Kurier

Ab ins Legoland

Seit 60 Jahren bauen Kinder aus Lego ganze Welten. Im Legoland Günzburg basteln Erwachsene daraus ein Piratenhot­el.

- VON TERESA RICHTER-TRUMMER

LLange haben wir uns gedrückt, aber nun steht sie an: Die allererste Reise in ein Familienre­ssort. Das Legoland Piratenins­el Hotel hat neu eröffnet und lädt ein. Die Mädchen? Sind Feuer und Flamme. Der Mann? Liest „Steakhouse“und „Piraten-Bowling“und ist schon mit an Bord. Und ich? Habe Zweifel. Schließlic­h hatte ich als Kind mein eigenes Legoland – neun Quadratmet­er „Oberboden“und gefühlte drei Millionen Legosteine. Ist das zu toppen?

Der erste Eindruck: Wunderschö­n! Das erste, was wir vom Legoland sehen, ist nämlich ein hochstämmi­ger, ja erhabener Wald. Sanft umkurvt man ihn, das herrliche Gefühl, in eine andere Welt zu fahren, macht sich breit und dann steht es da: Das Feriendorf samt 26,6 Millionen Euro teurem Piratenins­el Hotel – gemalte Risse auf einem praktisch quadratisc­hen Bau mit aufgepappt­er Fassade à la Parndorf.

Die Kinder jubeln

Vor dem Hotel: Ein riesiges Piratensch­iff. Die Kinder sind nicht mehr im Auto zu halten. Bis zum Spielplatz schaffen sie es allerdings nicht. Die ersten – für 5Jährige – lebensgroß­en Legofigure­n werden begriffen, erklettert, geküsst.

Die Rezeption hat Campingpla­tz-Flair, gleicht das aber mit super-freundlich­en Mitarbeite­rn aus. Freundlich­keit wird uns hier noch überall begegnen, denn das ist der Merlin Entertainm­ents Group – und dazu gehört der Freizeitpa­rk in Deutschlan­d – wichtig. Etwa im Steak House Restaurant, das auch mit gutem Essen punktet. Für den Park ist es den müden Eltern zu spät, also auf zum Piraten-Bowling. Spaß pur: Man lacht über die innovative­n Techniken der Kinder und die unausgefei­lten eigenen. Warum machen wir das nicht öfter?

Auf dem Heimweg zum Hotel – mittlerwei­le ist es dunkel – fällt das erste Mal der Satz: „Ich liebe das Legoland“. Endlich wird das Piratensch­iff geentert, aber nur kurz, denn der Regen prasselt, also hinein ins Hotel mit seinen 594 Betten. Eine edle „Holz“-Stiege und die buntesten Tapeten ever empfangen uns. Im Zimmer die nächsten Begeisteru­ngsschreie: Ein Stockbett! Mit je einem Boot als Bett. Wie es sich für echte Piratinnen gehört, entbrennt ein wilder Streit um die obere Etage. Die Rettung steht am Bettende: Eine Box Lego. „Kommt wir bauen eine Stadt“, sagt eine Piratin – mehr braucht es nicht, um aus Feindinnen Verbündete zu machen.

Das Zimmer ist zwar reizüberfl­utend bunt, aber die Deoder tails sind liebevoll: Die Schiffslam­pen, der Affe, der im Zimmer Bananen versteckt hat und natürlich das Lego aus dem Krebse, Papageien und Fackeln gemacht sind. Das Elternbett ist herrlich bequem, leider schlafe ich nicht lange darinnen: Ein Kind fürchtet sich in der Nacht. „Ob da nicht doch echte Piraten“im Hotel sind? Also darf Mama ins Schiffchen. Etwas hellhörig, da direkt an der Gangwand, aber durchaus machbar.

Ab in den Park

Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück in der schummrige­n Piraten Taverne: Die Plastikfel­sen erinnern an Playmobil, aber die Auswahl ist reichlich, die Croissants frisch und auf Wunsch gibt es laktose(neben glutenfrei­e Produkte. Und jetzt aber: Ab ins Legoland! Der Weg führt durch den eingangs erwähnten Wald und unsere Kinder verschwind­en sofort zwischen Farnen und Eschen. Es ist einiges an Rufen nötig, um sie überhaupt in den Vergnügung­spark zu bekommen. Einmal drin, verstehen sie – Prater-geübt wie sie sind – das Konzept sofort: Anstellen und fahren. Dazwischen nach Pommes, Eis und Stofftiere­n betteln.

Für die Eltern gibt es etwas Neues: „Das große Legorennen“– eine Virtual Reality Achterbahn, Spaß vermischt mit leichter Übelkeit. Das flaue Gefühl will sich auch beim weiteren Parkbummel nicht ganz legen, fällt doch deutlich ins Auge, dass Fahrgeschä­fte wie Feriendorf großteils mit männlichen Charaktere­n aufwarten: Piraten, Ritter, Rennfahrer. Die Lego Friends – pädagogisc­h ohnehin fraglich – haben keine eigene Attraktion, nur einen Shop. In Sachen zeitgemäße Rollenmust­er hat das Legoland, das sich gerne als „edukativ“präsentier­t, definitiv Verbesseru­ngspotenzi­al.

Mit etwas Groll im Bauch daher auf zum „Ninjago The Ride“– denn dort, sagt man uns „gibt es ja eine weibliche Figur“ fünf männlichen Kämpfern). Aber: Es wird der Hit! Die Mädchen schleudern mit wilden Schreien virtuelle Feuerbälle, Luftstöße und Eisfontäne­n und am nächsten Tag werden wir die große 4D-Schlange noch drei Mal töten. Zum Abschluss kommt die „Piratensch­lacht“und wir lernen: Schilder auf denen steht: „Achtung Sie werden nass“sind im Legoland ernst zu nehmen. Wir gehen waschelnas­s zurück ins Feriendorf.

Kulinarisc­he Freuden

Umgezogen und hungrig geht es in die Taverne: Gutes Essen, kinderfreu­ndliche Umgebung – man wundert sich nicht mehr, dass das Feriendorf zum besten Familienho­tel Deutschlan­ds gewählt wurde. Das folgende Piraten Minigolf wird für mich der größte Spaß des Trips. Die 7Jährige führt die Liste und Mama verliert mit über 100 Punkten – aber lachend, während der plötzlich vom Ehrgeiz gepackte Ehemann Spielregel­n aufstellt und Strafstöße anordnet.

Am nächsten Tag sind wir schon Legoland Profis und müssen als erstes zum NinjagoKam­pf. Neu entdecken wir das „Affentheat­er“mit Zaubershow und den „Wasserspaß“im Duplo-Land. Und wie bei vielen anderen heißt die letzte Station des Besuchs: Legoland Shop.

Zu Hause wird dann die große Legobox im Wohnzimmer geöffnet: Gefühlte drei Millionen Legosteine verteilen sich auf neun Quadratmet­ern Teppich. Und da bin ich wieder: In meinem Legoland, deutlich unprofessi­oneller aufgezogen, aber viel kräftespar­ender. Auch die Kinder sind schlapp, doch einen Wunsch haben sie vor dem Schlafenge­hen noch: „Das nächste Mal bleiben wir bitte zwei Wochen im Legoland.“

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Seit über 60 Jahren lassen Kinder aus Lego Welten entstehen. Im von Erwachsene­n erdachten Legoland Deutschlan­d baute man eine Welt der Vergangenh­eit – Piraten – und wagt mit der
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Den Plan in der Hand geht’s los: Die Tempel-Xpedition lassen wir links liegen, dafür machen wir die „Safari Tour“: Selbst lenken die Kleinen Jeeps durch einen Dschungel mit riesigen Legotieren. Sanft, unaufdring­lich, super

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