„Gesetzgebung sorgt für Stabilität“
Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner Gruppe, über neue Arbeitswelten
Interview.
Das Unternehmen Greiner wurde 1868 gegründet und ist seitdem zu 100 Prozent in Familienbesitz. Unter dem Dach der Greiner Holding AG beschäftigt die Greiner Gruppe an 139 Standorten weltweit über 10.000 Mitarbeiter. Die Gruppe erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von knapp 1,6 Milliarden Euro. Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner Gruppe, spricht im Interview über neue Arbeitswelten, die Arbeitszeitflexibilisierung und den Kampf um die Talente.
Das Arbeitsleben befindet sich in einem großen Wandel. Was sind die Ursachen dafür?
Axel Kühner: Generell hat sich durch die Digitalisierung das Zusammenleben geändert. Auch die Arbeitswelt unterliegt derzeit einem starken Wandel, doch diese war schon in den vergangenen Jahrhunderten einer stetigen Veränderung unterworfen. Denken sie zum Beispiel an die Dampfmaschine oder die erste industrielle Revolution. Beides brachte ein mehr an Arbeitsteilung und auch Beschleunigung der Prozesse. Jetzt ist es die Digitalisierung, die zu einem großen Umbruch führt und nun Arbeitswelten entstehen, die hoch qualifiziert sind. Aber auch darauf werden wir uns entsprechend einstellen. Der Mensch ist zum Glück sehr flexibel.
Haben es die heimischen Unternehmen geschafft, sich auf die beiden Herausforderungen Digitalisierung und Globalisierung einzustellen?
Für Unternehmen ist das ein normaler Prozess und wer am Markt Erfolg haben will, der muss sich Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner Gruppe, sieht den Wandel als Chance
schnell auf Veränderungen einstellen können. Besonders als Familienunternehmen fällt uns das sehr leicht, denn wir haben sehr direkte und kurze Wege und können schnell reagieren.
Wirkt hier der Staat nicht wie ein Bremsklotz, denn ein gesetzlicher Umbau ist meist doch sehr langwierig, wie sich jetzt zum Beispiel beim Thema Arbeitszeitflexibilisierung
gezeigt hat? Unternehmen haben es hier etwas einfacher und müssen deutlich weniger Aspekte berücksichtigen als der Staat. In der Gesetzgebung müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die einen Ausgleich für alle Beteiligten bringen. Wie schwierig so ein Interessensausgleich sein kann, zeigt sich beim Thema Arbeitszeitflexibilisierung. Aber eine be-
dachte Gesetzgebung sorgt für Stabilität. Unternehmen könnte es natürlich nie schnell genug gehen, aber die zwei Geschwindigkeiten zwischen Wirtschaft und Politik sorgen in Österreich für eine gesunde Balance und auch für eine hohe Stabilität der Rahmenbedingungen.
Gibt es auch vonseiten der Mitarbeiter eine Verschiebung der Präferenzen, was ist ihnen heute bei Arbeitgebern wichtig ist?
Auf jeden Fall und die Work-Life-Balance ist zu einem wichtigen Faktor geworden. Arbeitgeber müssen sich heute auch deutlich mehr bemühen, um gute Mitarbeiter gewinnen und auch halten zu können. Dabei ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber auch eine größere Flexibilität bei den Arbeitszeiten ein großes Thema. Die Menschen gestalten ihr Leben deutlich individueller als noch vor 50 Jahren und das muss sich auch im Job widerspiegeln.
Wie reagieren Sie auf diese neuen Anforderungen in Ihrem Unternehmen?
Wir versuchen immer einen Schritt mehr zu tun als andere, um die besten Mitarbeiter zu bekommen. Wir bieten zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, aber gleichzeitig auch ein gutes Betreuungsangebot für Kinder in unserem Unternehmen. Durch zahlreiche Sozialleistungen versuchen wir auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter einzugehen und der bisherige Erfolg unseres Unternehmens gibt uns recht. Mitarbeiter legen heute neben einer fairen Bezahlung großen Wert darauf, dass die Arbeit Spaß macht, man sich selbst im Job verwirklichen kann und man auch von seinem Arbeitgeber eine entsprechende Wertschätzung erfährt. Wir haben heute einen Arbeitnehmerund keinen Arbeitgebermarkt. Das bedeutet, dass sich Unternehmen um die hoch qualifizierten Mitarbeiter bemühen müssen, denn ansonsten können sie im Kampf um die Talente in Zukunft nicht bestehen.