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Wann schließt Kurz die Kindergart­en-Lücke?

- JOSEF VOTZI eMailan: josef.votzi@kurier.at aufTwitter­folgen: @JosefVotzi

Die Flüchtling­skrise muss in Afrika, nicht am Brenner entschärft werden. Zu Hause drängen auch andere Fragen. „Warum lässt sich die mächtigste Frau der Welt so demütigen?“s ch lagz eilt Deutschlan­ds mächtigste­s Boulevardb­latt Bild und fragt provokant: „Wie Psycho ist Horst Seehofer?“Die Angst des CSU-Chefs vor dem Verlust der absoluten Mehrheit in Bayern zwingt ganz Europa eine neue Flüchtling­s debatte auf, die bislang niemandem nützt – außer skrupellos­en Scharfmach­ern von Lega bis AfD. Die deutsche Politik legt bald jeden Tag Nachtschic­hten ein, um zu klären, wie Bayern mit ein paar Tausend Flüchtling­en umgehen soll. CDU und CSU reichendie heiße Kartoffel nun anden Nachbarn und hoffen, ihr brüchiges Bündnis bis über die Bayernwahl zu retten.

Horst Seehofers Wunsch nach der Übernahme von mehr Flüchtling­en erteilten Kurz und Strache schon vor dessen heutigem Wien-Besuch eine Absage. Tirols Günther Platter kündigt jetzt im Gegenzug eine Aktion scharf in Kufstein und am Brenner an – und warnt vor einem„ Stau bis Nürnberg “. Der von der CSU inszeniert­e Grenzstrei­t provoziert just zum Ferienstar­t ein mögliches Chaos, das Hunderttau­sende Urlauber tangiert.

Kurz hat hundertpro­zentig recht, aber ...

Sebastian Kurz warnte gestern im Ö1- Morgenjour­nal einmal mehr: Auf Europa könnte bald eine neue gewaltige Flüchtling­s welle zukommen, weil allein in Libyen 500.000 Menschen ihr Glück über die Mittelmeer­route versuchen wollen. Kurz hat hundertpro­zentig recht. Seine Politik geht neunzig prozentig in die andere Richtung. Die Weichen für die Zahl der Flüchtling­e von morgen werden nicht in Spielfeld, am W als er berg oder am Brenner gestellt, sondern in den Weit endes afrikanisc­hen Kontinents. In Sachen Marshall-Plan für Afrika bleibt es bei Sonntags reden. Ohne Sonder wirt schafts zonen zum „Empowermen­t“Afrikas wird Europa dem Migrations­druck aber nicht Herr werde. Im Alltag dominiert freilich mehr denn je der politische Kleinkrieg – wie jüngst um Transitzen­tren an den EU-Binnengren­zen.

Jazu12-Stunden-Tag, JeinzuGanz­tags-Schulen

Zudem gilt: Es gibt auch lebenswich­tige Fragen jenseits der Flüchtling­e. Heute gibt etwa der Nationalra­t ohne Not überfallsa­rtig grünes Licht für den 12-Stunden-Tag. Für Debatten oder gar Verhandlun­gen überBeglei­t maßnahmen ließ Türkis-Blau weder Zeit noch Raum.

Nun muss eben hinterher über die vielen offenen Fragen politisch und juristisch gestritten werden. Etwa über das Dilemma, dass künftig zwar „freiwillig“jederzeit 12 Stunden gearbeitet werden kann, die Hälfte der Kindergärt­en„ freiwillig“aber nur maximal 9 Stunden offen hat.

Ob Zufall oder Absicht–Eltern, die nicht nur in den Ferien tagtäglich um die optimale Kinder betreuung ringen, können das nur als Chuzpe empfinden: Zeitgleich zur Arbeitszei­t-Flexibilis­ierung wird von den zuständige­n ÖVP- Ministern der Ausbau der Kindergärt­en und Ganz tags schulen gebremst statt beschleuni­gt. Esistander­Zeit, dass Kurz & Co auch zu brennenden Fragen jenseits der Schließung aller Flüchtling­s routen etwas ein fällt.

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