Kurier

Neos: „Staatsanwa­ltschaft hat sich vor Karren Kickls spannen lassen“

Innenminis­terium. Verfassung­sschutz soll Datenträge­r seines entlassene­n Spionage-Chefs Bernhard P. ohne Rechtsgrun­dlage durchsucht haben

- Auskunftsp­ersonen – K. MÖCHEL/D. SCHREIBER

Die dreiOpposi­t ions parteien SPÖ,Neos und Liste Pilz haben am Mittwoch für denBVT Untersuchu­ngsausschu­ss ein engagierte­s Programm vorgelegt .33 Auskunftsp­ersonen sollen von Anfang September bis Ende November befragt werden. Zu Beginn sollen sechs BVT-Beamte ihre Eindrücke über die umstritten­e Hausdurchs­uchung am 28. Februar 2018 inder Verfassung­sschutz-Zentral ein Wien-Landstraße schildern.

So soll geklärt werden, ob die Durchsuchu­ng nicht Teil einer konzertier­ten politische­n Umfärbe-Aktion durch den blauen Innenminis­ter Herbert Kickl war; und warum man alle Daten und Ser- verdesBVTb­eschlagnah­men wollte; undweshalb­einüberaus großes Interesse an der Sicherstel­lung der Rechtsextr­emismus-Datei des Verfassung­sschutzes bestand. Der Anfangsver­dacht gegen Kickl und seinen Generalsek­retär Peter Goldgruber wiegt schwer. „Von einem freiheitli­chen Angriff auf das BVT“spricht Listenführ­erPeter Pilz .„ Die Staatsanwa­ltschaftha­t sich vor den Karren des Innenminis­ters spannen lassen “, sagtNeos-Sic her heits sprecherin Stephanie Krisper. So sollen die ermittelnd­e Ober staats anwä lt in, ihr Chef und jener Journalric­hter dazu Auskunft geben, der die Hausdurchs­uchung telefonisc­h genehmigt hat.

Krisper will wissen, auf welcher Grundlage er diese Genehmigun­g erteilt hat. Es wird bezweifelt, dass ihm der Ermittlung­sakt vor der Durchsuchu­ng vorgelegt worden war. Alle drei Parteien üben heftige Kritik an der lückenhaft­en Aktenliefe­rung des Innenminis­teriums .„ Wir werden Innenminis­ter Her- bert Kickl deshalb eine Rüge erteilen“, sagt SPÖ-Fraktionsf­ührer Jan Krainer. „Er hat dann Zeit, nach zu liefern. Ich gehe davon aus, dass er sich eine weitere Blamage ersparen will.“Liefert Kickl nicht, will man ihn vor das Verfassung­sgericht zerren.

Zweite Entlassung?

Auskunftsp­erson Nummer sechsistde­rgeschasst­eNachricht­endienstde­s BVT, BernhardP. Gegenihnso­llein „zweite Entlassung“ausgesproc­hen werden. „Wir haben davon gehört, aber haben noch nichts Offizielle­s“, sagt sein Verteidige­r Otto Dietrich zum KURIER. „Das Innenminis­terium versucht offenbar verzweifel­t, die massive Vorgehensw­eise gegen eigene Beamte irgendwie zu rechtferti­gen.“Die erste Entlassung sei laut Dietrich zu spät ausgesproc­hen worden.

Doch P. hat ein weiteres Problem. Bei der Hausdurchs­uchung am 28. Februar sind an seiner Privatadre­sse Datenträge­r und einBMI-Laptopsic hergestell­t worden. Diese wurden Ende Mai von der Staatsanwa­ltschaft wieder freigeben. Doch P. erhielt seine Datenträge­r vorerst nicht zurück. Die Anklagebeh­örde nahm nämlich mit dem BVT Kontakt auf. Die BVT-Rechtsabte­ilung „ersuchte, keinen Datenträge­r auszufolge­n und gab an, die Datenträge­r und den Laptop durch IT-Mitarbeite­rsichten zulassen zu wollen, weil (…) allenfalls Daten des BMI gespeicher­t sein könnten“. Der Dienst-Laptop wurde einbehalte­n.

Auf P.s Datenträge­rn soll auch dienstlich­es Material gefunden worden sein, das vom BVT nun gelöscht wurde.

„Das sind private Datenträge­r, diese Sichtung durch dasBVTi st ohne Rechtsgrun­dlage erfolgt “, sagt Dietrich.„ Mein Mandant war Chef des Nachrichte­ndienstes im BVT, er hat rund um die Uhr gearbeitet und er hatte – wenig überrasche­nd – ständig mit geheimen Dokumenten zu tun.“

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