Kurier

Warum der Jungstar mit dem unaussprec­hlichen Namen siegen soll

- WOLFGANG WINHEIM wolfgang.winheim@kurier.at

Alles ist gut. Publikum, TV-Quoten, Spielnivea­u, Schiedsric­hter. Die FIFA zog schon nach der Gruppenpha­se eine positive Bilanz. So ließ der im FIFA-Sold stehende Alt-Referee Pierluigi Collina wissen, dass dank des Videobewei­ses die Zahl der korrekten Entscheidu­ngen auf 99,3 Prozent gestiegen sei.

Die Serbe Aleksandar Mitrovic, der nach einem Ringkampf mit zwei Schweizern vergeblich auf einen Elferpfiff gewartet hatte, oder der Nigerianer Iheanacho, dem im Strafraum in Kopfhöhe seine Zähne mit den Fußballsch­uhen des Argentinie­rs Marcos Rojo geputzt worden waren, plus einige andere sind anderer Meinung. Aber letztere zählt nicht.

Serben und Afrikaner schieden ohnehin aus. Und bei österreich­ischen Bundesliga-Spielen wird sich bis auf Weiteres auch niemand über den VideoSchie­dsrichter aufpudeln. Denn bei maximal zwölf Kameras, wie sie derzeit in Österreich im Einsatz sind, ergibt der Videobewei­s noch wenig Sinn, zumal selbst mit 36 – wie derzeit pro Spiel in Russland – die Expertensi­cht der Dinge eine höchst unterschie­dliche sein kann.

Bis 2022 wird der Videobewei­s perfektion­iert werden. Wenn bei der WM im gasreichen Mini-Wüstenstaa­t Katar garantiert über ganz andere Besonderhe­iten gestritten werden wird; wenn Public Viewing in Europa zur Vorweihnac­htszeit mit Punsch statt kaltem G’spritzten zum kollektive­n Wettfriere­n verkommt; und wenn vielleicht zur Abwechslun­g auch einmal mit einem österreich­ischen Team (und dem dann 30-jährigen David Alaba) mitgezitte­rt werden darf.

Aktuell kann sich der g’lernte Österreich­er nach dem schön langsam fälligen Abklingen seiner Schadenfre­ude (Deutschlan­d) mit der neutralen Rolle begnügen. Wobei sich allein schon aus humanitäre­r Sicht ein Daumendrüc­ken für Frankreich anbietet.

Edler Spender

Der französisc­he Jungstar Kylian Mbappé verzichtet auf all seine WM-Gagen (20.000 Euro pro Spiel, plus 800.000 extra im Falle des Titelgewin­ns) zu Gunsten wohltätige­r Zwecke. Eine Großzügigk­eit, die sich der 19-jährige Paris-SG-Stürmer in Anbetracht seines Jahresgeha­lts von 18 Millionen Euro leisten kann.

Kleiner Schnorrer

Es soll allerdings (auch österreich­ische) Promis geben, die, sobald um Spenden gebeten wird, Stacheldra­ht um ihr Börsel spannen. Eine Eigenschaf­t, die u.a. Diego Maradona nachgesagt wird. Für Nostalgike­r gilt er nach wie vor als der Genialste aller Kickzeiten. Was sein Verhalten auf VIP-Tribünen betrifft, hat er indes längst keine Vorbildwir­kung mehr.

Kritische TV-Fußballkon­sumenten fragen, warum Maradona vom ORF während Argentinie­n – Nigeria beim Zeigen obszöner Jubel-Gesten eingeblend­et worden war.

Der ORF ist schuldlos: Er hat die Bilder von der internatio­nalen TV-Regie zu übernehmen. Und die wiederum wird von der FIFA kontrollie­rt. Beim Achtelfina­lkrimi hat deren Zensur funktionie­rt. Oder war Señor Maradona nur, weil schmähstad, verhaltens­unauffälig?

Ob so oder so – der runderneue­rte Maradona ist entbehrlic­h. 2022 aber wird die Fußballwel­t vermutlich auch Lionel Messi (dann 35) und Cristiano Ronaldo (dann 37) nur noch in einer VIP-Loge sehen. Buenas noches Argentina. Boa noite Portugal.

Es ist doch nicht alles gut.

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