbschiedwar schon in den Minuten zuvor in der Luft gelegen, nun verließ Lionel Messi die WMBühne. Wohl für immer, und nicht nur jene in Kasan.
Dafür schlug endgültig dieStundeeinesneuenSterns: Kylian Mbappé. Vor allem nach der Pause entfesselte Franzosen besiegten im Achtelfinale Argentinien 4:3 und schickten den zweifachen Weltmeister nach Hause.
Bei den Argentiniern änderte sich ein bisserl was, Stars wie Agüero und Dybala blieben auf der Bank, Gesellschaft leistete ihnen dieses Mal wieder Higuaín. Auf der Tribüne allerdings wurde Diego Maradona von seiner Gattin beaufsichtigt, die dem kasperlhaften Auftreten des Weltmeisters von 1986 ein Ende setzte (er wurde auch erst in der 42. Minute erstmals von der Regie eingeblendet). Dafür hüpfte Trainer Jorge Sampaoli einmal mehr an der Linie herum wie eine wildgewordene Punk-Band. Auf dem Feld enttäuschte Argentinien zunächst wie schon in der Vorrunde. Das Rezept der Franzosen, mit langen Bällen die schnellen Offensivspieler zu versorgen, ergab Sinn.
Schnelle Führung
Und es brachte den Erfolg. Nachdem Griezmann schon in der 9. Minute einen Freistoß aus rund 20 Metern an die Latte gesetzt hatte, traf der Atlético-Star vier Minuten später. Banega verlor im Angriffsspiel den Ball, der blendend aufgelegte Mbappé machte sich auf die Reise, lief den Argentiniern auf und davon – ehe der Jungstar erst im Strafraum von Rojo gestoppt werden konnte. Vom Elferpunkt traf Antoine Griezmann.
Und Messi, der seelischen Beistand von seiner Familie erhielt (die Gattin und die drei Söhne reisten am Freitag an)? Der vierfache Weltfußballer ließ sich immer wieder auf die Seite fallen, er fehlte so als Schaltzentrale in der Mitte. Jedoch wurde sein Team stärker, weil sich die Franzosen zurückfallen ließen. Der Plan, auf individuelle Klasse zu setzen, ging auf: Ángel Di María konnte unbedrängt schießen – 1:1 in der 41. Minute.
Starker Beginn
Die Argentinier nahmen den Schwung des Ausgleichs mit aus der Kabine und wurden schon drei Minuten später wieder belohnt. Wenn auch etwas Glück dabei war: FCSevilla-Verteidiger Gabriel Mercado fälscht einen eher harmlosen Schuss von Messi unhaltbar für Tormann LlorisinsTorab.Daswaraberder Weckruf für die Équipe Tricolore, die nicht lange mit der Antwort auf sich warten ließen. Nachdem Griezmann eine Topchance vergeben hatte, nahm Pavard eine Flanke von Blaise Matuidi mit dem Außenrist – Argentiniens Tormann Armani hatte nicht den Hauch einer Chance.
Frankreichs Erfolgslauf setzte sich im 80. Länderspiel von Teamchef Didier Deschamps (der 49-Jährige löste gestern Raymond Domenech als Rekordteamchef ab) fort. Verantwortlich war der überragende Mbappé, der in der Vorrunde zum jüngsten WM-Torschützen der Franzosen avanciert war:Inder64.Minutedüpierte der 19-Jährige die behäbige argentinische Abwehr zur Führung, vier Minuten später traf der PSG-Star nach Giroud-Zuspiel. Die grob agierenden Argentinier versuchten, irgendwie noch das Ruder herumzureißen. In der 84. Minute endete ein Solo von Messi bei Lloris. Der Treffer des eingewechselten Agüero kam zu spät (93.).
„Ich bin für meine Arbeit belohnt worden. Wir haben gezeigt, dass wir ein tolles Team sind“, sagte Kylian Mbappé, der als erster Teenager seit 60 Jahren zwei Tore in einem WM-Spiel erzielte (damals war es Brasiliens Pelé im Finale gegen Gastgeber Schweden). Der 34-Jährige Mascherano verkündete nach Schlusspfiff seinen Rücktritt aus der Albiceleste – ebenso wie Kollege Biglia.