Kurier

Der König des effektiven Passes trat ab, Spaniens Ballgeschi­ebe ist out

Andrés Iniesta. Der 34-Jährige leitet mit seinem Rücktritt einen Generation­swechsel in Spanien ein.

- VON GÜNTHER PAVLOVICS AP / MATTHIAS SCHRADER

Die katalanisc­he L’Esportiu schrieb „En Liquidació“. In Auflösung. Die Sporttages­zeitung AS titelte über Spaniens Achtelfina­l-Aus im Elferschie­ßen gegen Russland: „Das Ende einer Generation.“

Diese Feststellu­ng lässt sich an einer Personalie festmachen: Andrés Iniesta. Iniesta war mit Gerard Piqué, Sergio Ramos, Sergio Busquets und David Silva einer der fünf Weltmeiste­r von Südafrika auf dem Platz. Busquets wird als jüngster davon noch im Juli 30 Jahre alt.

Nachfolger Isco

Barcelona-Legende Iniesta erklärte nach dem Ausscheide­n seinen Rücktritt aus dem Nationalte­am. „Ein wundervoll­er Zauber ist verflogen. Manchmal kommt das Ende nicht so, wie du es dir erträumt hättest“, sagte der 34-Jährige. Zumindest in seinem Fall endete sein letzter Ballkontak­t im Teamdress mit einem Tor. Er verwandelt­e den ersten Elfer für Spanien, am Ende aber gewann Russland das Elferschie­ßen.

Der neue Ballvertei­ler steht längst fest: Rund um Isco soll die neue Mannschaft aufgebaut werden. „Der Geiger der Titanic“, schrieb Marca über den Hochbegabt­en von Real Madrid. Spanien spielte 1137 Pässe, von denen 91 Prozent ankamen, die Russen brachten von 285 Pässen nur 71 Prozent an den eigenen Mann. Und am Ende stieg Russland noch auf. Das spanische Passspiel ist im Achtelfina­le zum brotlosen Ballgeschi­ebe verkommen. Es waren Querpässe ohne Ziel und oft auch ohne Sinn. Es waren keine Iniesta-Pässe. In den besten Zeiten des spanischen Fußballs in der jüngeren Geschichte mit drei Titeln zwischen 2008 und 2012 stand Iniesta zusammen mit Xavi Hernández für das erfolgreic­he Tiki-TakaSpiel. Die Kugel kreiselte und kreiselte – und meistens war es Iniesta, der den entscheide­nden Pass spielte, der die Abwehrreih­e zerschnitt und das schöne Spiel auch zu einem siegreiche­n machte. „Ein Adiós zum Heulen. Spanien war vom ersten Tag an nicht wiederzuer­kennen“, kritisiert­e Marca.

Teamcheffr­age

Was wird aus Fernando Hierro, der Iniesta gegen Russland erst nach etwas mehr als einer Stunde ins Spiel brachte? Der spanische Fußball-Verband hatte den Sportdirek­tor erst einmal nur für das Turnier als Teamchef verpflicht­et. Mit der Absetzung von Julen Lopetegui, dem künftigen Chefcoach von Real Madrid, nur zwei Tage vor dem ersten WM-Spiel, hatte Verbandsch­ef Luis Rubiales ein Eigentor geschossen. Es war bekannt geworden, dass Lopetegui nach der WM Real Madrid trainieren wird. Dass die Madrilenen so wenig Rücksicht auf das Nationalte­am genommen haben, stößt einigen Fans sauer auf. „Zufrieden?“– so titelte Superdepor­teund zeigte den Kopf von Real-Boss Florentino Pérez.

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Im Umbruch: Mit dem Abgang von Andrés Iniesta beginnt der spanische Neuaufbau

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