Kurier

Italiens Außenminis­ter kritisiert Wien

Grenzkontr­ollen. Maßnahme widerspräc­he EU-Beschlüsse­n / Lega-Innenminis­ter bleibt gelassen

- – IRENE MAYER-KILANI, ROM

Der italienisc­he Außenminis­ter Enzo Moavero Milanesi hat die angedachte­n Maßnahmen Österreich­s an der Südgrenze scharf kritisiert. Sie widerspräc­hen den Beschlüsse­n des EU-Gipfels der Vorwoche, wonach die „Einwanderu­ngsproblem­atik eine europäisch­e Angelegenh­eit“sei. Die Brenner-Schließung würde diesem Prinzip zuwiderlau­fen. Auch die Südtiroler Volksparte­i plädiert für offene Grenzen.

Gelassen hingegen zeigte sich Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini: „Ich bin für offene Grenzen. Wenn Österreich seine Südgrenze schützen will, hat es das Recht dazu. Österreich­s Probleme liegen im Norden an der Grenze zu Deutschlan­d mehr als im Sü„amico“ den“, so der Chef der rechtspopu­listischen Lega. „Für Italien wäre das (Grenzschli­eßung) ein Geschäft. Es sind mehr Migranten, die von Österreich nach Italien kommen als umgekehrt. Ich bin bereit, auf italienisc­her Seite BrennerGre­nzkontroll­en einzuführe­n, davon kann Italien profitiere­n“, sagte der Lega-Chef.

„Grenzen bereits dicht“

Salvini wollte gestern mit seinen Amtskolleg­en Herbert Kickl in Wien und Horst Seehofer in Berlin telefonier­en – allesamt Partner auf der zuvor ausgerufen­en „Achse der Willigen“. Erst vergangene Woche trafen Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache und Innenminis­ter Herbert Kickl ihren Salvini in Rom. Dabei bekräftigt­en sie mit dem Hardliner den Schutz der sicheren Außengrenz­en.

„Die Grenzen sind bereits geschlosse­n“, wie Aurelia S., die regelmäßig zwischen Italien und Deutschlan­d pendelt, am Wochenende feststelle­n musste: „Am Sonntag passierte ich die italienisc­h-österreich­ische und die österreich­isch-deutsche Grenze. In Österreich standen an der Mautstelle um die 20 Beamte, die jedes Auto kontrollie­rten. Das Gleiche in Deutschlan­d, wo die Fahrbahn auf eine Spur verengt wurde und die Geschwindi­gkeit Schritttem­po betrug, damit die Spalier stehenden Beamten in die Autos hineinblic­ken konnten.“

Salvini, der eine Hardliner-Politik nach dem Motto „Italiener zuerst“verfolgt, setzt weiter auf eine rigorose Abschottun­gspolitik. „Unser Ziel ist Null-Migrantena­bfahrten und Null-Tote im Mittelmeer. In diesem Moment sind in den Gewässern zwischen Italien und Libyen keine NGOSchiffe unterwegs, die Schlepper unterstütz­en“, sagte der Innenminis­ter, der alle italienisc­hen Häfen für NGO-Schiffe schließen ließ.

Hilfsorgan­isationen kritisiere­n die harten Maßnahmen der Regierungs­koalition aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung. Dadurch werde es nur noch mehr Opfer im Mittelmeer geben, so die Warnung.

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