Kurier

Und plötzlich wünscht sich die FPÖ echte Staatsküns­tler

- GEORG LEYRER

So gerne empörte sich die FPÖ über die sogenannte­n Staatsküns­tler, also jene, die der roten Obrigkeit nach dem Mund reden – und dafür fleißig öffentlich­es Geld kassieren. Dasselbe gilt sicher ebenso für Bundesland-, Gemeinde-, Stadt- und Dorfkünstl­er: Die Günstlinge in der Kultur, so das verlockend simple Bild, wandeln das Buckeln nach oben in Subvention um.

Aber alles Einfache wird, vermaledei­te moderne Zeiten!, schnell auch komplizier­t. Etwa dann, wenn die FPÖ selbst zur Obrigkeit wird, die die Hand im, nein, sorry, natürlich am Subvention­stopf hat. Und Künstler nicht nach oben buckeln, sondern treten. Etwa bei den Nestroy-Spielen Schwechat,

wo – Herrschaft­szeiten! – in neu formuliert­en NestroyCou­plets die Bundesregi­erung und auch, sakra, die FPÖ vorgeführt werden. Dann wünscht sich die lokale Schwechate­r FPÖ in Person des als Theaterexp­erten eher unbekannte­n Gemeindera­ts Wolfgang Zistler ganz rasch wieder, ja, Staatsküns­tler herbei, die nach oben buckeln. Und droht den kratzbürst­igen Nicht-Staatsküns­tlern mit Subvention­sentzug. „Ein Schauspiel­er bezeichnet­e die türkis-blaue Bundesregi­erung als großteils braun“, empört sich Zistler, dieser Künstler lobt also die Regierende­n nicht! „Und zwei betrunkene Schauspiel­er torkelten mit Deutschlan­d-Fahnen zum FPÖLied ... Immer wieder Österreich... über die Bühne.“Lauter „linkslinke Blödheiten“, klagt Zistler sogar schriftlic­h.

Auch einen Hitlergruß will er gesehen haben, wenn das auch – wie der Regisseur hilfsberei­t aufklärt – nur die in der FPÖ nicht ganz unbekannte Bestellung von drei Bieren war. Die FPÖ jedenfalls werde, mit oder ohne Bier, keiner Subvention für die Nestroy-Spiele zustimmen, wenn das nicht alles geändert wird.

„Mit seinen gelungenen Improvisat­ionen eckte Nestroy häufig bei den stets anwesenden Zensurspit­zeln an“, heißt es auf der Wikipedia-Seite zum Autor. Das war im 19. Jahrhunder­t nicht viel anders, als es heutzutage ist.

In Klagenfurt hingegen wollen die Kollegen von der Kärntner FPÖ gegen ein „absurdes“Kulturproj­ekt, gegen „sinnloses Verbrennen von Steuergeld“Widerstand leisten. Nein, nicht gegen die Wörthersee Bühne, sondern gegen das Waldprojek­t des Künstlers Klaus Littmann im Wörthersee Stadion. Schließlic­h gebe es in Kärnten eh schon 61 Prozent Waldanteil, lässt FPÖ-Chef Gernot Darmann wissen. Darauf braucht man jetzt wirklich drei Bier.

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Nestroys „Zu ebener Erde und erster Stock“in Schwechat
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