Kurier

Rezepte gegen das Fernweh

Warum Essen im Urlaub meistens besser schmeckt als daheim.

- VON INGRID TEUFL

Der einfachste Salat schmeckt mit Blick aufs Meer oft besser als die feinste Haubenküch­e daheim. Und in den Straßen von Bangkok oder Saigon munden sogar gegrillte Heuschreck­en köstlich. Im Urlaub scheinen sich unsere Geschmacks­empfindung­en enorm zu verändern: „Vorlieben oder Abneigunge­n können in der Tat aufgelöst werden“, sagt Karin Lobner, Ernährungs­wissenscha­ftlerin und Psychother­apeutin mit Schwerpunk­t Essen und Psyche. „Ganz typisch ist etwa, dass Menschen, die zu Hause Fisch oder Oliven verweigern, sie im Urlaub plötzlich mögen.“

Warum Essen im Urlaub häufig anders schmeckt, hat mehrere Gründe: Etwa die Luft oder die Gerüche. „Das Ambiente macht viel aus, ob ein Gericht schmeckt. Auch daheim schmeckt die feinste Haubenküch­e in einem düsteren Kammerl nicht so gut.“Wesentlich­Eindrücken. en Anteil hat natürlich der Urlaubsmom­ent an sich. „Um genießen zu können, braucht es eine gewisse Entspannun­g – und die hat man im Urlaub in einer anderen Umgebung üblicherwe­ise. Dann verfügt man auch über psychische Kapazitäte­n, die frei geworden sind.“

Und man ist fern des Alltags generell offener gegenüber neuen Gerade beim Essen, das schließlic­h schon vom Anfang des Lebens an mit meist positiven Emotionen verbunden ist. „An diese frühen Erfahrunge­n docken wir immer wieder an. Im Urlaub wird dann die Sensorik von Speisen und Lebensmitt­eln anders wahrgenomm­en“, erklärt Lobner. Überhaupt, wenn auch andere Menschen exotische Speisen essen. „Wenn man mitbekommt, das gehört für viele Menschen zum Alltag, wirkt das vertrauens­bildend.“

Der Geschmack des Urlaubs lässt sich zu Hause erfahrungs­gemäß zwar kaum reproduzie­ren – siehe den vom Urlaubsort mitgebrach­ten Wein, der im mitteleuro­päischen Winter längst nicht mehr so mundet. Aber man kann seinen Mahlzeiten einen höheren Stellenwer­t einräumen. „Wenn man sich Zeit nimmt, das Essen zelebriert und etwa den Tisch schön deckt, kann man seine Emotionen positiv aufladen.“

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