Die tragische Figur Horst Seehofer ...
... stürzte die CSU und die Berliner Regierung ins Chaos, wohl nur der Vorbote großer Veränderungen.
Deutschland hat nach dem Krieg immer wieder Krisen erlebt. Aber wenn Personen umstritten waren, wie Willy Brandt nach der Spionageaffäre Guillaume, stand mit Helmut Schmidt ein Nachfolger als Bundeskanzler bereit. Und als dieser in seiner SPD die Mehrheit verloren hatte, wurde Helmut Kohl im Bundestag zum Kanzler gewählt. Das deutsche Grundgesetz sieht dafür einen Mechanismus vor, der eine stabile Regierung garantiert. Aber die beste Verfassung bietet keinen Schutz gegen grenzenlose Egomanie. Horst Seehofer hat jetzt mit sogenannten Transitzentren seinen Job gerettet, die Bayernwahl aber noch nicht.
Der Machtkampf innerhalb der Union wird weiter gehen. Denn auch in Deutschland spüren wir die Entwicklung weg von den ehemals Stabilität garantierenden Volksparteien. Die CSU hat die absolute Mehrheit in Bayern bereits verspielt, jeder weitere Ruck nach rechts stärkt freie Wählergruppen, die im Freistaat stark sind – und im Zweifel auch die rechtsextreme AfD. Seehofers Sturheit stieß auch in der Wirtschaft auf Unverständnis, die Industrie leidet unter Grenzkontrollen.
Bei Deutschland kommt immer die europäische Dimension dazu. Die stärkste Volkswirtschaft mit deutlich mehr Einwohnern als die anderen Länder, noch dazu mitten im Kontinent, war immer auch ein Unruhefaktor – je nationalistischer, desto schlimmer. So gut wie alle Kanzler nach dem Krieg waren verantwortungsvolle Politiker mit historischem Bewusstsein, sie wollten ihr Land eingebunden in Europa sehen. Die Deutschen lehnen Merkels Flüchtlingspolitik mehrheitlich ab, sie wird früher oder später gehen. Hoffen wir auf eine Nachfolge, die die deutsche Verantwortung für Europa versteht.