Warum der Jungstar mit dem unaussprechlichen Namen siegen soll
Alles ist gut. Publikum, TV-Quoten, Spielniveau, Schiedsrichter. Die FIFA zog schon nach der Gruppenphase eine positive Bilanz. So ließ der im FIFA-Sold stehende Alt-Referee Pierluigi Collina wissen, dass dank des Videobeweises die Zahl der korrekten Entscheidungen auf 99,3 Prozent gestiegen sei.
Die Serbe Aleksandar Mitrovic, der nach einem Ringkampf mit zwei Schweizern vergeblich auf einen Elferpfiff gewartet hatte, oder der Nigerianer Iheanacho, dem im Strafraum in Kopfhöhe seine Zähne mit den Fußballschuhen des Argentiniers Marcos Rojo geputzt worden waren, plus einige andere sind anderer Meinung. Aber letztere zählt nicht.
Serben und Afrikaner schieden ohnehin aus. Und bei österreichischen Bundesliga-Spielen wird sich bis auf Weiteres auch niemand über den VideoSchiedsrichter aufpudeln. Denn bei maximal zwölf Kameras, wie sie derzeit in Österreich im Einsatz sind, ergibt der Videobeweis noch wenig Sinn, zumal selbst mit 36 – wie derzeit pro Spiel in Russland – die Expertensicht der Dinge eine höchst unterschiedliche sein kann.
Bis 2022 wird der Videobeweis perfektioniert werden. Wenn bei der WM im gasreichen Mini-Wüstenstaat Katar garantiert über ganz andere Besonderheiten gestritten werden wird; wenn Public Viewing in Europa zur Vorweihnachtszeit mit Punsch statt kaltem G’spritzten zum kollektiven Wettfrieren verkommt; und wenn vielleicht zur Abwechslung auch einmal mit einem österreichischen Team (und dem dann 30-jährigen David Alaba) mitgezittert werden darf.
Aktuell kann sich der g’lernte Österreicher nach dem schön langsam fälligen Abklingen seiner Schadenfreude (Deutschland) mit der neutralen Rolle begnügen. Wobei sich allein schon aus humanitärer Sicht ein Daumendrücken für Frankreich anbietet.
Edler Spender
Der französische Jungstar Kylian Mbappé verzichtet auf all seine WM-Gagen (20.000 Euro pro Spiel, plus 800.000 extra im Falle des Titelgewinns) zu Gunsten wohltätiger Zwecke. Eine Großzügigkeit, die sich der 19-jährige Paris-SG-Stürmer in Anbetracht seines Jahresgehalts von 18 Millionen Euro leisten kann.
Kleiner Schnorrer
Es soll allerdings (auch österreichische) Promis geben, die, sobald um Spenden gebeten wird, Stacheldraht um ihr Börsel spannen. Eine Eigenschaft, die u.a. Diego Maradona nachgesagt wird. Für Nostalgiker gilt er nach wie vor als der Genialste aller Kickzeiten. Was sein Verhalten auf VIP-Tribünen betrifft, hat er indes längst keine Vorbildwirkung mehr.
Kritische TV-Fußballkonsumenten fragen, warum Maradona vom ORF während Argentinien – Nigeria beim Zeigen obszöner Jubel-Gesten eingeblendet worden war.
Der ORF ist schuldlos: Er hat die Bilder von der internationalen TV-Regie zu übernehmen. Und die wiederum wird von der FIFA kontrolliert. Beim Achtelfinalkrimi hat deren Zensur funktioniert. Oder war Señor Maradona nur, weil schmähstad, verhaltensunauffälig?
Ob so oder so – der runderneuerte Maradona ist entbehrlich. 2022 aber wird die Fußballwelt vermutlich auch Lionel Messi (dann 35) und Cristiano Ronaldo (dann 37) nur noch in einer VIP-Loge sehen. Buenas noches Argentina. Boa noite Portugal.
Es ist doch nicht alles gut.