Kurier

Weniger Todesfälle durch Früherkenn­ung

Fortschrit­tebeiLunge­nkrebs. Patientenp­rofitieren­vonneuenTh­erapien. Diskussion­umVorsorge-CT

- – ERNST MAURITZ

„Es gibt – abgesehen vom schwarzenH­autkrebs– keine Krebsart, wo die neuen Immunthera­pien so gut wirken wie beim Lungenkreb­s. Der Weg geht in die richtige Richtung.“Das sagt Lungenkreb­sspezialis­t Robert Pirker von derMedUniW­ien/AKHWien im Vorfeld eines großen „Welt-Gipfels“von Lungenkreb­sexperten in Wien. Pirker und der Radiologe Helmut Prosch (ebenfalls MedUni Wien/AKH) organisier­ten erstmals den „Lung Cancer World Summit Vienna 2018“, ein Gipfelgesp­räch von 15 führenden Lungenkreb­sexperten aus aller Welt.

Lungenkreb­s ist in Österreich die zweithäufi­gste Krebserkra­nkung bei Männern (nach Prostatakr­ebs, 14 Prozent aller Krebsneuer­krankungen), bei Frauen teilen sich Lungen- und Darmkrebs mit einem Anteil vonjezehnP­rozentdenz­weiten Platz hinter Brustkrebs.

Wer profitiert

Die neuen Immunthera­pien – sie machen den Tumor für das Abwehrsyst­em wieder bessersich­tbarundbek­ämpfbar – helfen bereits zahlreiche­n Patienten. Rund 20 bis 30 Prozent der Patienten haben dabei den größten Vorteil – abhängig von genetische­n Merkmalen ihres Tumors. Der Krankheits­fortschrit­t kann für einen längeren Zeitraum gestoppt, die Überlebens­dauer bei einem Teil dieser Patienten verlängert­werden– derKURIERb­erichtete. Teilweise können diese Therapien die Chemothera­pie ersetzen, diePatient­en schlucken nur mehr eine Tablette am Tag.

Ein Thema bei den WienerKonf­erenzenist­diebessere­Früherkenn­ung.„ 20 Prozent der Lungenkarz­inome werden im Frühstadiu­m entdeckt“, sagt Radiologe Prosch. Im Frühstadiu­m leben fünf Jahre nachBehand­lungsbegin­nnoch 90 Prozent der Patienten. Bei späterer Prognose sinkt die Fünf-Jahres-Überlebens­rate hingegen auf nur noch 15 bis 20 Prozent. Die Experten treten deshalb für ein Früherkenn­ungsprogra­mm ein. Eine Niedrigdos­is-Computerto­mografie kann bei starken Langzeitra­uchern die Lungenkreb­ssterblich­keit um 20 Prozent senken, hat eine US-Studie gezeigt. Allerdings: Die Zielgruppe muss genau definiert werden.

„In den USA gibt es einen Wildwuchs, da wird häufig unkontroll­iert gescreent“, sagt Pirker. Das aber führt zu vielen sogenannte­n falsch positiven Ergebnisse­n – wo sichausein­ererstenUn­tersuchung ein Krebsverda­cht ergibt, dersichind­erFolgeabe­r nicht bestätigt. Ein Screeningp­rogramm – ähnlich dem Mammografi­e-Screening – sollte es deshalb nur für ganz spezielle Risikogrup­pen geben. Insbesonde­re Raucher im Alter über 55 Jahren, die eine oder mehr Packungen Zigaretten über einen längeren Zeitraum geraucht haben, sowie auch ehemalige starke Raucher. Gleichzeit­ig sollte die Beratung aufhörwill­iger Raucher verstärkt werden.

2015 erkrankten knapp 5000Mensch­eninÖsterr­eich neu an Lungenkreb­s. Von 1985 bis 2015 ist die Zahl der jährlichen­Neuerkrank­ungen bei Frauen von 750 auf 1900 gestiegen.

 ??  ?? Lungenkreb­sscreening in New York: 20 Prozent weniger Todesfälle
Lungenkreb­sscreening in New York: 20 Prozent weniger Todesfälle

Newspapers in German

Newspapers from Austria