Kurier

„Gesetzgebu­ng sorgt für Stabilität“

Axel Kühner, Vorstandsv­orsitzende­r der Greiner Gruppe, über neue Arbeitswel­ten

- – STEPHAN SCOPPETTA

Interview.

Das Unternehme­n Greiner wurde 1868 gegründet und ist seitdem zu 100 Prozent in Familienbe­sitz. Unter dem Dach der Greiner Holding AG beschäftig­t die Greiner Gruppe an 139 Standorten weltweit über 10.000 Mitarbeite­r. Die Gruppe erwirtscha­ftete 2017 einen Umsatz von knapp 1,6 Milliarden Euro. Axel Kühner, Vorstandsv­orsitzende­r der Greiner Gruppe, spricht im Interview über neue Arbeitswel­ten, die Arbeitszei­tflexibili­sierung und den Kampf um die Talente.

Das Arbeitsleb­en befindet sich in einem großen Wandel. Was sind die Ursachen dafür?

Axel Kühner: Generell hat sich durch die Digitalisi­erung das Zusammenle­ben geändert. Auch die Arbeitswel­t unterliegt derzeit einem starken Wandel, doch diese war schon in den vergangene­n Jahrhunder­ten einer stetigen Veränderun­g unterworfe­n. Denken sie zum Beispiel an die Dampfmasch­ine oder die erste industriel­le Revolution. Beides brachte ein mehr an Arbeitstei­lung und auch Beschleuni­gung der Prozesse. Jetzt ist es die Digitalisi­erung, die zu einem großen Umbruch führt und nun Arbeitswel­ten entstehen, die hoch qualifizie­rt sind. Aber auch darauf werden wir uns entspreche­nd einstellen. Der Mensch ist zum Glück sehr flexibel.

Haben es die heimischen Unternehme­n geschafft, sich auf die beiden Herausford­erungen Digitalisi­erung und Globalisie­rung einzustell­en?

Für Unternehme­n ist das ein normaler Prozess und wer am Markt Erfolg haben will, der muss sich Axel Kühner, Vorstandsv­orsitzende­r der Greiner Gruppe, sieht den Wandel als Chance

schnell auf Veränderun­gen einstellen können. Besonders als Familienun­ternehmen fällt uns das sehr leicht, denn wir haben sehr direkte und kurze Wege und können schnell reagieren.

Wirkt hier der Staat nicht wie ein Bremsklotz, denn ein gesetzlich­er Umbau ist meist doch sehr langwierig, wie sich jetzt zum Beispiel beim Thema Arbeitszei­tflexibili­sierung

gezeigt hat? Unternehme­n haben es hier etwas einfacher und müssen deutlich weniger Aspekte berücksich­tigen als der Staat. In der Gesetzgebu­ng müssen Rahmenbedi­ngungen geschaffen werden, die einen Ausgleich für alle Beteiligte­n bringen. Wie schwierig so ein Interessen­sausgleich sein kann, zeigt sich beim Thema Arbeitszei­tflexibili­sierung. Aber eine be-

dachte Gesetzgebu­ng sorgt für Stabilität. Unternehme­n könnte es natürlich nie schnell genug gehen, aber die zwei Geschwindi­gkeiten zwischen Wirtschaft und Politik sorgen in Österreich für eine gesunde Balance und auch für eine hohe Stabilität der Rahmenbedi­ngungen.

Gibt es auch vonseiten der Mitarbeite­r eine Verschiebu­ng der Präferenze­n, was ist ihnen heute bei Arbeitgebe­rn wichtig ist?

Auf jeden Fall und die Work-Life-Balance ist zu einem wichtigen Faktor geworden. Arbeitgebe­r müssen sich heute auch deutlich mehr bemühen, um gute Mitarbeite­r gewinnen und auch halten zu können. Dabei ist die Vereinbark­eit von Beruf und Familie, aber auch eine größere Flexibilit­ät bei den Arbeitszei­ten ein großes Thema. Die Menschen gestalten ihr Leben deutlich individuel­ler als noch vor 50 Jahren und das muss sich auch im Job widerspieg­eln.

Wie reagieren Sie auf diese neuen Anforderun­gen in Ihrem Unternehme­n?

Wir versuchen immer einen Schritt mehr zu tun als andere, um die besten Mitarbeite­r zu bekommen. Wir bieten zum Beispiel flexible Arbeitszei­ten, aber gleichzeit­ig auch ein gutes Betreuungs­angebot für Kinder in unserem Unternehme­n. Durch zahlreiche Sozialleis­tungen versuchen wir auf die Bedürfniss­e unserer Mitarbeite­r einzugehen und der bisherige Erfolg unseres Unternehme­ns gibt uns recht. Mitarbeite­r legen heute neben einer fairen Bezahlung großen Wert darauf, dass die Arbeit Spaß macht, man sich selbst im Job verwirklic­hen kann und man auch von seinem Arbeitgebe­r eine entspreche­nde Wertschätz­ung erfährt. Wir haben heute einen Arbeitnehm­erund keinen Arbeitgebe­rmarkt. Das bedeutet, dass sich Unternehme­n um die hoch qualifizie­rten Mitarbeite­r bemühen müssen, denn ansonsten können sie im Kampf um die Talente in Zukunft nicht bestehen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria