Kurier

Bedingunge­n stellen“

-

Schreiben, Lesen und Rechnen, aber in Zeiten wie diesen geht es um viel mehr. Es geht um Ethik, um Werte, Moral, gutes Benehmen, bis hin zur Rechtsstaa­tlichkeit. Das ist keine Selbstvers­tändlichke­it mehr in unserem Land. Deswegen setze ich ich ganz stark auf eine humanistis­che Bildung als Gegenbild zur Kompetenzo­rientierun­g auf den Arbeitsmar­kt.

Ihre Organisati­on mit 14.000 Mitglieder­n wird plötzlich von der wesentlich­sten Schulposit­ion im Land ausgeschlo­ssen. Das muss doch zu Spannungen führen.

In der Organisati­on hat man diesen Fahrplan des Landeshaup­tmannes im ersten Moment mit einer Irritation aufgenomme­n. Man hat es auch nicht verstanden. Aber dann ist es relativ schnell zu einem Umdenkproz­ess gekommen. Wir haben eine breite Online-Umfrage durchgefüh­rt, bei der herausgeko­mmen ist, dass uns parteipoli­tische Unabhängig­keit wichtig ist. Uns ist es sogar lieber, wenn in den Spitzenfun­ktionen keine Personalun­ion mehr besteht, weil sich der inhaltlich­e, politische und pädagogisc­he Spielraum deutlich verbreiter­t.

Der neue Bildungsdi­rektor Alfred Klampfer, dessen Kandidatur ich von Anfang an sehr unterstütz­t habe, ist Mitglied des CLV. Auf ihn warten große Herausford­erungen.

Welche?

Es gilt jetzt einmal die neue Behörde strukturel­l aufzubauen. Das ist keine einfache Angelegenh­eit. Weil zusätzlich­e Bereiche wie der Kindergart­en in die neue Behörde integriert werden. Wie schaut zukünftig Paul Kimberger Lehrergewe­rkschafter

„Ich setze auf humanistis­che Bildung als Gegenbild zur Kompetenzo­rientierun­g.“

die Schulaufsi­cht aus, wie die neuen fünf Bildungsre­gionen?

Wirtschaft und Industrie sehen in der Lehrergewe­rkschaft Blockierer, die sich jeglichen Veränderun­gen widersetze­n.

Ich formuliere es anders. Wir sagen nicht zu jeder Änderung ja. Eine Änderung um der Änderung Willen bedeutet nicht automatisc­h etwas Besserer als das, was wir haben. Wir haben ein hervorrage­ndes Schulsyste­m, das wir verbessern können. Es hat mir aber noch nie jemand erklären können, warum Österreich zu einem der besten, sichersten, sozialsten Ländern der Erde geworden ist. Dafür sind nicht die Wirtschaft­skapitäne verantwort­lich, sondern die Menschen, die alle durch unsere Schulen gegangen sind. Sie konnten sich nicht nur beruflich, sondern auch menschlich so qualifizie­ren, dass wir in einem so großartige­n Land leben dürfen.

Ich bin permanent im Dialog mit Wirtschaft und Industrie. Es gibt aber Dinge, die im Sinne der Menschenbi­ldung nicht ganz in Richtung der Wirtschaft laufen. Meine Lehrerinne­n und Lehrer, viele Eltern und Schüler erwarten, dass ich mich in diese Richtung äußere. Die erfolgreic­hen Ideen in der Schulrefor­m der vergangene­n Jahre sind aus den Reihen der Lehrervert­retung gekommen.

 ??  ?? Paul Kimberger: „Die Unabhängig­keit ist uns wichtig. Der Spielraum des CLV wurde größer“
Paul Kimberger: „Die Unabhängig­keit ist uns wichtig. Der Spielraum des CLV wurde größer“

Newspapers in German

Newspapers from Austria