Die Erlösung in letzter Sekunde
Comeback. Belgien drehte ein 0:2 gegen Japan und traf in der 94. Minute noch zum 3:2-Sieg
Fassungslos blickten sie drein, die Japaner, die beinahe Historisches geschafft hätten mit dem Einzug in ein WM-Viertelfinale. Tränen flossen, weil der Traum in der 94. Minute platzte – da erzielte Chadli aus einem Bilderbuch-Konter das 3:2 für Belgien. Der Favorit sah lange Zeit an diesem Abend wie ein Geh-heim-Fa- vorit aus, ehe man mit einem Kraftakt doch noch das verloren geglaubte Spiel drehte. Im Viertelfinale trifft man nun im großen Hit am Freitag auf Brasilien.
Die Japaner erwiesen sich gestern in Rostow am Don als große Kämpfer und als zumindest ebenbürtiger Gegner. Forsch gingen sie zu Werke und störten immer wieder die Kreise der favorisierten Europäer. So entwickelte sich zunächst ein mühsames Spiel, nicht nur für Belgien, sondern auch für den neutralen Zuschauer.
Dramatik pur
Aber nur bis zur Pause, denn danach ging es hoch her, das Spiel erhielt das Prädikat sehenswert. Bei einem japanischen Konter unterlief Vertonghen ein Lapsus, Haraguchi zögerte ein wenig, um dann mit einem Schuss ins lange Eck die Führung zu erzielen (48.). Belgien schreckte auf, Eden Hazard, ihr Bester, traf im Gegenzug nur die Stange. Japan wiederum war auf den Geschmack gekommen und legte drei Minuten später mit dem 2:0 nach. Inui durfte seinen sensationellen Schuss ins rechte Eck bejubeln (52.).
Belgien wirkte kurz ratlos und geschockt ob der verrinnenden Zeit. Praktisch aus dem Nichts kam er aber daher, der Hoffnungsschimmer, für den just Vertonghen sorgte, indem er seinen Fehler mit dem 1:2 kompensierte (69.). Einen hohen Ball nahm er mit dem Kopf, in ebenso hohem Bogen senkte sich die Kugel ins lange Eck. Irgendwie kurios, aber auch befreiend.
Belgien rannte noch mehr an als ohnehin, erhöhte den Druck und kam endlich zu Chancen. Eine nutzte der eingewechselte Fellaini per Kopf nach Hazard-Flanke zum 2:2 (74.). Das Spiel begann quasi von vorne, nur dass Belgien emotional im Vorteil war. Beide Teams gaben sich mit dem Remis nicht zufrieden, man wollte die Verlängerung vermeiden. Honda hatte für Japan aus einem Freistoß noch eine gute Chance, Lukaku scheiterte mit einem Kopf ball.
Dann kam die 94. Minute: Belgien fing einen Eckball Japans ab und trug über De Bruyne einen Konter wie aus dem Bilderbuch vor, den der ebenfalls eingewechselte Chadli mit dem vielumjubelten 3:2 exakt 17 Sekunden vor Ende der Nachspielzeit abschloss.
Letztlich wurde Belgien der Favoritenrolle doch noch gerecht, die tapferen und gut spielenden Japaner müssen weiter auf das erste WM-Viertelfinale warten.