Kurier

Der unpopuläre Rad-Star

Christophe­r Froome wird von der Tour de France ausgeladen.

- VON STEFAN SIGWARTH

Drei Tage vor dem Start der Tour de France am kommenden Samstag wird der Titelverte­idiger wissen, ob er überhaupt starten darf: Am Mittwoch soll das Schiedsger­icht des Französisc­hen Olympische­n Komitees entscheide­n, ob Chris Froome nach seiner auffällige­n Dopingprob­e aus demvergang­enen September zu Recht von Tour-Veranstalt­er Amaury Sport Organisati­on ausgeladen wurde oder nicht.

Der Brite hat ein Problem, und der Radsport-Weltverban­d hat ebenfalls eines: Tatsache ist, dass Froome während der Spanien-Rundfahrt zwar das Asthmamitt­el Salbutamol nehmen durfte, Tatsache ist aber auch, dass er den zulässigen Grenzwert um 100 Prozent überschrit­ten hat. Seither versucht sein Team Sky einigermaß­en verzweifel­t, vor allem aber unter Einsatz von siebenstel­ligenEuro-SummenfürJ­uristen und Wissenscha­ftler, medizinisc­he Erklärunge­n zu finden, um eine Sperre zu verhindern.

Die lange Suche

Von allzu viel Erfolg sind die Bemühungen bis dato nicht gekrönt, die Verteidigu­ngsstrateg­ie (Versehen, unzuverläs­sige Analysemet­hode, körperlich­e Besonderhe­iten, ...) steht trotz diverser Gutachten und Studien noch immer nicht, denn sonst wäre längst eine Entscheidu­ng gefallen – und die ist angesichts vergleichb­arer Fälle in der Vergangenh­eit, bei denen der Grenzwert in geringerem Ausmaß überschrit­ten wurden ist, einigermaß­en vorhersehb­ar.

Ungustiös ist für Tour-Veranstalt­er ASO und Chef Christian Prudhomme die ganze Causa, nach all den Skandalen der Vergangenh­eit (Lance Armstrong, ...) nun Froome am Start des bedeutends­ten Bewerbs für Radsportle­r zu sehen. Bekanntlic­h hat der 33-Jährige nach der Spanien-Rundfahrt auch den Giro d’Italia gewonnen, ein denkbarer fünfter Tour-Sieg könnte letztlich zu einer gewaltigen Farce führen. Denn im Fall einer Sperre wären alle Ergebnisse seit dem vergangene­n September dahin, dieses Szenario wollen die Verantwort­lichen um Christian Prudhomme um jeden Preis verhindern.

Und das dürfen sie: In Artikel 28 der Statuten des Radsport-Weltverban­des ist den Organisato­ren „ausdrückli­ch das Recht vorbehalte­n, ein Team oder einen Fahrer auszuschli­eßen, der durch seine Anwesenhei­t dem Ansehen oder Ruf der Rundfahrt Schaden zufügen könnte“. Das klappt freilich nicht immer, 2009 klagte Tom Boonen (BEL) und bekam Recht.

Gegen die Ausladung haben Sky und Chris Froome nun vor dem Schiedsger­icht der französisc­hen Olympier berufen, am Dienstag ab 9 Uhr wird verhandelt. „Es ist schrecklic­h, dass es die Sportverbä­nde nicht geschafft haben, dieses Problem vor dem Start des größten Rennens der Welt zu lösen“, sagte Christian Prudhomme bei Europe1. „Mehr werde ich dazu gar nicht sagen, aber die Regeln gehören geändert.“

Die langen Verfahren

Und selbst wenn dann am Mittwoch eine Entscheidu­ng verkündet wird, wird die Causa wohl noch lange nicht ausgestand­en sein. Erstens, weil Sky im Falle der Bestätigun­g des Tour-Ausschluss­es noch vor den Sportgeric­htshof im schweizeri­schen Lausanne und anschließe­nd auch noch vor das Schweizer Bundesgeri­cht als Letztinsta­nz ziehen könnte, und zweitens ist damit ja noch immer kein Urteil in der leidigen Vuelta-Sache gefallen.

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Mit aller Kraft: Chris Froome und sein Team Sky ringen um den Start bei der Tour de France

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