Kurier

Luxuscampi­ngplätze und bestens ausgestatt­eter Wohnraum auf vier Rädern

Camping. Moderne Reisemobil­e machen den einstigen Billig-Urlaub zur leistbaren Luxusreise

- VON GILBERT WEISBIER

Routiniert erklärt die Mitarbeite­rin der Firma Gebetsroit­her die Funktion des Miet-Reisemobil­s, in dem wir – gemeinsam mit einer kleinen Gruppe – eine fünftägige Reise unternehme­n.

Da geht es um einen Kühlschran­k, den man von Gas- auf Elektrobet­rieb umschaltet, LEDLeuchte­n, die bei Berührung angehen, Dunstabzug­shaube, Dusche und WC. Die Nasseinhei­t mit Dusche, WC und Schminkspi­egel wirkt erstaunlic­h geräumig in dem sechs Meter langen Gefährt, das mit einem besonderen Detail schon bald den Neid anderer Camper auf sich ziehen soll: Das Bett, das sich auf Knopfdruck wie ein Balkon einen Meter weit aus dem Heck des Fahrzeugs schraubt.

Dann kann es losgehen. Der Start durch den Wiener Vormittags­verkehr fordert ordentlich Konzentrat­ion – besonders, wenn man an einen Kleinwagen gewöhnt ist. Der gut sechs Meter lange Wagen beschleuni­gt wie ein Pkw, ist mit seinem Sechsgangg­etriebe angenehm zu fahren und reagiert lediglich ein wenig mehr auf kräftigen Seitenwind.Auchüberde­nSemmering schlägt sich das Gefährt trotz Regengüsse­n und Sturm prächtig. In Kärnten, kurz vor der Grenze treffen alle Teilnehmer zusammen und bilden einen Konvoi.

Wenige Stunden später rollen wir auf den Campingpla­tz Marina di Venezia. Welch unterschie­d zu den steinigen Terrassen in meiner Erinnerung, auf denen ich kaum die Zelthering­e in den Boden brachte und die einzige Duschkabin­e mit allen anderen teilen musste.

Open-Air-Luxus

Zurück in die Gegenwart: Die Einfahrt – samt Blumenhüge­l, auf dem der geflügelte Löwe thront – erinnert eher an jenen eines Luxushotel­s. Hochmotivi­erte,gutgelaunt­wirkendeju­nge Leute in Firmen-Shirts legen jedem Gast ein Armband an, ohne das es keinen Einlass gibt.

Dann fährt man durch eine ganze Stadt aus Wohnmobile­n und geräumigen Mobile-Homes (stationäre Campingfre­unde) mit einem 15.000 Quadratmet­er großen Aquapark, Einkaufsst­raße und Sternerest­aurant – bis der geeignete Stellplatz in der Fünfstern-Anlage nahe dem gepflegten Traum-Sandstrand gefunden ist.

„Wir reserviere­n nur einen kleineren Teil der Stellplätz­e, damit man immer auch spontan anreisen kann. Das ist es, was unsere Gäste wünschen“, erklärt später der aus Südtirol stammende Marketingl­eiter Massimo Battaglio, der mit so mancher Überraschu­ng aufwartet. Etwa, dass auch diese 80 Hektar große Anlage mit ihren 3600 Stellplätz­en und 400 Mobilheime­n nach 60 Jahren immer noch ein Familienbe­trieb ist. Dazu ein reiches Umland: Vom quirligen Treiben in der – 20 Fährminute­n entfernten – Lagunensta­dt Venedig bis zum Vogelparad­ies der Lagune mit ihren Weltkriegs-Musseen in frisch renovierte­n Festungen.

Ungern nehmen wir Abschied vom Meer, fahren nordwärts. In Kärnten erwartet uns ein ganz anderer Stil: Am Millstätte­r See hat die Bauernfami­lie Burgstalle­r aus der einstigen sauren Pferdewies­e einen TopCamping­platz gemacht, dessen Gestaltung das Thema Piraten durchzieht. „Ich wäre gern als Kind einer geworden“, erzählt Inhaber Dieter Burgstalle­r, dessen Gäste durch DschungelL­andschafte­n zu Bad und WC wandern und stündlich die Kanone des Freibeuter­schiffes hören, das an der Decke hängt. Das alles bringt dem Platz Jahr für Jahr Top-Bewertunge­n.

Serpentine­n

Am Morgen rollen wir über die kurvige Nockalmstr­aße, machen Station im Biosphären­park-Haus Nockberge mit tollem 3-D-Kino. Die letzte Reisenacht darauf verbringen wir auf dem Campingpla­tz im Salzburger Mauterndor­f, der sich unspektaku­lär und souverän gastfreund­lich präsentier­t. Er punktet mit praktische­n Familien-Waschräume­n, sowie der Lage direkt am Lift und der Nähe zur großartig renovierte­n Burg. Dort darf man bei schmackhaf­tem Ritteresse­n den inneren Fürsten oder das Burgfräule­in ausleben. An diese Art von Camping kann man sich echt gewöhnen. Bei jedem Wetter.

 ??  ?? Ob Selbstvers­orger oder Restaurant­gast: Der Camper hat immer die Wahl – und außerdem die hoch geschätzte Freiheit, den Ort jederzeit zu wechseln
Ob Selbstvers­orger oder Restaurant­gast: Der Camper hat immer die Wahl – und außerdem die hoch geschätzte Freiheit, den Ort jederzeit zu wechseln
 ??  ?? Nockalmstr­aße: Über 52 Kehren zum Biosphären­haus mit seinem sensatione­llen 3-D-Kino. Das Ausziehbet­t im Bus gefällt (re.)
Nockalmstr­aße: Über 52 Kehren zum Biosphären­haus mit seinem sensatione­llen 3-D-Kino. Das Ausziehbet­t im Bus gefällt (re.)
 ??  ??
 ??  ?? Fahrradtou­r durch die Lagune von Venedig
Fahrradtou­r durch die Lagune von Venedig
 ??  ??
 ??  ?? Unendlich viele Fotomotive bietet die Lagunensta­dt
Unendlich viele Fotomotive bietet die Lagunensta­dt
 ??  ?? Bei diesem Wasserpark bleibt kein Wunsch offen
Bei diesem Wasserpark bleibt kein Wunsch offen

Newspapers in German

Newspapers from Austria