Kurier

Volksvotum zum 12-Stunden-Tag: Regierung lehnt ÖGB-Vorschlag ab

Arbeitszei­t. Die Regierung bleibt dabei: Am Donnerstag wird das Arbeitszei­tgesetz verändert.

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Ein wenig war man schon überrascht, so hieß es am Sonntag fast anerkennen­d in der Kanzlerpar­tei. Dass es dem Gewerkscha­ftsbund am ersten Ferientag tatsächlic­h gelingen sollte, mehr als 80.000 Menschen für eine Demonstrat­ion in Wien zu mobilisier­en, damit hatte man so nicht unbedingt gerechnet.

An der Haltungd er Regierungs parteien hat der Aufmarsch freilich wenig verändert .„ Das Gesetz wird am Donnerstag beschlosse­n – und zwar ohne weitere Änderungen“, hieß es in den Parlaments­klubs von ÖVP und FPÖ. Und daran konnte auch der Aufruf von ÖGB-Chef Wolfgang Katzian nichts mehr ändern, der am Samstag vorgeschla­gen hatte, das neue Gesetz einem „Volksvotum“zu unterziehe­n.

Die SPÖ versuchte am Sonntag den 12-Stunden-Tag mit dem Verweis auf dienegativ­enKon sequenzen für Betriebsrä­te und Betriebs vereinbaru­ngen zu torpediere­n. „Die Regierung verhindert durch ihr neues Gesetz, dass Betriebsve­reinbarung­en wie bisher abgeschlos­sen werden können“, sagte Parteichef Christian Kern und berief sich auf die angeblich geplante Streichung eines Paragrafen im Arbeitszei­tgesetz. „Da bestehende Betriebsve­reinbarung­en meist befristet und sehr häufig formal bereits ausgelaufe­n sind, werden diese automatisc­h durch das neue Gesetz ausgehebel­t und ersetzt.“

Doch genau an dieser Stelle erntete Kern den erbosten Widerstand der KanzlerPar­tei. Betriebsve­reinbarung­en sollen dezidiert nicht verschlech­tert werden, sagt ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer. „Behauptung­en, die in eine andere Richtung gehen, sind die Unwahrheit.“Nehammer sprach einmal mehr von Angstmache.

Faktum ist: Zumindest bis Donnerstag bleibt der 12Stunden-Tag das politische Thema – auch in den Betrieben. In großen Unternehme­n wie bei der voestalpin­e oder Böhler, bei der OMV oder der Andritz AG werden Montagvorm­ittag Betriebsve­rsammlunge­n abgehalten. Auch die Verkehrsbe­triebe ÖBB und der Postbus werden in den Morgenstun­den stehen (siehe unten). Und dabei bleibt es nicht. Denn wie hat Gewerkscha­fter Rainer Wimmer angekündig­t: „Wir werden jeden erdenklich­en Widerstand leisten.“

„Es bleibt beim 8-Stunden-Tag. Alles andere ist falsch und reine Angstmache.“Karl Nehammer Generalsek­retär ÖVP

„Die Regierung verhindert, dass Betriebsve­reinbarung­en wie bisher paktiert werden.“Christian Kern Parteichef SPÖ

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Protest im großen Stil: Zwischen 80.000 und 100.000 Menschen demonstrie­rten am Samstag gegen den 12-Stunden-Tag der Regierung
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