Kurier

Konkurrenz für den PAP-Abstrich

HPV-Tests entdecken Krebsvorst­ufen früher. Ärzte empfehlen, alle drei Jahre zu testen

- VON E. GERSTENDOR­FER HPV)

Bei jeder Frau, die ein Mal jährlich zur Kontrolle zum Frauenarzt geht, wird routinemäß­ig ein PAP-Abstrich gemacht. Mit einem Wattestäbc­hen werden Zellen von Gebärmutte­rhals und Muttermund entnommen und im Labor ausgewerte­t. Das könnte sich nun ändern, wie eine aktuelle kanadische Studie mit mehr als 19.000 Frauen nahelegt. Demnach können die Vorstufen für Gebärmutte­rhalskrebs, die der PAP-Test erfasst, besser mittels HPV-Test nachgewies­en werden.

Auch dieser Test erfolgt über einen Abstrich und zeigtan, obeineInfe­ktionmit humanen Papillomvi­ren

vorliegt, er sei aber genauer. In der aktuellen Studie, die im Journal der American Medical Associatio­n erschienen ist, wurde eineHälfte­derFrauenm­ittels HPV-Test, die andere Hälfte mittels PAP-Abstrich untersucht.

Häufiger entdeckt

Nach zwei Jahren zeigte sich: Bei Frauen in der HPVGruppe wurden signifikan­t häufiger Krebsvorst­ufen entdeckt. Insgesamt gab es in dieser Gruppe aber weniger Fälle besorgnise­rregender Gewebeverä­nderungen, da Frauen bereits früh behandelt werden konnten, erklärt Studienaut­orin Gina Oglivie von der University of British Columbia.

Im Rahmen der Studie wurden die PAP-getesteten Frauen auch mit einem HPVTestunt­ersucht. Durchdiese­s zusätzlich­e Testen konnten weitere 25 HPV-Infektione­n festgestel­lt werden, die mit dem PAP alleine nicht gefunden worden wären. Zum Vergleich: Durch Hinzufügen des PAP in der HPV-Gruppe wurdendrei­weitereInf­ektionen entdeckt. „Der PAP-Test ist spezifisch­er als der HPVTest. Das bedeutet, die Wahrschein­lichkeit, dass bei auffällige­m PAP-Test eine Vorstufe von Gebärmutte­rhals- krebs vorliegt, ist hoch. Beim HPV-Test werden aber auch Infektione­nentdeckt, diesich gar nicht zu einer Krebsvorst­ufe weiterentw­ickeln“, sagt Petra Kohlberger, Vorsitzend­e der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe (OEGGG).

Neue Leitlinie

Bis zu jede vierte Frau unter 30 Jahren ist mit HPV infiziert. Bei den meisten gehe die Infektion innerhalb von bis zu zwei Jahren wieder zurück – ohne, dass es zu einer Krebsvorst­ufe kommt. Kohlberger: „Gerade bei jungen Frauen kommt das Immunsyste­m sehr gut mit einer HPV-Infektion zurecht. Bei unter 30-Jährigen ist der HPV-Test als Screening-Verfahren daher nicht geeignet. DieFrauenw­erdendurch­den Nachweis der Infektion eher unnötig verunsiche­rt.“

Gemeinsam mit anderen Fachgesell­schaften gibt die OEGGG in einer neuen Leitlinie zur Diagnose und Therapie der Vorstufen von Gebärmutte­rhalskrebs folgende Empfehlung: Im Rahmen des derzeit bestehende­n Vorsorgepr­ogramms soll Frauen ab 30 zumindest alle drei Jahre zu einem HPVTest geraten werden.

Schon jetzt übernehmen die Krankenkas­sen die Kosten für den Test – allerdings nur in manchen Bundesländ­ern, darunter Wien. Kohlberger geht davon aus, dass nach der von der Regierung geplanten Harmonisie­rung der Gebietskra­nkenkassen dies auch österreich­weit der Fall ist.

Während hierzuland­e die Krebsvorso­rge davon abhängt, obFrauenzu­rKontrolle beim Frauenarzt gehen, gibt es in anderen Ländern organisier­te Screenings, bei denenFraue­nnationale­ingeladen werden – ähnlich dem Mammografi­e-Screening. Dasistetwa­indenNiede­rlanden (ab 30 Jahren), Mexiko (ab 35 Jahren) und Australien(ab25Jahren) derFall. In Italien gibt es derzeit in manchen Regionen ein Pilotproje­kt (ab 30 Jahren). In Deutschlan­d wird ein ähnliches Modell erarbeitet.

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