Kurier

Ermittlung­en und Suspendier­ung

Der Fall Clara D. Behörden und Diözese tolerierte­n die „Beziehung“

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Der Fall von Clara D. wurde im vergangene­n Mai publik und beschäftig­t seither auch die Staatsanwa­ltschaft Korneuburg. Ermittelt wird unter anderemweg­enMissbrau­chs eines Autoritäts­verhältnis­ses. Sowohl gegen den beschuldig­ten Pfarrer als auch gegen unbekannte Täter. Nach Bekanntwer­den der Vorwürfe wurde der Geistliche – er war zuletzt in Wien tätig – suspendier­t.

Als 13-jähriges Mädchen kamClarain­den1990er-Jahren in das Erziehungs­heim in Hollabrunn – nachdem sie jahrelang sexuell missbrauch­t worden war. Das Heim wurde von Nonnen geführt. „Bei den Schwestern habeichmic­hzumersten­Mal sicher gefühlt“, erzählte sie.

AlsClara17­Jahrealtwa­r, kam ein neuer Kaplan. Und schon bei der ersten Beichte, so schildert sie, habe er sie aufgeforde­rt, ihn oral zu befriedige­n. „Deine Sünden werden dir nicht vergeben.“Regelmäßig soll er die junge Fraumissbr­auchthaben. Clara wurde schließlic­h mit Zwillingen schwanger. Clara bekam die Kinder, doch wenig später sei sie dazu gezwungen worden, sie zur Adoption frei zu geben.

Freiwillig?

Ein „Verhältnis“zwischen dem Pfarrer und der Minderjähr­igen war bekannt, bestätigte auch die Erzdiözese Wien. „Die Frau hat damals angegeben, dass es sich um eine freiwillig­e Beziehung handelt“, erklärte der Sprecher der Erzdiözese. „Heute sehen wir eine derartige Beziehung mit Minderjähr­igen natürlich kritischer.“Als das Verhältnis bekannt wurde, wurde der Geistliche einfach in eine andere Pfarre versetzt.

Weder Jugendamt noch Bezirkshau­ptmannscha­ft fanden die „Beziehung“damals merkwürdig. Es wurde keine Anzeige erstattet. Dass diejungeFr­auzurAdopt­ionsfreiga­be genötigt worden sei, weist man vonseiten der Kirche allerdings von sich. Man habe hingegen erwirkt, „dass der Priester seine Kinder anerkennt und seinen Unterhalts­pflichten nachkommt, was für die junge Mutter sehr wichtig war.“

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