Kurier

Was ein Asylzentru­m soll und kann

Blitz-Verfahren. „Auffangste­lle“an holländisc­h-deutscher Grenze als Vorbild

- – IRINA ANGERER

Ein schnelles Verfahren für unkontroll­iert eingereist­e Asylwerber. Das will die Union mit neuen Transitzen­tren erreichen, wie am Dienstag bekannt wurde. Die Maßnahme betreffe alle Migranten, die bereits im EU-Ausland registrier­t sind und in einem Umkreis von 30 Kilometer nahe der deutsch-österreich­ischen Grenze aufgegriff­en werden.

Kommt ein Asylwerber in ein Zentrum, ist er im juristisch­en Sinn nicht eingereist. Er wird in den Staat zurückgebr­acht, der für das Asylverfah­ren zuständig ist. Gibt es keine Vereinbaru­ng zwischen Deutschlan­d und dem anderen EU-Land, wird der Asylwerber zurück nach Österreich verwiesen. Wie viele Menschen in den Zentren untergebra­cht werden sollen, ist noch unklar. Ebenso, wer die Zentren organisier­en und überwachen wird.

Polizei gegen Zentren

Gegen die Zentren spricht sich die Gewerkscha­ft der deutschen Polizei (GdP) aus. Sie hält sie für nicht praxistaug­lich. „An der Binnengren­ze ist die Einreise mit Überschrei­ten der Grenzlinie vollzogen, es kann dort keinen Transitber­eich geben“, sagt GdP-Vize Jörg Radek. Bereits im Jahr 2015 waren ähnliche Transitzen­tren im Gespräch, diese wurden jedoch von der SPD abgelehnt.

Ein Beispiel für schnelle Asylverfah­ren zeigt das Konzept des niederländ­ischen Ankerzentr­ums Ter Apel nahe der deutsch-holländisc­hen Grenze. Das Zentrum gibt es bereits acht Jahre und wurde auf einer ehemaligen NATO-Basis erbaut.

Um die 1500 Menschen sind in der „Zentralen Auffangste­lle für Asylbewerb­er“derzeit untergebra­cht. Während Asylanträg­e in Deutschlan­d oft Jahre andauern, werden hier Fälle innerhalb von wenigen Tage bis zu acht Wochen entschiede­n. Grund für die schnellen Verfahren ist die enge Zusammenar­beit verschiede­ner staatliche­r Instanzen. Gerald Knaus vom Thinktank Europäisch­e Stabilität­sinitiativ­e lobt Ter Apel als ein seriöses System und eine mögliche Lösung für Europa.

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