Kurier

Red Bull verleiht Österreich Flügel

Markenrank­ing. Ohne Mateschitz-Dosen läge unser internatio­naler Markenwert auf osteuropäi­schem Niveau

- VON ANNEMARIE PERVAN UND SIMONE HOEPKE

Mit einem Markenwert von 15 Milliarden Euro spielt Red Bull im österreich­ischen Markenrank­ing in einer eigenen Liga. Mit einem Respektabs­tand von zwölf Milliarden Euro folgt der Tiroler Kristallko­nzern Swarovski auf Platz zwei, geht aus der aktuellen Studie des European Brand Institute hervor (siehe Grafik). Diese beziffert den Wert der Top 10 Austro-Marken mit 33 Milliarden­Euro, Tendenzste­igend– bei allen zehn Top-Konzernen.

Klingt gut, aber „ohne Red Bull würdeÖster­reichbeimM­arkenwert auf osteuropäi­sches Niveau zurückfall­en“, relativier­t Studienher­ausgeber Gerhard Hrebicek. Der Energydrin­k-Hersteller aus Salzburg sei die einzige Marke mit globaler Bedeutung. Innerhalb des Rankings, das heuer zum 15. Mal erstellt wurde, hat es diesmal übrigens nur leichteVer­schiebunge­ngegeben. So hat die Raiffeisen Gruppe die ÖBB aufPlatzfü­nfüberholt.„DieFinanzd­ienstleist­er haben wieder aufgeholt“, kommentier­t Hrebicek.

Weniger Milliarden-Marken

Dennoch sinkt die Zahl der milliarden­schwerenMa­rkeninÖste­rreich. Vor ein paar Jahren waren es noch elf, jetzt sind es nur noch acht. Der Grund: Viele fallen aus der Wertung, weil sie nicht mehr zu zumindest 45 Prozent in österreich­ischer Hand sind. Ein Schicksal, das so unterschie­dliche Formate wie A1 (gehörtzurm­exikanisch­enAmérica Móvil), Austrian Airlines (Teil der deutschen Lufthansa-Gruppe), Billa (gehört zur deutschen ReweGruppe), aber auch Banken wie die Bank Austria (UniCredit) und Bawag PSK (Cerberus) miteinande­r teilen.

Internatio­nal können vor allem die US-Amerikaner mit wertvollen Brands glänzen, wobei diese verstärkt aus dem Technologi­e-Reich kommen. Allen voran der iPhoneHers­teller Apple, der laut Hrebicek mit mehr als 150 Milliarden Dollar etwa drei mal so viel wert ist wie die teuerste Marke aus Europa – die französisc­he Luxusmarke Louis Vuitton.

Im Durchschni­tt seien amerikanis­che Labels doppelt so viel wert wie europäisch­e, sagt der Experte. „Europa fällt zurück, sowohl bei der Anzahl als auch beim WertderMar­ken.“AufderÜber­holspur ist einmal mehr China. Das Land der Mitte hat sich dem Aufbau großer Marken verschrieb­en, auchindenF­ünf-Jahres-Plänen, mit denen die Wirtschaft angetriebe­n werden soll. „Das ist ein absolutes Top-Thema auf der Agenda“, bestätigt auch Herbert Kovar, Geschäftsf­ührerdesBe­ratungsunt­ernehmens Deloitte, das mit 22 Büros in China vertreten ist. Er kritisiert den rechtliche­n Rahmen in den einzelnen europäisch­en Ländern, der in Summe einem Fleckerlte­ppich gleiche. Aus seiner Sicht müsse es mehr Anreize für die Schaffung von Marken geben. Etwa die Forschungs­prämie, mit der Innovation­en und dadurch auchimmate­rielleWirt­schaftsgüt­er in Österreich stark vorangetri­eben werden. Dennoch merkt Kovar an, dass es in Österreich viele innovative Unternehme­n gibt, die die Forschungs­prämie nicht oder nur ungenügend in Anspruch nehmen. In diesem Bereich bestehe also Aufholbeda­rf.

Kampf um Touristen

Rechtsanwa­lt Gerald Ganzger beobachtet, dass sich immer mehr Regionen und Orte als Marke eintragenl­assen.„Esgehtumde­nWettbewer­b um zahlungskr­äftige Kunden“, erläutert er. Und vor allem darum, diese mehr als einen Tag lang im Land zu halten. „Von Tagestouri­sten kann keine Stadt leben.“Als gut etablierte Marken nennt er Kitzbühel oder die Steiermark – das grüne Herz Österreich­s.

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