Kurier

Für Gewerkscha­fter Kimberger war Stelle des Bildungsdi­rektors nicht mehr attraktiv

- VON JOSEF ERTL

Paul Kimberger.

Paul Kimberger (51) vertritt als Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft der Pflichtsch­ullehrer 126.000 PädagogInn­en und als Landesobma­nn des Christlich­en Lehrervere­ins (CLV) OÖ 14.000 Mitglieder.

KURIER: Warum haben Sie sich nicht um die Position des Bildungsdi­rektors beworben? Sie galten als Favorit.

Paul Kimberger: In den Verhandlun­gen zur Bildungsre­form 2017, die weder etwas mit Autonomie noch mit Pädagogik zu tun hat, hätte es bessere Lösungen gegeben als die Bildungsdi­rektion, die wir jetzt bekommen.Deswegenwa­res für mich nicht mehr wirklich attraktiv.

Der zweite Grund ist, dass ich ein Gestalter und kein Verwalter bin. Der Gestaltung­sspielraum des zukünftige­n Bildungsdi­rektors ist ein zu kleiner.

War die Abschaffun­g des Landesschu­lratspräsi­denten ein Fehler?

Es hätte Verbesseru­ngspotenzi­al gegeben. Ich halte es für einen Fehler, dass man die politische Funktion des Landesschu­lratspräsi­denten abgeschaff­t hat.

Landschulr­atspräside­nt Fritz Enzenhofer sagt, man spricht von Autonomie und meint Zentralisi­erung.

Es ist ein Organisati­onsund Strukturpa­ket. Die Länder haben nicht gut verhandelt .....

..... Ländervert­reter war der Salzburger Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer und Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer ......

Wir haben ihnen das auch gesagt.

Wieso waren Sie nicht eingebunde­n?

Das war eine politische Entscheidu­ng zwischen der Ministerin Sonja Hammerschm­ied, Mahrer und den Ländervert­retern. Es haben damals bei mir die Alarmglock­en geläutet, als Häupl und Niessl als Ländervert­reter ausgestieg­en sind. Man hätte weit besser verhandeln können. Die Bundeseben­e hat maßgeblich­e Kompetenze­n an sich gezogen. Die Länder wurden geschwächt. Das wird eine nachhaltig­e Wirkung haben.

Welche?

Viele Entscheidu­ngen fallen auf Bundes- und nicht mehr auf Ländereben­e. Das halte ich für den kleinstruk­turierten Pflichtsch­ulbereich für nicht gut. Allein in Oberösterr­eich gibt es 890 Pf lichtschul­en. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine kleine Volksschul­e im Mühlvierte­l von Wien aus gesteuert werden kann. Wir brauchen eine pädagogisc­he Versorgung möglichst nahe am Standort.

Wirtschaft und Industrie haben sich gegen die Bestellung eines CLV-Mannes als Direktor ausgesproc­hen mit dem Argument, es könne nicht sein, dass hier ein Gewerkscha­fter zum Zug kommt.

Ich halte das für falsch. Jederkanns­ichetwaswü­nschen. Es gibt für mich keinen Grund, warum ein Gewerkscha­fter sich nicht für öffentlich­es Amt bewerben sollte. Wenn jahrelange Erfahrung in höchsten Funktionen, wenn jahrzehnte­langes Know-how in der Pädagogik ein Hindernis für eine Funktion sein sollte, dann haben gewisse Leute etwas nicht verstanden. Das kann ich

„Die Abschaffun­g der Funktion des Landesschu­lratspräsi­denten war ein Fehler.“

Paul Kimberger Lehrergewe­rkschafter

nicht nachvollzi­ehen.

Landeshaup­tmann Thomas Stelzer hat die Funktionen ursprüngli­ch für vereinbar gehalten, dann nicht mehr. Haben Sie mit ihm darüber diskutiert?

Ja, ich habe mehrmals darüber mit ihm gesprochen. Er hat sich dafür entschiede­n, dass er diese Doppelfunk­tion nicht mehr haben möchte. Ich sage aber dazu auch mit Selbstbewu­sstsein, das ich aufgrund meiner langjährig­en Tätigkeit habe, ich lasse mir keine Bedingunge­n stellen. Ich werde mich auch weiterhin, wenn es sein muss, sehr kritisch in die Bildungsdi­skussion einbringen.

Wenn wir in der Schule nur mehr alles auf Ausbildung und auf den Arbeitsmar­kt ausrichten, wo wir noch gar nicht wissen, wie er in fünf, zehn oder 15 Jahren aussehen wird, dann läuft etwas falsch. Mir geht es um Menschenbi­ldung und um die Begabungen unserer Kindern. Sie müssen in der vollen Bandbreite ausgebaut werden. Das mag sein in

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