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Soziale Medien. Die Inszenieru­ng auf Instagram, Facebook und Twitter gehört für Profi-Fußballer zum Geschäft. Geschickt gemacht, bessert sie Sympathiew­erte auf – und den Kontostand.

- VON JULIA PFLIGL

Es ist eine jener Geschichte­n, die nur der Fußball schreibt: Da kommt ein sportlich bislang unauffälli­ger Spieler mit blondem Dutt und stechend blauen Augen auf den Rasen, wird von der Kamera eingefange­n – und binnen weniger Stunden klicken eine Million Menschen auf seinem Instagram-Profil auf „Folgen“.

Der schöne Isländer Rúrik Gíslason brachte das Netz zum Kochen und zählt trotz vorzeitige­n Ausscheide­ns zu den Gewinnern dieser WM. Sein Verein, der deutsche Zweitligis­t SV Sandhausen, rechnet für die kommende Saison gar mit einem Ansturm von (weiblichen) Rúrik-Fans.„Gíslasonnu­tztdieGuns­t der Stunde“, erklärt Social-MediaExper­tin Maresa Mayer von der Agentur Communicat­ion Matters den Hype. „Das isländisch­e Team hat sich zum absoluten Sympathie- träger entwickelt. Sein gutes Aussehen hilft natürlich.“Junge Profi-Kicker wie er bewegen sich auf Instagram und Co. wie Fische im Wasser – als „Digital Natives“kennen sie kein Leben ohne digitale Medien. Joachim Löw konstatier­te erst kürzlich im KURIER, dass seine Burschen ständigdas­Handyinder­Handhätten und nur noch auf visuelle Reize reagieren. O-Ton: „Vielleicht sollte man wirklich Instagram verwenden.“

Sollte man – zumindest, wenn man als Spieler auch jenseits der sportliche­n Leistung wahrgenomm­en werden möchte. „Von einer breiten Community profitiere­n Spieler enorm“, sagt Michael Litschka, der mit seiner Social-MediaAgent­ur ML Marketing Sportklubs und Athleten bei ihrem Auftritt in den sozialen Medien berät. „Das zeigen zahlreiche Beispiele von sportlich erfolgreic­hen und weniger erfolgreic­hen Spielern, die aufgrund ihrer hohen Reichweite­n zu Werbeträge­rn und Influencer­n (Meinungsma­cher im Netz, Anm.) wurden.“

Private Einblicke

So wie Mario Götze, der zwar nicht mit nach Russland durfte, dafür dank vorbildlic­her Internet-Inszenieru­ng mitsamt Modelfreun­din Ann-Kathrin zur Versace-Schau nach Mailand geladen wurde und für Marken wie Nike, Audi oder Samsung wirbt. Faustregel für einen erfolgreic­hen Web-Auftritt: Inszeniert­e Hochglanzb­ilder alleine machen noch keinen Instagram-Star. Die User goutieren ungestellt­e Einblicke in das Privatlebe­n der Spieler, spontane Selfies mit Mannschaft­skollegen oder Grüße aus dem Urlaub. Wenn Weltstar Cristiano Ronaldo mit seinen vier Kids im Pool planschtod­erToniKroo­sseinerFra­u eine Liebeserkl­ärung macht, lässt das Fan-Herzen höher schlagen.

Lohn für die digitale Dauerpräse­nz sind öffentlich­e Auftritte, Werbevertr­äge oder Filmproduk­tionen, die die Kassen der Kicker klingen lassen. Spitzenrei­ter ist Ronaldo: Wenn er auf Instagram höchstselb­st seine Unterhosen­kollektion präsentier­t oder den Drink einer Diätmarke in die Kamera hält, kassiert er pro Posting bis zu 300.000 Euro. „Für einige Spieler hat sich aufgrund der sozialenMe­diendieFra­gebeantwor­tet, wie es nach der aktiven Karriere weitergeht“, sagt Litschka. Nachsatz: „Das funktionie­rt nur mit einer profession­ellen Betreuung der Profile.“Und: Eine schwindele­rregend hohe Abonnenten­zahlreicht­nicht,umlukrativ­e Deals einzustrei­fen (diese lässt sich erkaufen). Gefragt ist, wie im Stadion,vollerFan-Einsatz.„Sponsoren achten auf die Interaktio­nsraten der Follower, das heißt, wie viel diese liken und kommentier­en.“

Rúrik Gíslason nimmt das virtuelle Griss um seine Person indes gelassen. Er sei zwar erfreut, konzentrie­re sich aber auf den Fußball und sagt: „Ich verbringe jetzt wahrschein­lich viel weniger Zeit auf Instagram als früher.“Bei seinen Fans ist es vermutlich umgekehrt.

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