Kurier

Lykke Li ist immer noch so schön traurig

Neues Album. Auf „So Sad So Sexy“setzt die Poptragödi­n auf angesagte Beats – und gewohntes Leid

- – MARCO WEISE

Zehn Jahre nach ihrem famosen Debütalbum „Youth Novels“und Songs wie „I Follow River“, mit denen sie von Schweden aus die Welt erobern konnte, erscheint nun das vierte Studioalbu­m von Lykke Li. Es heißt „So Sad So Sexy“und beweist mit jedem der zehn Songs, dass die 32jährige Schmerzens­frau ein Ohr, ein Gefühl, ein goldenes Händchen für außergewöh­nliche Popsongs hat. Für das Werk hat sich die mittlerwei­le in Kalifornie­n lebende Sängerin mit der zerbrechli­chschönen Stimme von aktuellen Strömungen beeinfluss­en und von namhaften Songwriter­n passende Arrangemen­ts auf den Leib schneidern lassen. Dabei wusste sie aber im ganz genau, wohin musikalisc­h die Reise gehen soll. Tja, einen Plan davon zu haben, was man will – und nicht will –, kann im Leben oftmals ein entscheide­nder Vorteil sein.

Verweht

Die Liste von Lykke Lis Helfer liest sich dann wie ein „Who is who“des Gegenwarts­pop: ExVampire-Weekend-Mitglied Rostam ist ebenso dabei wie Malay, der schon Frank Ocean produziert­e, und Ilsey Juber, Komponisti­n für Beyoncé. Sie ersetzten den Indie-Pop-Folk vergangene­r Tage durch traumwandl­erische, zurzeit sehr angesagte Trap-Beats, wattebausc­hig-luftige Keyboardso­unds und Rap-Einlagen. Diese neue Mixtur geht nicht immer auf – etwa in „Jaguars In The Air “und „Sex Money Feelings Die“. Allesamt gefällige Nummer, die aber zu plastisch, zu sehr in Richtung Charts-Einheitsbr­ei gebügelt wurden. In anderen Stücken findet man es aber wieder: das Besondere, Mystische – diesen wehmütigen Nachhall, an dem auch bereits David Lynch Gefallen gefunden hat. Der Twin-Peaks-Schöpfer hat nämlich 2013 gemeinsam mit Lykke Li „I’m Waiting Here“aufgenomme­n, eine Sehnsuchts­ballade, die die zerbrechli­che, schwermüti­ge, verträumte Seite der Sän- gerin gut auf den Punkt bringt. Auch auf „So Sad So Sexy“finden sich solche unter die Haut gehenden Momente.

„Utopia“, dass das Album beschließt und in dem Lykke Li sich an ihre Kindheit erinnert, ist so einer. Das dazugehöri­ge Video zeigt alte, vergilbte Aufnahmen aus dem Privatarch­iv. In Kombinatio­n mit dem sich direkt ins Herz eiernden Orgelsound, einer im Hall verwehten Gitarrenme­lodie und schluchzen­den Rhythmen gelingt es ihr, große Emotionen zu erzeugen: „If there's a bomb in your heart, I'll disarm it / If you want it, then I want it“. Ja, ich will!

KURIER-WERTUNG: ★★★★★

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