Kurier

1400 BMW pro Tag, made in the USA

Autobauer. Das größte Werk des BMW-Konzerns steht in den USA – ein Lokalaugen­schein in Spartanbur­g

- AUS SPARTANBUR­G MICHAEL ANDRUSIO

„Baut sie hier!“twitterte USPräsiden­t Donald Trump vor Kurzem, als er wieder mit Importzöll­en auf Autos drohte.

Wie ein Damoklessc­hwert schwebt die Ankündigun­g des US-Präsidente­n vor allem über den deutschen Autoherste­llern. 20 Prozent will Trump auf importiert­e Autos aufschlage­n. Trump hatte im Mai beim Handelsmin­isterium eine Prüfung in Auftrag gegeben, ob die EUAutoeinf­uhren den nationalen Sicherheit­sinteresse­n der USA schaden.

Allerdings bauen bereits viele namhafte Autoherste­ller Fahrzeuge auf dem Gebiet der USA. BMW schon seit 1994 in Spartanbur­g im Bundesstaa­t South Carolina. Fast 40 Prozent aller in den USA verkauften BMW werden mittlerwei­le in South Carolina hergestell­t.

Begonnen hat man mit 3ern für den US-Markt und dem Roadster Z3. Seit 1999 läuft der X5 hier vom Band und heute ist Spartanbur­g das größte Werk im BMWKonzern. 2016 fertigte man 411.171 Autos, ausgelegt ist das Werk auf eine Kapazität von 450.000 Stück. Spartanbur­g ist das BMW-Werk für SUV, aktuell baut man die mittleren und großen SUVModelle: X3, X4, X5, X6 und ab Herbst den neuen X7.

Wir sind hier im Süden der USA, außer an Autos verdient man hier vor allem an land- und forstwirts­chaftliche­n Produkten. Gewählt wirdinSout­hCarolinar­epublikani­sch – 55 Prozent der Wahlberech­tigten haben bei der letzten Präsidente­nwahl für Trump gestimmt. Bei der Einfahrt zum Werksgelän­de werden Besucher daran erinnert, dass Waffen, die man verbergen kann, hier nicht erlaubtsin­d.Sicherheit­gehtvor – nicht nur fürs Personal, auch für die Besucher. Es gibt ausgewiese­ne Schutzräum­e für den Fall eines Tornados und wir werden von unserem Guide angewiesen, im Gänsemarsc­h zu folgen.

Man soll niemandem im Weg stehen und nicht von den herumrasen­den Transportw­agen umgefahren werden. Bei einer Fläche von 560.000 m2 steigen sich die Mitarbeite­r in den Hallen aber nicht gerade auf die Füße. Vieles passiert hier automatisi­ert, in der Karosserie­fertigung liegt der Automatisi­erungsgrad bei 99 Prozent, die Fenster werden beispielsw­eise überhaupt nur von Robotern eingesetzt. Trotzdem: Insgesamt arbeiten hier fast 10.000 Menschen. Von den Arbeitern macht keiner den ganzen Tag die gleiche Arbeit, nach einem Rotationsp­rinzip wechselt man während der Schicht die Arbeitsplä­tze. Ganz offensicht­lich sind die Menschen, die hier für BMW arbeiten, zufrieden,dieKündigu­ngsrate liege bei lediglich drei Prozent, berichtet unser Guide nicht ohne Stolz.

1400 Autos pro Tag

Über 1400 Autos spuckt die Fabrik pro Tag aus, sechs Tage die Woche. 70 Prozent der produziert­en Autos gehen in den Export, der Großteil wird über den Hafen von Charlotte im benachbart­en North Carolina in die ganze Welt verschifft.

Drei Minuten dauert die so genannte Hochzeit, wenn Karosserie und Motor zusammenge­führt werden. „Die Benzinmoto­ren kommen aus München, die Diesel aus Steyr in Österreich“, erklärt unser Guide.

Der Großteil der Autos ist praktisch verkauft und wurde so von einem Kunden bzw. Händler geordert. Bevor die Autos das Werk verlassen, werden sie noch kurz auf einer Teststreck­e Probe gefahren. Wer mag (bzw. es extra bezahlt) kann sich sein Auto noch mit einer Kunststoff­verpackung für den Transport bestücken lassen.

AchtMillia­rdenDollar­hat BMW seit Anfang der 90erJahre in sein US-Werk investiert. Laut einer Studie der University of South Carolina (aus dem Jahr 2014) beträgt die Wirtschaft­sleistung des Werks jährlich 38,5 Milliarden Dollar. 235 Lieferante­n hat man in den USA, 40 davon in unmittelba­rer Nähe in South Carolina.

Und der Konzern wird weiter investiere­n und expandiere­n. Weitere 600 Millionen Dollar wollen die Münchner bis 2021 in den Standort stecken und weitere rund 1000 neue Mitarbeite­r einstellen.

Der KURIER war auf Einladung von BMW in South Carolina. China bereitet sich aber auf eine Eskalation vor. Am Freitag treten Sonderzöll­e der USA in Höhe von 25 Prozent auf chinesisch­e Importe im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft. Anfang August könnten weitere 16 Milliarden Dollar folgen. Falls China, wie angekündig­t, zurückschl­ägt, hat US-Präsident Trump zusätzlich­e Vergeltung­smaßnahmen über 200 Milliarden Dollar angedroht. Dann wäre die Hälfte der Exporte in die USA betroffen.

Notenbank-Chef Yi Gang kündigte an, dem Kursverfal­l des Yuan nicht tatenlos zuzusehen. China werde die Landeswähr­ung stabil halten. Die Staatsmedi­en wurden angewiesen, Gefahren eines Handelskri­eges kleinzured­en und keine Trump-Äußerungen oder US-Berichte ohne Genehmigun­g zu veröffentl­ichen. Folglich schrieben die Zeitungen, dass die Kursverlus­te an den Börsen „irrational“und „eine Überreakti­on“seien. Der Aktienmark­t in Schanghai war zu Wochenauft­akt auf den tiefsten Stand seit gut zwei Jahren gefallen.

 ??  ?? Mit Beginn der Fertigung des neuen X7 (im Bild die Montage eines Vorserienm­odells) werden die Produktion­szahlen in Spartanbur­g weiter nach oben gehen
Mit Beginn der Fertigung des neuen X7 (im Bild die Montage eines Vorserienm­odells) werden die Produktion­szahlen in Spartanbur­g weiter nach oben gehen
 ??  ?? Waffen, die man verstecken kann, sind hier nicht erlaubt
Waffen, die man verstecken kann, sind hier nicht erlaubt
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria